Moers Versöhnung im Dialog

Moers · Heinz Kremers war Gründungsmitglied der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und als Mitglied der Kirchengemeinde Mit-Initiator der Gottesdienste im Gemeindehaus an der Goebenstraße.

 Untrennbar mit dem Namen Heinz Kremers verbunden ist auch Nes Ammim, ein christliches Dorf im Norden Israels, an dessen Aufbau und Entwicklung er maßgeblich beteiligt war.

Untrennbar mit dem Namen Heinz Kremers verbunden ist auch Nes Ammim, ein christliches Dorf im Norden Israels, an dessen Aufbau und Entwicklung er maßgeblich beteiligt war.

Foto: Archiv

"Die Bewährung liegt noch vor uns" – diese Maxime prägte zeitlebens sein Handeln. Professor Heinz Kremers, der lange Jahre in Moers lebte, lehrte evangelische Theologie an der Universität Duisburg. Sein geistliches Forschen, seine menschliche Zuwendung und sein Engagement gaben dem christlich-jüdischen Dialog entscheidende Impulse. Er war Gründungsmitglied der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und als Mitglied der Kirchengemeinde Mit-Initiator der wöchentlichen Gottesdienste im Gemeindehaus an der Goebenstraße, das heute seinen Namen trägt.

Starke innere Verpflichtung

Zum Thema "Im Angesicht Israels" setzte er sich auch hier als Prediger mit den biblischen Texten auseinander, hinterfragte, entschlüsselte und vertiefte sie, regte an, dachte neu. Sein Wirken galt aber nicht nur der Erneuerung des Verhältnisses zwischen Christen und Juden, sondern auch der Versöhnung von Israelis und Deutschen – und das durch Versachlichung und eine starke innere Verpflichtung. An der Universität Duisburg rief Kremers ein Projekt ins Leben, das sich die Erforschung der Geschichte und der Religion des Judentums zur Aufgabe machte. Durch umfangreiche Schulbuch- Analysen haben diese Arbeiten wesentlich zu der Darstellung des Judentums und des Staates Israel in deutschen Schulbüchern beigetragen.

Untrennbar mit seinem Namen verbunden ist aber gerade auch Nes Ammim, ein christliches Dorf im Norden Israels, an dessen Aufbau und Entwicklung er maßgeblich beteiligt war. Das dörfliche Gebilde war für ihn stets mehr als ein christliches Experiment in Israel, er verstand die Gemeinschaftssiedlung im Schatten der grünen Hügel West-Galiläas als Ort der Begegnung und als Ort der Solidarität mit dem jüdische Volk und seiner Tradition. Die Idee der Versöhnung kann nur durch persönliche Kontakte auf politischer, religiöser und menschlicher Ebene weiter geführt und verwirklicht werden – das war sein unumstößlicher Standpunkt.

Und für Dr. Heinz Kremers, der am 26. Mai 1988 im Alter von 61 Jahren starb, wurde die Aussöhnung zur Lebensaufgabe. Die kirchlichen Anti-Judaismen, die christliche Einstellung zum Judentum überhaupt, haben den Antisemitismus nach Meinung des Theologen erst hervorgebracht. Er habe den Nährboden für eine Feindschaft und einen Hass geliefert, der sich im Holocaust entlud, so in einem Gespräch einige Zeit vor seinem Tod. Das Versagen der gesamten abendländischen Christenheit sei für ihn Verpflichtung zur Neuorientierung. "Nes Ammim – Zeichen für die Völker" sei ein Symbol für das Wissen um die gemeinsamen Wurzeln unseres Glaubens und die neu verstandene Zusammengehörigkeit zwischen Juden und Christen. Im Haus des Studiums und des Gebets in Nes Ammim erinnert eine Gedenktafel an den Moerser Theologie-Professor Heinz Kremers.

(h-m)
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