Moers Mehr als 60 Initiatoren verlangen Flüchtlingsrat

Moers · Lokale Initiative will weniger Abschiebungen, juristische Hilfe anbieten und Missstände aufdecken.

Das einhellige Votum der Initiatoren einer Versammlung im Tersteegenhaus: "Ein Flüchtlingsrat stärkt die Rechte der Geflüchteten und es sollte auch in Moers diese überparteiliche Interessenvertretung geben." Mehr als 60 Engagierte in der Flüchtlingsarbeit und Geflüchtete tauschten sich jetzt bei dem Treffen zunächst über alltägliche Herausforderungen der Integration aus, wie Spracherwerb, Ausbildung oder Wohnungssuche. Sie zeigten sich dabei besorgt angesichts einer wachsenden Zahl ablehnender Asylbescheide und Abschiebungen in der Nachbarschaft.

Ein Flüchtlingsrat müsse zuerst die Lobby der Geflüchteten sein, erläuterte Birgit Naujoks vom Flüchtlingsrat NRW. Er könne auch zum Beispiel in Härtefallkommissionen mitarbeiten. Sie beschrieb Möglichkeiten lokaler Initiativen, sich gegen Abschiebungen einzusetzen. Als von der Stadtverwaltung unabhängiges Gremium könne ein Flüchtlingsrat zudem Missstände aufdecken, Veränderungen anstoßen und zugleich als Anlauf- und Koordinationsstelle dienen.

Die Initiatorinnen der Veranstaltung, Claudia Landes und Karin Menzel, hatten noch weitere Experten aus der Region eingeladen: Gisela Stoldt war so lange Vertreterin des Flüchtlingsrates Moers, wie er von 1987 bis 2007 bereits existierte. Sie schilderte frühere Aktionen, wie Kritik an der städtischen Abschiebepraxis und Hilfen für Geflüchtete. Stoldt begrüßte ausdrücklich, dass es einen neuen Flüchtlingsrat geben soll. Rechtsanwalt Michael Devers betonte seine Bereitschaft zu juristischer Hilfe. Er wies auf die Willkür bei Asylentscheidungen hin, die mit der Besetzung verschiedener Kammern der Gerichte zu tun habe.

Nazeer Rona, dessen Apotheke in Moers oft von ratsuchenden Afghanen aufgesucht wird, freute sich über viele konkrete Informationen, berichtete aber auch von einer wachsenden Zahl abgelehnter Asylbescheide. Für die in Moers ansässigen Flüchtlinge aus Afghanistan sei dies ein sehr akutes Problem, denn Gerichtsverfahren im Widerspruchsfall kosteten Geld, und bei abgelehnten Asylbescheiden werde Prozesskostenhilfe nur in aussichtsreichen Fällen gewährt.

Fazit: Viele Bürger möchten einen Flüchtlingsrat. Ende August soll es dazu ein Treffen geben.

(RP)
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