Mönchengladbach Verdi bestreikt zwei Seniorenheime der Awo

Mönchengladbach · Die Beschäftigten der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Nordrhein-Westfalen sind am Dienstag zum Warnstreik aufgerufen. Die ganze Awo? Nein, ausdrücklich ausgenommen aus dem Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi ist der Kreisverband Mönchengladbach.

Grund: Dort gibt es seit ziemlich genau einem Jahrzehnt weder Betriebsräte noch eine Tarifbindung, folglich kann auch niemand für Tariferhöhungen streiken. "Der Kreisverband Mönchengladbach, der auch den Rhein-Kreis Neuss umfasst, ist quasi ein weißer Fleck auf der Landkarte", sagt Verdi-Sekretär Frank Dücker.

Bestreikt werden somit am Dienstag nur die beiden Awo-Einrichtungen Helmuth-Kuhlen-Haus und Adam-Romboy-Seniorenzentrum. Denn beide Häuser sind nicht an den Kreisverband, sondern an die Awo Seniorendienste Niederrhein gGmbH mit Sitz in Essen und dadurch an den dortigen Tarifverband angegliedert. Dücker schätzt, dass aus den beiden Senioreneinrichtungen jeweils rund 20 (von insgesamt jeweils 80) Mitarbeiter dem Streikaufruf folgen werden: "Da dort mit dünner Personaldecke im Schichtbetrieb gearbeitet wird, können es eigentlich gar nicht mehr werden." Die Versorgung und Betreuung der Senioren werde jederzeit gewährleistet.

Der Mönchengladbacher Awo-Kreisverband beinhaltet vier gemeinnützige Gesellschaften: die Awo-Familienservice gGmbH, die Awo-Pflegedienst gGmbH, die Bildungswerk der Generationen gGmbH und die Gawo GmbH. "Durch diese Zersplitterung in gemeinnützige Gesellschaften reden die Mitarbeiter einfach weniger miteinander", sagt Dücker. Nicht zuletzt deswegen seien in der Vergangenheit etliche Anläufe, Betriebsräte zu gründen, gescheitert. 330 hauptamtliche Mitarbeiter arbeiten für den Kreisverband. Ohne Tarifbindung ist er, weil er bei der Neuorganisation der Arbeiterwohlfahrt auf Länderebene vor rund zehn Jahren nicht Mitglied des Arbeitgeberverbandes wurde.

Verdi fordert für die Awo-Beschäftigten eine Erhöhung der Entgelte um 6,5 Prozent für zwölf Monate, mindestens jedoch 200 Euro. Azubis sollen 100 Euro monatlich mehr und eine Übernahmegarantie bekommen. Die Arbeitgeber hatten in der zweiten Verhandlungsrunde ein Angebot für 24 Monate abgegeben. Danach sollen die Beschäftigten nach drei Nullmonaten ab 1. Oktober zwei Prozent plus 120 Euro Einmalzahlung sowie ab dem 1. Juli 2013 und 1. Januar 2014 je 1,5 Prozent mehr bekommen. Den Azubis boten sie ab Oktober 50 Euro und ein Jahr später noch einmal 40 Euro zusätzlich an. "Wenn nach den Verhandlungen am 21. und 22. Oktober kein Ergebnis vorliegt, wird es für die Arbeitgeber deutlich unangenehmer", sagt Dücker. Die 600 erwarteten Streikenden vom Niederrhein sammeln sich heute um 9.30 Uhr im Stadtpark Rheinberg und halten ihre Streikversammlung nach der Demo in der Stadthalle Rheinberg ab.

(RP)
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