Mönchengladbach Der Propst schreibt über den Tod

Mönchengladbach · In seinem neuen Buch setzt sich der Propst der Münsterbasilika, Albert Damblon, mit seinem eigenen Verhältnis zu Sterben und Tod auseinander. Auch für ihn ist es nicht immer leicht, im eigenen Glauben Trost zu finden.

Georg war erst 31 Jahre alt, als er bei einem Verkehrsunfall starb. Viel zu früh, um seine zwei Kinder aufwachsen zu sehen. Er hatte mit seiner Frau alt werden wollen, nun blieb sie allein zurück. Viele Menschen überleben Verkehrsunfälle, manche wie durch ein Wunder. Georg gehörte nicht dazu.

Es ist schwer, in solchen Momenten die richtigen Worte zu finden, selbst für jemanden, der dies professionell tut. Albert Damblon arbeitet seit fast 40 Jahren für die katholische Kirche und hat in dieser Zeit unzählige Beerdigungen geleitet. Doch die des jungen Familienvaters ist ihm bis heute besonders präsent: "Das ist mir sehr nah gegangen."

Seine Erfahrungen mit dem Tod hat der 66-jährige Propst der Münsterbasilika nun zum Anlass genommen, um sich in 14 kleinen Geschichten und Grabreden auch mit der eigenen Vergänglichkeit auseinanderzusetzen. "Als ich noch unsterblich war... und wie der Tod mein Leben kreuzte" ist der Titel des nun erschienenen Buches des Propstes. "Es ist mein persönlichstes Buch", sagt Albert Damblon.

Der Titel spiegelt dabei seine eigene Lebenserfahrung wider. "Früher kam für mich der Gedanke, dass ich einmal selbst in einem Sarg liegen würde, gar nicht infrage", sagt Albert Damblon: "Doch mit zunehmendem Alter merkt man, dass der Tod gar nicht mehr so weit weg ist."

Der Gedanke setzte sich in seinem Kopf fest, und so griff er irgendwann nach den Grabreden, die er in den Jahren seiner Tätigkeit gehalten hatte. Manche hatte er auf Wunsch der Verwandten ausformuliert, andere lagen nur noch als Stichwortkarten vor, da Damblon stets versucht, frei zu sprechen. Doch: "Ich habe sie alle aufbewahrt."

Beim Durchgehen wurde die Vergangenheit wieder lebendig, er erinnerte sich wieder an die Familien und Verstorbenen, denen er auf seinem Lebensweg begegnet ist. Auch die erste Konfrontation mit dem Tod ist ihm nach wie vor präsent.

Verbot, über Tod zu reden

Die Lehrerin hatte dem Neunjährigen und seinen Klassenkameraden damals mitgeteilt, dass der Bruder seines Mitschülers Georg Selbstmord begangen hatte und Georg daher nicht zur Schule komme. Trotz des Verbots der Lehrerin sprach er ihn damals auf den Bruder an. "Weshalb sie uns streng verboten hat, mit Georg über den Tod seines Bruders zu sprechen, habe ich damals nicht begriffen, und ich begreife es auch heute genauso wenig."

Mit diesen Geschichten will Damblon zum Nachdenken anregen. Gleichzeitig sollen die Texte in seinem Buch Trost spenden, so wie der Propst es auch zeit seines Lebens mit seinen Grabesreden versucht hat. Die österliche Hoffnung des Lebens nach dem Tod ist dabei die zentrale Botschaft der Bibel – und für Damblon mehr als nur eine Phrase. Daher hielt er auch die Rede bei der Beerdigung des eigenen Vaters selbst, denn "was ich anderen sage, muss mich auch selbst überzeugen".

(RP)
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