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Neukirchen-Vluyn Besserer Schutz nach der Messerattacke

Neukirchen-Vluyn · Nach dem Vorfall im Sozialamt hat die Verwaltung Maßnahmen ergriffen. Ob der Fall vor Gericht kommt, ist noch unklar.

Wer bei Google die Suchwörter "Angriff" und Sozialamt" eingibt, findet eine Reihe von Berichten zu gewalttätigen Übergriffen gegen Mitarbeiter aus mehreren Jahren. Die Stadt Neukirchen-Vluyn hat jetzt zusätzliche Maßnahmen ergriffen, um ihre Mitarbeiter vor Attacken zu schützen. "Wir haben im Rathaus weitere Zwischentüren einbauen lassen", sagte Stadtsprecher Frank Grusen auf Nachfrage unserer Zeitung. Außerdem möchte die Stadt für die Mitarbeiter Kurse, zum Beispiel in Selbstverteidigung oder Deeskalation, anbieten. Weitere Maßnahmen seien im Gespräch.

Anlass für die Initiative im Rathaus bot der Angriff auf einen Sachbearbeiter des Neukirchen-Vluyner Sozialamts am 21. Juni (wir berichteten). Ein Mann hatte den 54-Jährigen mit einer selbstgebauten Waffe - es handelte sich um einen Besenstiel, an dem ein Messer befestigt war - attackiert. Im Gerangel mit dem Angreifer wurde der Mitarbeiter an der Hand verletzt. Kollegen des 54-Jährigen konnten den Wüterich schließlich festhalten, bis die Polizei eintraf.

Der verletzte Mitarbeiter wurde zunächst krankgeschrieben, er habe aber zum Glück bereits wenige Tage später die Arbeit wiederaufnehmen können. Der Angriff sei danach Thema im Verwaltungsvorstand gewesen. Gemeinsam mit der Polizei seien bestehende und mögliche ergänzende Sicherheitsmaßnahmen erörtert worden, sagte Grusen. Man sei sich einig gewesen, dass die bestehenden Maßnahmen - dazu gehört ein elektronisches Notrufsystem, das jeder Mitarbeiter auslösen kann - funktionierten und sich bewährt hätten. Darüber hinaus sei vereinbart worden, nebeneinanderliegende Büros in einigen Bereichen des Rathauses durch Zwischentüren zu verbinden. "Kollegen können dann besser hören, wenn im Nebenraum Radau sein sollte, und einander schneller zu Hilfe kommen." Die Belegung von Kursen werde den Mitarbeitern auf freiwilliger Basis angeboten.

Der Angriff im Juni hatte auch in den sozialen Netzwerken für Diskussionen gesorgt. Kommentare bei Facebook brachten Bürgermeister Harald Lenßen auf den Plan. Er zeigte sich im Namen der Stadtverwaltung empört über "Aussagen, die ein solches Vorgehen rechtfertigen oder die Schuld zumindest indirekt unserem Kollegen zuschieben." Lenßen habe für sein Eingreifen viel Lob bekommen, sagt Grusen. Erfreulich sei auch, dass die böswilligen Kommentare bei Facebook von der Mehrheit der Nutzer "Gegenwind" bekommen hätten. Er habe die Diskussion im Netz für alle Fälle dokumentiert, berichtet Grusen. "Nicht um Leute zu verfolgen. Aber es ging um einen Kollegen aus dem Rathaus. Wir waren wirklich schockiert."

Grund für den Angriff auf den Sachbearbeiter soll eine Geld-Rückforderung des Amts gewesen sein. Der 59-jährige Angreifer wurde von der Polizei festgenommen und später auf Anordnung eines Richters in einer psychiatrischen Klinik untergebracht.

Die Akten liegen inzwischen bei der Staatsanwaltschaft. "Die Tat war außergewöhnlich", sagte Oberstaatsanwalt Günter Neifer. Ob und wann der Fall vor Gericht kommt, ist noch nicht klar. Die Ermittlungen laufen noch. Ein Sachverständiger sei inzwischen beauftragt worden, die Schuldfähigkeit des Neukirchen-Vluyners zu untersuchen, sagte Neifer. "Wir warten auf das Gutachten."

(RP)
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