Moers Tragödie als Beispiel für misslungene Integration

Schlosstheater-Intendant Ulrich Greb findet es frappierend, wie viel Aktualität in Shakespeares "Othello"steckt. "Das Stück wurde 1603 geschrieben, also vor 410 Jahren", betont der Theaterchef, der diesen Klassiker als Regisseur auf die Bühne bringen wird. Othello sei ein Beispiel für misslungene Integration mit tödlichem Ausgang, findet Greb. Jede der von Shakespeare beschriebenen Figuren leide an einem Riss in ihrer Identität. So sei Othello zwar in Venedig ein angesehener General. Auf seine kulturelle Herkunft blicke die Gesellschaft jedoch herab. Ähnliches gelte auch für Jago. "Er ist nicht nur der Intrigant, sondern sucht auch die höhere Stellung und die Anerkennung", interpretiert Greb das Personal, das in seiner Inszenierung der Tragödie von sechs Schauspielern auf die Bühne gebracht wird. Es gibt nicht nur ein Wiedersehen mit Werner Strenger, sondern auch Magdalena Artelt ist wieder dabei.

Der Regisseur beschreibt Othello als ein Stück über Respekt und Vertrauen. "Othello sagt irgendwann: Wenn die Liebe nicht mehr da ist, bricht das Chaos aus." Um die gesellschaftlichen Begrenzungen, um die es im Stück geht, auf der Bühne im Schloss sichtbar zu machen, haben sich Ulrich Greb und Bühnenbildnerin Birgit Angele etwas Besonderes einfallen lassen. In die schon kleine Bühne wird ein noch viel kleinerer Raum gesetzt, eine Kiste sozusagen, gerade drei mal zwei Meter groß. "Für alle ist darin gar nicht genügend Platz, so dass immer wieder jemand aus dem gesellschaftlichen System fällt. "Diese Kiste ist zugleich wie ein Gefängnis", betont der Intendant, der seine Inszenierung mit tiefen Momenten und grotesken Überzeichnungen erfüllen will. Die Schauspieler werden historische Kostüme tragen. Eine erste Kostprobe präsentiert das Ensemble auf dem Theater- und Schlossfest am Sonntag, 8. September. Ab 14 Uhr geht es los.

(aka)
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