Mönchengladbach Vandalen verhindern letzte Messe in der Kirche

Mönchengladbach · Unbekannte haben die Schlösser aller vier Türen der Dorthausener Kirche zerstört. Die letzte Messe vor der Schließung wurde vor der Tür zelebriert, Nachbarn halfen mit Stühlen aus. Strafanzeige wurde gestellt.

 Ein Splint steckt im Zylinder, blaue Paste wurde darüber geschmiert.

Ein Splint steckt im Zylinder, blaue Paste wurde darüber geschmiert.

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Als Pfarrer Harald Josephs aus Rheindahlen, die Hehner Gemeindeschwester Stefanie Kallenborn und der Aachener Dompropst Helmut Poqué gestern nach Dorthausen kamen, um in St. Christophorus die letzte Heilige Messe zu feiern, standen sie vor verschlossenen Türen. In der Nacht hatte sich jemand an den Schlössern aller vier Eingänge zu schaffen gemacht und sie zerstört. In den Zylindern steckten Splinte, die mit Kraft hineingeschlagen worden waren, und darüber war eine undefinierbare blaue Gallertmasse geschmiert worden. Geistlichkeit und die Gläubigen, die zum letzten Mal ihre Kirche besuchen wollten, blieben draußen.

 Stühle von den Nachbarn, ein schlichter Holztisch: Vor dem Hauptportal nahmen die Gläubigen Abschied von ihrer Kirche.

Stühle von den Nachbarn, ein schlichter Holztisch: Vor dem Hauptportal nahmen die Gläubigen Abschied von ihrer Kirche.

Foto: Isabella Raupold

"Wir haben überlegt, was wir machen sollen - ob wir die Messe feiern oder nicht", sagte Pfarrer Josephs. Die Entscheidung fiel schnell: Nachbarn schleppten Stühle heran, und der Wirt aus dem gegenüberliegenden Bistro half mit Holzbänken aus dem Bierzelt aus. Ein Tisch wurde gebracht - und sogar eine Vase mit einer einzelnen Rose. "Die Küsterin hatte gestern die Kirche extra schön hergerichtet mit einem wunderschönen Blumenbouquet", sagte Ingrid Offergeld. Die Dorthausenerin war empört über die "völlig unsinnige" Tat. Damit war sie nicht alleine. Die etwa 60 Menschen, die sich von der Dorthausener Kirche verabschieden wollten - viele hatten einen Fotoapparat dabei, um noch einmal Bilder zu machen - waren wütend. "Wer macht denn sowas?", war die meistgehörte Frage.

Die Messe wurde dennoch mit Würde zelebriert. Pfarrer Harald Josephs betonte, dass er Abschiedsschmerz, Enttäuschung und Hadern der Dorthausener Kirchgänger wirklich nachvollziehen könne. Er verglich das Gotteshaus mit dem Haus einer Familie, das, indem die Kinder weggehen, zu groß wird. Es werde eine kleinere Unterkunft gesucht. "So ist es in gewisser Weise auch mit dieser Kirche", sagte er. Die Gemeinde sei kleiner geworden, man müsse sich auf die neue Situation umstellen.

In Dorthausen hatten sich in den vergangenen Monaten zwei Probleme überschnitten. Eine Veranstaltung, zu der Pfarrer Josephs Ende vergangenen Jahres eingeladen hatte, diente der frühzeitigen Information der Bürger. Die Immobilien der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) wurden in dieser Zeit taxiert, und es wurde deutlich, dass es eine Schließung in Dorthausen geben würde. Im Frühjahr erkrankte Pfarrer Otten, und in der GdG musste die Gottesdienstordnung umgestellt werden. Statt wie bis dahin neun Gottesdienste konnten nur noch sechs gefeiert werden. Dorthausen wurde aufgegeben. Ein Arbeitskreis, der sich Ende vergangenen Jahres in Dorthausen gründete, ist derzeit dabei, Ideen für die Kirchen-Immobilie und das Grundstück zu entwickeln. Nach dem Ende der Sommerferien sollen die Ergebnisse präsentiert werden.

Gestern sollte St. Christopherus eigentlich profaniert werden. Dieser Akt ist aber verschoben worden. Schwester Stefanie verlas einen Brief von Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff, in dem das neue Datum benannt wurde. Da die letzte Sitzung des Diözesan-Priesterrats ausgefallen ist, konnte dieses Gremium noch nicht nach seiner Meinung gefragt werden. Das ist aber verpflichtend. "Das Gremium tagt wieder am 11. September, danach wird die Profanierung am 15. September erfolgen", erklärte Schwester Stefanie Kallenborn.

Nach dem Ende des Gottesdienstes nahm die Polizei den an der Kirche entstandenen Schaden auf. Es wurde Strafanzeige wegen Sachbeschädigung gestellt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort