Neukirchen-Vluyn Grubenwasser: RAG sieht keine Gefahr

Neukirchen-Vluyn · Das Unternehmen weist die Sorge zurück, Gift aus der Bergbauzeit könne wieder an die Oberfläche gelangen.

Können giftige Chemikalien, die einst im Bergbau eingesetzt wurden, durch Grubenwasser zur Gefahr für die Bevölkerung werden? Zu dieser Diskussion, die der Neukirchen-Vluyner Politiker Klaus Wallenstein jüngst wieder angestoßen hatte (die RP berichtete), äußert sich die Ruhrkohle AG, ehemaliger Betreiber der Zeche Niederberg: "Eine Gefährdung des Trinkwassers durch Eintrag von PCB ist nicht erkennbar." Nach Aussagen der Aufsichtsbehörden gebe es keinen signifikanten Austrag an PCB.

PCB ist die Abkürzung für Polychlorierte Biphenyle. Sie gelten als krebserregend, wurden aber bis in die 80er Jahre verwendet, etwa als Hydraulikflüssigkeit im Bergbau, auch in der Zeche Niederberg. Klaus Wallenstein (Fraktion NV AUF geht's) und andere Kritiker rechnen damit, dass in den nächsten Jahren das Grubenwasser wieder steigen wird, denn 2018, wenn der Bergbau an Rhein und Ruhr endgültig aufhört, soll das Abpumpen dieses Wassers stark eingeschränkt werden. Wallenstein, der früher selber Grubenelektriker in der Zeche Niederberg war, sieht die Gefahr, dass PCB-haltiges Wasser in den Kreislauf des Trinkwassers gerät.

Tatsächlich bereitet das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) derzeit ein Gutachten vor, das die Belastung ehemaliger Zechen mit den giftigen Stoffen untersuchen soll. Bislang gebe es aber "keine Überschreitung der Umweltqualitätsnorm", erklärte Lanuv-Sprecher Frank Seidlitz. Die RAG signalisiert eine offene Zusammenarbeit mit den Behörden. In einem Schreiben, welches das Essener Unternehmen der RP Moers zugesandt hat, heißt es: "Die Ergebnisse der Lanuv-Messreihe des Grubenwassers, die auch von uns unterstützt wurde, liegen uns noch nicht vor. Insoweit können wir sie auch nicht kommentieren. Bei der Dauer dieser Messreihe kann es sich jedoch nur um Stichproben je Standort handeln, die für belastbare Ergebnisse weitergeführt werden muss." Die eigenen Messungen zeigten aktuell keine Veränderungen, versichert die RAG. An behördlich festgelegten Orten würden die Proben entnommen, doch werde PCB "nur in geringen Mengen oder sogar unterhalb der Nachweisgrenze" festgestellt. Die Befürchtung, das Gift könne langfristig in den Trinkwasserkreislauf geraten, sei nicht realistisch, heißt es in der Stellungnahme der RAG: "Auch wenn das Grubenwasser in Pumpprozessen von Unter- nach Übertage und dann bei der Einleitung in das Oberflächengewässer in Bewegung ist, handelt es sich nicht um ein Fließgewässer. Fließgewässer sind per Definition Bäche und Flüsse. Und für die gibt es Grenzwerte und Umweltqualitätsnormen."

Das Nachrichtenmagazin "Spiegel" hatte im August berichtet, neue Messungen des Landesamts hätten belegt, dass Grubenwasser, welches die RAG in Flüsse eingeleitet hatte, teilweise dreifach höhere Werte aufgewiesen habe, als die Umweltqualitätsnorm gestattet. Diese Werte traten in der Nachbarschaft von noch aktiven Bergwerken auf, etwa der Zeche Prosper Haniel, die ihr Grubenwasser nahe Bottrop in die Emscher leitet.

Wie die RAG erklärt, ist nicht bekannt, wie viel PCB-haltige Flüssigkeit in den 70er und 80er Jahren durch Lecks, Defekte etc. unter Tage geblieben ist. Einige Hydraulikflüssigkeiten seien fachgerecht entsorgt worden, andere, vor allem in den Abbaubetrieben, seien mit der Förderung über Tage gelangt. "Eine absichtliche Entsorgung der Flüssigkeiten unter Tage fand nicht statt."

(s-g)
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