Mönchengladbach Servicewüste Stadtverwaltung

Mönchengladbach · Bürger müssen bei Behördengängen zuweilen mit langen Wartezeiten rechnen. Nach einer Testphase gibt es künftig keine Samstags-Öffnungszeiten mehr. Dabei machen Nachbarstädte vor, was Bürgerfreundlichkeit bedeutet.

Mönchengladbach: Servicewüste Stadtverwaltung
Foto: AP, AP

Beim ersten Mal hat sie fast eine Stunde in der Warteschlange ausgeharrt. Es war ein Donnerstagnachmittag: der einzige Tag in der Woche, an dem das Einwohnermeldeamt in der Verwaltungsstelle ihres Stadtbezirks bis 16 Uhr geöffnet hat. Und für Marita P. der einzige Tag für den Behördengang, weil sie berufstätig ist. Doch die Warterei war umsonst. Unverrichteter Dinge zog sie mit ihrem abgelaufenen Reisepass ab. Denn sie musste ihre kleine Tochter aus der Betreuung abholen, bevor sie im Einwohnermeldeamt an der Reihe war.

Termin-Vergabe im Internet

Für den zweiten Versuch hatte Marita P. sich extra freigenommen. Erleichtert sah sie, dass mit ihr nur drei Menschen vor der Tür warteten. Nachdem sie dennoch eine geschlagene halbe Stunde lang auf den spinatgrünen abgewetzten Linoleumboden und die Fahndungsplakate gestarrt hatte, durfte sie eintreten. Und wurde zurückgewiesen, weil das Passfoto, das sie im Fotoautomaten gemacht hatte, nicht der europäischen Norm entsprach. Auf dem Bild lächelt sie, und das Blitzlicht spiegelte sich in ihren Brillengläsern. Nun wird Marita P. sich ein drittes Mal in der Warteschlange gedulden müssen.

Wer dringende Angelegenheiten bei der Stadtverwaltung erledigen will, muss oft lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Und muss in der glücklichen Lage sein, während der Öffnungszeiten des Servicebüros tatsächlich Zeit zu haben. Denn Servicebüro und die Kfz-Zulassungsstelle schließen täglich zwischen 15 und 16 Uhr — freitags bereits um 11.30 Uhr.

Einen zusätzlichen Termin des Bürgerbüros am Samstag wurde nach einjähriger Testphase wieder eingestellt. Eine Projektgruppe soll in den jetzt prüfen, ob die Besucher-Auslastung an Samstagen groß genug ist, um eine generelle Öffnung zu legitimieren.

Dabei machen zahlreiche Städte vor, wie es anders geht: In Viersen ist das Service-Center nicht nur wochentags bis 17 Uhr geöffnet, sondern auch Samstags von 10 bis 13 Uhr. In Duisburg gibt es einen "Samstags-Notdienst" für dringende Pass-Angelegenheiten. In Neuss hat das Bürgeramt samstags regulär geöffnet. Und in Düsseldorf können Bürger per Mausklick im Internet Behörden-Termine vereinbaren. Doch Terminabsprachen sind in Mönchengladbach Mangelware. "Termine zu vereinbaren ist bei uns nicht möglich", sagt Lucia Jakobs von der Kfz-Zulassungsstelle.

In Köln dagegen hat man bereits ein Mittel gefunden, wie die Kosten für die zusätzlichen Öffnungszeiten teilweise kompensiert werden können: Dort zahlen Bürger samstags eine Zusatzgebühr von 5,10 Euro.

In Mönchengladbach ist zumindest ein besonders erfreulicher Behördengang gelegentlich auch außerhalb der normalen Geschäftszeiten möglich: das Standesamt öffnet für Hochzeiten auch an Samstagen.

(RP)
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