Mönchengladbach Wirtschaft befruchtet Hochschule

Mönchengladbach · 3M und die Hochschule Niederrhein haben einen Sponsoring-Vertrag unterzeichnet. Längst ist das im Wettbewerb um die klugen Köpfe normal: Die Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft birgt für beide Seiten Vorteile.

 Das Neusser Unternehmen 3M und die Hochschule – in erster Linie, aber nicht nur der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften – kooperieren schon lange. Dekan Martin Wenke, Dr. Joerg Dederichs (3M) und Professor Harald Vergossen (v.l.) haben die Vereinbarung geschlossen.

Das Neusser Unternehmen 3M und die Hochschule – in erster Linie, aber nicht nur der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften – kooperieren schon lange. Dekan Martin Wenke, Dr. Joerg Dederichs (3M) und Professor Harald Vergossen (v.l.) haben die Vereinbarung geschlossen.

Foto: 3M, Hochschule Niederrhein, Detlef Ilgner

Es ist noch nicht lange her, da galt das Ideal von der Humboldt'schen Unabhängigkeit als höchstes Gut in der deutschen Hochschullandschaft — die Universität als Hort des Wissens, nahezu hermetisch abgeriegelt von der Umwelt. "20 Jahre ist das höchstens her", sagt Prof. Dr. Martin Wenke, Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Niederrhein. Wissenstransfer? Duale Studiengänge? Kooperationen und Sponsoring? Ist alles erst in den letzten Jahren hoffähig geworden, und das in erster Linie an Fachhochschulen.

Dass die damit verbundenen Ängste ("Gibt euch die Firma jetzt auch noch den Lehrplan vor?") zumeist völlig unbegründet sind, zeigt die Kooperation der Hochschule mit dem Neusser Technologiekonzerns 3M. Seit Jahren besteht sie bereits in unterschiedlichen Facetten, jetzt ist sie — in Form eines Sponsoring-Vertrags — erstmals in Schriftform gegossen worden, mit unbegrenzter Laufzeit. Das Budget wird zwar nicht genannt, Wenke sagt aber: "Der finanzielle Aspekt ist wichtig, aber ausschlaggebend ist die Kombination der Kooperation auf ganz verschiedenen Ebenen." Denn erst durch das Wechselspiel entstehe ein gegenseitiges Befruchten von Wirtschaft und Forschung. Auf eine einfache Formel gebracht: Das Unternehmen unterstützt die Hochschule mit Manpower und Geld und verschafft sich im Gegenzug eine Art Erstzugriffsrecht im Wettbewerb um die klugen Köpfe.

Rund 30 solcher Sponsoring-Verträge gebe es derzeit, sagt Hochschulsprecher Christian Sonntag. "Das reicht von einer Anzeige in unserem Hochschulreport bis zum Energiezentrum der Stadtwerke Krefeld." Mit 184 Unternehmen wird im Dualen Studium zusammengearbeitet, rund 20 haben Förderpreise für gute Abschlussarbeiten ausgelobt, zuletzt die Stadtsparkasse. Im Bereich Forschungstransfer seien alleine 2011 mit rund 100 Firmen Verträge geschlossen worden, sagt Sonntag. 74 Unternehmen unterstützen Studenten mit sogenannten Deutschland-Stipendien. Dazu kommt eine neue Stiftungsprofessur, die die NEW in Kürze einrichtet. Und: Bei der Firmenkontaktmesse CMC beteiligen sich rund 60 Unternehmen.

Viele davon stammen aus dem regionalen Mittelstand ("Wir haben die Strukturaufgabe, die Region voranzubringen", so Wenke), einige sind aber auch Global Player — wie 3M. Und auf welchen Ebenen arbeitet die Firma mit der Hochschule zusammen? "Der MBA-Studiengang war der Auslöser, jetzt diesen Sponsoring-Vertrag abzuschließen", sagt Prof. Dr. Harald Vergossen, Koordinator für diesen Studiengang (Master of Business Administration), in dem Studenten berufsbegleitend auf Führungsaufgaben vorbereitet werden. Denn einer der Dozenten ist seit der Einführung 2009/2010 Dr. Joerg Dederichs, Mitglied der Geschäftsleitung bei 3M Deutschland. Kontakt gibt es etwa bei praxisbezogenen Bachelor- und Masterarbeiten und Forschungsprojekten, bei Praktikanten, Werkstudenten und Gastreferenten, aber auch inhaltlich ganz konkret auf der Software-Ebene und bei der Wirtschaftsinformatik. Zudem hat 3M vor einigen Jahren einen Hörsaal ausgestattet.

(RP)
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