Nettetal Kompetenzzentrum statt Förderschule

Nettetal · Die landesweite Umwandlung von Förderschulen in Kompetenzzentren würde auch die Arbeit der Comeniusschule in Hinsbeck komplett umkrempeln. "Es ist ein gewaltiger Akt, der uns bevorsteht", sagte Schulleiter Konrad Wilms im Schulausschuss. Er machte keinen Hehl daraus, dass er die Neuorganisation verhalten gegenüber steht.

Ziel des Landes NRW ist es, mit der Einrichtung von Kompetenzzentren den integrativen Unterricht behinderter und nicht-behinderter Kinder bereits in der Grundschule voranzutreiben. Die Förderschulen werden zu Kompetenzzentren, die ein breites Spektrum an sonderpädagogischer Förderung bieten.

Die Kompetenzzentren wiederum kooperieren mit allgemein bildenden Schulen. Die lern- oder sprachbehinderten oder entwicklungsverzögerten Schüler besuchen Regelschulen und werden dort von den Lehrern der früheren Förderschulen betreut. Momentan läuft die Pilotphase mit 20 Schulen.

"Die Idee ist sicherlich tragbar und könnte zum Erfolg führen", so Schulleiter Wilms vorsichtig. Um die Kompetenzzentren ans Laufen zu bringen, sei allerdings nicht nur bei den Lehrern der Förderschulen ein Umdenken gefragt, sondern auch bei deren Kollegen an den Regelschulen. Er verwies auf den Kreis Wesel, in dem die Umstellung seit eineinhalb Jahren läuft. Dort sei angestrebt, den Kreis zur "Bildungsregion" zu machen. Dieses Modell, so sagte Wilms, könnte auch Vorbild für den Kreis Viersen werden.

128 Comeniusschüler

128 Schüler besuchen die Comeniusschule. Es handelt sich um Kinder mit besonderem Förderbedarf beim Lernen und in der Entwicklung. Bis Ende 2010 soll die Comeniusschule zum Kompetenzzentrum werden. Das sieht ein Fahrplan vor, den Schulleiter, Kollegium und Erster Beigeordneter Armin Schönfelder Ende vergangenen Jahres festgelegt haben. Zuvor solle aber die Frage geklärt werden, wie künftig gearbeitet werden solle. "Schüler mit sonderpädagogischem Förderungsbedarf sind an allgemeinbildenden Schulen nicht immer gut aufgehoben", sagte Wilms im Ausschuss. Dem widersprach Gesamtschulleiter Roland Schiefelbein. Ja, es sei ein Kraftakt, behinderte und nicht-behinderte Schüler gemeinsam zu unterrichten, bestätigte er.

"Als wir vor acht Jahren mit dem integrativen Unterricht begonnen haben, haben wir uns nicht danach gesehnt", gab Schiefelbein freimütig zu. Inzwischen existiere an der Schule ein Beratungsteam, in dem der Förderbedarf und die Probleme der Schüler besprochen werden. Es existieren weiterreichende Angebote für Schüler mit Förderbedarf, die weit über den eigentlichen Unterricht hinausgingen. "Es ist besser, wenn die Kinder gemeinsam aufwachsen", lautet Schiefelbeins Fazit im neunten Jahr der Integrationsarbeit.

Damit das gelinge, sei aber auch ein Umdenken in der Politik notwendig: "Hier sollte darauf geschaut werden, was die Schulen benötigen, um optimal fördern zu können."

(RP)
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