Serie: Grafschafter Museum und Rheinische Post präsentieren die Schätze im Moerser Schloss Zu leicht: die Münzen des Erzbischofs

Moers · Selbstbewusst boten die Soester Bürger dem Kölner Erzbischof Dietrich von Moers die Stirn und trugen damit zu seinem Scheitern bei. Dietrich war ein knallharter Machtpolitiker, der es auch mit der Ehrlichkeit nicht so genau nahm.

 Nachwiegen war ratsam: Die Gulden des Kölner Erzbischofs Dietrich von Moers brachten meist nicht genug Gold auf die Waage. Jan Gödde schaut sich die Münzwaage an, die sich im Grafschafter Museum befindet.

Nachwiegen war ratsam: Die Gulden des Kölner Erzbischofs Dietrich von Moers brachten meist nicht genug Gold auf die Waage. Jan Gödde schaut sich die Münzwaage an, die sich im Grafschafter Museum befindet.

Foto: Klaus Dieker

Die Soester Bürger hätten einen anderen lieber als ihn und wollten nun seine Feinde sein - das schrieben sie am 25. Juni 1444 dem Kölner Erzbischof Dietrich von Moers. Damit kündigten sie ihrem Herrn keck die Gefolgschaft auf - ein riskantes Unternehmen. Seit 1414 war Dietrich von Moers Erzbischof von Köln. Seine Ziele waren ehrgeizig: eine leitende Position des Kölner Erzstifts und des Hauses Moers im Westen und Nordwesten des Reiches - dem heutigen Nordrhein-Westfalen. Auf seinem Weg zu diesem Ziel zeigte sich Dietrich wenig zimperlich: Er suchte mächtige Verbündete, wusste, sich Könige und Päpste durch Geschenke geneigt zu machen, führte Kriege und Fehden.

Seine Brüder Heinrich und Walram von Moers hievte er auf die Bischofsstühle von Münster und Utrecht. Dietrich von Moers hatte sich als knallharter Machtpolitiker erwiesen und stand auch sonst den weltlichen Herrschern kaum in etwas nach. Er hielt großen Hof ab, versammelte Gelehrte der Kölner Universität um sich, liebte Jagden, Schauspiele und pflegte einen luxuriösen Lebensstil. Auch mit der Ehrlichkeit nahm er es nicht so genau: 1409 hatten die rheinischen Kurfürsten einen Münzvertrag geschlossen, in dem sie den Edelmetallgehalt eines Rheinischen Guldens und sein Gewicht festlegten.

Doch Dietrich hielt sich nicht daran: Seine Gulden waren nicht selten untergewichtig. Sogar vor Münzfälscherei schreckte der Erzbischof nicht zurück: In Deutz ließ er sogenannte Utrechter Postulatsgulden mit dem Wappen eines fremden Hauses prägen. Der Metallwert dieser Münze erreichte gerade mal ein Drittel des Rheinischen Guldens.

Die Stadt Köln bemerkte die Fälschung und zwang 1460 den Erzbischof, den Wert seines Postulatsguldens offiziell zu senken. Zu diesem Zeitpunkt war Dietrich von Moers allerdings bereits auf dem Tiefpunkt seiner Macht angekommen. Einen wesentlichen Anteil daran hatten die Soester Bürger. Soest war im 13. und 14. Jahrhundert durch florierenden Handel zu einer der bedeutendsten und größten Städte Westfalens geworden und wollte sich den Bestimmungen und Abgaben des Kölner Erzbischofs Dietrich von Moers nicht mehr unterwerfen. So sagten sie Dietrich von Moers die Gefolgschaft auf und erklärten ihm die Fehde. Der Kölner Erzbischof schickte ein Heer gegen die Stadt, zog vor Gericht und unterließ nichts, die Soester in ihre Schranken zu weisen. Dabei wurde Vieh gestohlen, Geiseln genommen, geplündert und gebrandschatzt. Als Dietrich von Moers am 19. Juli 1447 mit einem gewaltigen Söldnerheer von 15 000 Mann vor Soest stand, schien die Sache entschieden. Doch die Soester hielten dem Ansturm stand. Schnell ging Dietrich das Geld aus. Als er seine Söldner nicht mehr bezahlen konnte, machten sie sich auf und davon. Damit war die Fehde zugunsten Soests entschieden. Dietrich von Moers und das Erzstift hatten eine Niederlage einstecken müssen. Als Dietrich von Moers am 13. Februar 1463 starb, war von der Machtposition, die er für Kurköln und das Haus Moers erobert hatte, wenig übriggeblieben. Das Erzstift hinterließ er verarmt und verschuldet. Nicht einmal für die Bestattung Dietrichs reichte das Geld noch aus - es musste bei der Stadt Köln geliehen werden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort