Mönchengladbach Das Stadtkassenportal wächst in die Höhe

Mönchengladbach · Ein Betonklotz steht an der Ecke Odenkirchener-/Moses-Stern-Straße: An seiner Vorderseite wird das Werk des Bildhauers Wilhelm Barutzky Stein für Stein aufgesetzt. Hinten wird es dagegen "irreal".

 Das "Gerüst" für das Stadtkassenportal steht bereits. Vorne werden die Einzelteile Stein für Stein aufgesetzt.

Das "Gerüst" für das Stadtkassenportal steht bereits. Vorne werden die Einzelteile Stein für Stein aufgesetzt.

Foto: Weber

Die Passantengruppe schaute gestern Mittag irritiert auf den mehrere Meter hohen Betonklotz an der Ecke Odenkirchener Straße / Moses-Stern-Straße. "Was ist das?", fragte eine Frau ihren Begleiter. Er wusste mehr: "Hier soll so ein Bauwerk hin, das früher auf dem Rheydter Marktplatz stand. Der Wiederaufbau soll 300.000 Euro kosten." Ihre knappe Antwort: "Puh, so viel Geld!"

Was er ihr sagte, war fast alles richtig: Beim Portal handelt es sich um den mehr als 100 Jahre alten Eingang der ehemaligen Stadtkasse, einem Vorläufer der Stadtsparkasse. Im städtischen Haushalt stehen als Wiederaufbaukosten aber keine 300.000, sondern 200.000 Euro. Und es war ausdrücklicher Wunsch von vielen Rheydtern, das frühere Eingangstor zu erhalten. Sie organisierten sogar eine Postkartenaktion und einen Aufruf im sozialen Netzwerk "Facebook", mit der sie den Erhalt des Bauwerks forderten.

 Die Rückseite des Portals: Mitarbeiter des Theaters haben diese Darstellung entworfen.

Die Rückseite des Portals: Mitarbeiter des Theaters haben diese Darstellung entworfen.

Foto: Stadt/Theater

Auf dem Marktplatz konnten die zwischenzeitlich auf dem städtischen Bauhof gelagerten Einzelteile nicht mehr aufgebaut werden: Da störten sie bei der Neugestaltung die Sichtachse in die Marktstraße. Nach langen Diskussionen wurde schließlich ein neuer Standort gefunden: Das Portal entsteht in unmittelbarer Nähe zum Theater im angrenzenden Park. Und es waren die Kreativen aus dem Theater, die dafür sorgten, dass das Bauwerk beim Wiederaufbau einen anderen Charakter bekommt: Vorne zeigt es weiterhin das Werk des Bildhauers Wilhelm Barutzky, hinten kommt es zu einer Begegnung mit der "realen" Welt des benachbarten Kaufhauses Real und dem Theater, das sich als Ort der "Irrealität" versteht.

Die Theaterleute wählten für ihren Gestaltungsvorschlag ein Szenenbild aus dem Stück "Die Orestie", dem ältesten, ganz erhaltenen Theatertext der Literatur. Das Szenenbild wird auf Alubond fotorealistisch aufgebracht und bekommt eine Schicht, um es vor Vandalismus zu schützen. Der Schriftzug "irreal,-" wird in Einzelbuchstaben als Leuchtschrift erstellt. Vorne und hinten wird das Portal illuminiert.

Noch führt die Wiese des Theaterparks bis an das Stadtkassenportal heran. Das wird geändert: Ein Weg wird sich vom Theater durch den Torbogen schlängeln. Außerdem will die Stadt den 17.000 Quadratmeter großen Theaterpark neu gestalten. Die Grünfläche ist in die Jahre gekommen und stark vernachlässigt. Die Planer schlagen vor, 2000 Quadratmeter komplett neu zu gestalten und in diesem Bereich unter anderem die Spielelemente aufzustellen, die früher am Harmonieplatz standen. Das Lichtkonzept aus der Innenstadt soll dort fortgeführt werden. Die Umsetzung dauert allerdings bis 2019.

(biber)
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