Mönchengladbach Rheydt hat jetzt einen Triumphbogen

Mönchengladbach · Die Enkelinnen von Wilhelm Barutzky waren gekommen, als das Stadtkassenportal am neuen Standort feierlich enthüllt wurde. Der Bildhauer hat es einst geschaffen, Theater-Grafiker Matthias Stutte hat es mit seiner Idee verfeinert.

 "Zukunft braucht Herkunft" - dieses Zitat gebrauchte Bezirksvorsteherin Barbara Gersmann (l.), als sie mit dem Technischen Beigeordneten Gregor Bonin das Portal am neuen Standort enthüllte. Das Foto oben zeigt die Rückseite. Rechts die Barutzky-Enkelinnen Gertrud Löhr (r.) und Ingrid Clough.

"Zukunft braucht Herkunft" - dieses Zitat gebrauchte Bezirksvorsteherin Barbara Gersmann (l.), als sie mit dem Technischen Beigeordneten Gregor Bonin das Portal am neuen Standort enthüllte. Das Foto oben zeigt die Rückseite. Rechts die Barutzky-Enkelinnen Gertrud Löhr (r.) und Ingrid Clough.

Foto: Ilgner

Ob Gertrud Löhr und Ingrid Clough eine engere Beziehung zum Karneval haben, ist nicht bekannt. Trotzdem trugen die beiden Damen gestern stolz einen Orden - den Jugendfondorden der Großen Rheydter Prinzengarde von 2014. Und das aus gutem Grund: Denn auf dem Orden ist ein Werk ihres Großvaters Wilhelm Barutzky (1873 - 1962) abgebildet. Er hat das Stadtkassenportal geplant und am ursprünglichen Standort neben dem Rheydter Rathaus gebaut.

Dass Clough aus der Umgebung von Paris und Löhr aus Frechen gestern nach Mönchengladbach gekommen waren, hatte nicht unmittelbar mit dem Orden zu tun: Sie erlebten mit, wie das Portal, das bei der Marktplatz-Neugestaltung den Sichtachsen im Wege war, eine neue Heimat gefunden hat: auf einer kleinen Grünanlage an der Ecke Moses-Stern-Straße / Odenkirchener Straße. Ein schöner, ein passender Standort. "Unser Großvater hätte sich sehr gefreut, wenn er das hier hätte miterleben können", sagte Gertrud Löhr gerührt.

Mönchengladbach: Rheydt hat jetzt einen Triumphbogen
Foto: Ilgner Detlef
Mönchengladbach: Rheydt hat jetzt einen Triumphbogen
Foto: Ilgner Detlef

Sie war es, die davon erfahren hat, dass das Stadtkassenportal abgebaut und auf dem Bauhof auf unbestimmte Zeit gelagert werden sollte. "Ich recherchiere oft nach Arbeiten und Zeugnissen unseres Großvaters, und da bin ich auf die Veröffentlichungen in Mönchengladbach gestoßen", erzählt sie. Dabei bekam sie auch mit, dass es Bürgerproteste gab, dass viele Rheydter forderten, das Portal nicht klammheimlich zu entsorgen und dass die Politiker unter dem Druck umschwenkten. Und dass am Ende ein neuer Platz gefunden wurde. Zuletzt bildete das Portal recht schmuck- und bedeutungslos den Eingang des städtischen Verwaltungsgebäudes G - jetzt wirkt es in direkter Nähe zum Theater wie ein Torbogen, den es zu durchschreiten gilt, wenn man nach dem Besuch einer Vorführung ins Rheydter Zentrum will. Es hat damit eine neue Funktion. Die Enkelinnen des Bildhauers sind sich sicher, dass ihr Opa sich auch über eine andere Darstellung gefreut hätte. Denn nur die Vorderseite des Stadtkassenportals hat Barutzky damals gestaltet, an der Rückseite war das nicht notwendig, weil sie Teil eines Gebäudes, einer Mauer war. Jetzt aber steht das Tor frei - und forderte eine kreative Veränderung für hinten, weil ein nüchterner Stein hässlich gewesen wäre. Es war Theater-Grafiker Matthias Stutte, der den rettenden Einfall hatte. Das neue Portal zeigt ein Szenenbild aus der "Orestie", dem ältesten, ganz erhaltenen Theatertext der Literatur. Diese Idee mit dem Schriftzug "irreal", der wiederum in Kontrast zur realen Welt des benachbarten Kaufhauses steht, gefällt nicht nur den Barutzky-Enkelinnen. "Toll!", lobt Anke Fabelje, eine leidenschaftlichte Theatergängerin, die gestern der Übergabe des Portals beiwohnte. Und sie ist sicher: "Dieser neue Platz für das Portal ist geradezu ideal."

(biber)
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