Volleyball Der Traditionsverein SV Lintfort ist am Ende

Kamp-Lintfort · Der Fußballclub hat seit Sonntag keinen Vorstand mehr, heute sollen die Schlüssel für die Platzanlage an die Stadt zurückgegeben werden.

 Der SV Lintfort gibt heute die Schlüssel für die Platzanlage an der Konradstraße zurück. Am Sonntag war der Vorstand zurückgetreten.

Der SV Lintfort gibt heute die Schlüssel für die Platzanlage an der Konradstraße zurück. Am Sonntag war der Vorstand zurückgetreten.

Foto: K. Dieker

Es hatte schon etwas Mitleiderregendes, als sich am Sonntag im Vereinsheim an der Konradstraße der letzte Rest derer traf, denen noch ansatzweise etwas an den Belangen des einst so stolzen SV Lintfort liegt. Gerade mal sieben von 94 Mitgliedern (Stand November 2012) waren dem Aufruf der drei verbliebenen Vorstandsmitglieder zu einer zweiten außerordentlichen Mitgliederversammlung gefolgt.

Bei der ersten Anfang Februar waren noch 17 Mitglieder erschienen und hatten sich gegen eine vom Vorstand vorgeschlagene Auflösung des verschuldeten Clubs ausgesprochen, obwohl die Stadt Kamp-Lintfort ihm zu diesem Zeitpunkt wegen Zahlungsrückstanden schon das Nutzungsrecht für die Platzanlage an der Konradstraße entzogen hatte. Doch spätestens als der Vorsitzende Dusan Ivosevic und seine Mitstreiter Fuad Carabeg (Stellvertretender Vorsitzender) und Amir Catic (Geschäftsführer) Ende Februar den Rückzug der vier noch verbliebenen Mannschaften vom Spielbetrieb in die Wege leiteten, war klar, dass bei dem Traditionsverein endgültig die Lichter ausgehen würden. Und so war dem Vorstandstrio am Sonntag auch sehr daran gelegen, sich entlasten zu lassen, um gleich danach von seinen Ämtern zurückzutreten (die RP berichtetet). Wohl auch in der Hoffnung, nicht mit dem Privatvermögen für die rund 7000 Euro Schulden, mit denen der Verein bei der Stadt Kamp-Lintfort und bei Sportverbänden in der Kreide steht, haften zu müssen. Zum Boomerang könnte allerdings für den Vorsitzenden werden, dass er spätestens seit November 2012 wusste, wie schlimm es um den SV Lintfort steht. Bei einer Vereinsberatung durch den Landessportbund wurde darauf hingewiesen, dass ein Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu stellen sei. Ivosevic wurde zwar beim Amtsgericht in Kleve vorstellig, doch weil er die nötigen Unterlagen nicht beibringen konnte, wurde der Antrag abgewiesen. Und weil seitdem nichts weiter unternommen wurde, steht der Vorwurf der Insolvenzverschleppung im Raum. Würde sich der erhärten, so sieht der Paragraph 42 des Bürgerlichen Gesetzbuches sehr wohl eine persönliche Haftung vor.

"Allerdings ist das alles auch mit Kosten verbunden. Und es stellt sich die Frage, ob sich das bei der relativ geringen Summe, die noch aussteht, überhaupt lohnt", sagt Reinhard Gelzenleuchter, in der Stadtverwaltung für den Sport zuständig. Als ehemaligem Spieler und Mitglied des SVL blutet ihm das Herz, doch wenn die für heute vereinbarte Schlüsselübergabe auf der Anlage an der Konradstraße über die Bühne gegangen ist, will er das Thema für sich abhaken: "Schließlich lässt sich von Tradition nicht einmal eine Flasche Wasser für den Schiedsrichter bezahlen."

Wie es mit dem SV Lintfort weitergeht, hängt davon ab, wie sich die zurückgetretenen Vorstandsmitglieder verhalten. Teilen sie dem Amtsgericht rechtsverbindlich ihren Rücktritt mit, so könnte ein Notvorstand eingesetzt werden, der den Verein abwickelt. Erfährt das Amtsgericht nichts, könnte es aber auch sein, dass der SVL als Karteileiche im Vereinsregister weiter existiert. Eine Entwicklung, die auch unter den Mitgliedern für Betroffenheit sorgt. Der 27-jährige Deni Ivosevic, Sohn des bisherigen Vorsitzenden, saß am Sonntag still in einer Ecke des Clubheims, seinen alten Spielerpass in den Händen. Von den Bambini bis in die Seniorenmannschaft hat er beim SVL gekickt. "Das ist einfach alles traurig", sagte er mit gedämpfter Stimme. "Wir waren ein Vorzeigeverein, hatten den ersten Kunstrasenplatz der Stadt." Auch der ehemalige Geschäftsführer Amir Catic hatte die Tränen in den Augen. Er hatte das Vereinsheim noch renoviert und gefliest. "Wir wollten immer den sozial Schwachen mit Fußball eine Alternative bieten", sagte er. "Jetzt sitzen 50 Jungs wieder auf der Straße."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort