Sophie Pacini Eine 24 Jahre alte Pianistin und ihr Chopin

Mönchengladbach · Die frisch gekürte Echo-Klassik-Preisträgerin spricht über ihre Hoffnungen, Erwartungen und ihre Mentorin, die wie eine gute Freundin ist.

Frau Pacini, Sie sind frisch gebackene Echo-Klassik-Preisträgerin. Wie fühlen Sie sich?

Sophie Pacini Im Moment bin ich noch auf dieser Welle des Echo-Schwungs. Das ist jetzt gerade vier Tage her. Und man sucht im Internet täglich nach neuen Bildern, die man noch nicht gesehen hat. Es wurde ja geblitzt ohne Ende. Da guckt man natürlich erst einmal, wie ist das jetzt angekommen. Denn das ist ja für jemanden, der jetzt Nachwuchskünstler des Jahres geworden ist, eine Art Präsentation. Wenn man dort erscheint, wird man genau in Augenschein genommen. Man wird befragt von den Medien und Plattenfirmen.

Wird sich in Ihrem Leben denn jetzt etwas ändern?

Pacini Ich wechsele zu einer großen Schallplatten-Firma.

Dürfen wir erfahren zu welchem?

Pacini Ich darf leider noch nicht sagen, zu welchem Label es geht. Es ist noch nicht offiziell, aber ich habe den Vertrag schon auf dem Tisch.

Schade. Wie lange müssen wir uns denn noch gedulden?

Pacini Nächstes Jahr werden es alle erfahren.

Haben Sie das alles erwartet, was in den letzten Tagen passiert ist?

Pacini Ich habe es erhofft. Aber wir wissen ja, wie viele CDs eingereicht werden. Und gerade jetzt, da ich mit einem Independent-Label teilgenommen habe. So war es ganz besonders schön, dass die Radiostationen die CD gelobt und sie viel gespielt haben. Ein gutes "Echo" für die CD.

Ändert sich für Sie durch diesen Preis etwas? Musikalisch?

Pacini Musikalisch nicht. Außer, dass man das Gefühl hat, dass die Freude, die man hat, beim Musizieren einen noch größerem Publikum zu Teil wird. Dass man die Möglichkeit hat, noch mit vielmehr Menschen die persönliche Freude, das Engagement zu teilen. Das Glück, die Berufung; es ist ja kein Beruf, es ist eine Berufung. Die Musik zu teilen, die Auffassung der Musik und Denkanstöße zu geben.

Es sind ganz große Erwartungen, die daran geknüpft werden, wenn man einen so bedeutenden Preis erhält. Entsteht dadurch auch eine Reflexion über das bisherige künstlerische Wirken? Ist es so gesehen ein positiver Schnittpunkt, der zu Veränderungen führen kann?

Pacini Natürlich. Aber ich habe mir immer schon sehr viele Gedanken gemacht. Ich bin jemand, der als Charakter ein Perfektionist ist, aber auch jemand, der sich sehr viele Sorgen macht um Dinge. Der in erster Linie die Musik sieht und die Auseinandersetzung damit, sprich den steten Prozess zur höchsten Qualität. So im Nachhinein betrachtet läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken, dass ich mir erlaubt habe, eine Chopin-CD aufzunehmen. Dazu, muss ich sagen, wurde ich überredet. Ich selbst hätte mich nicht getraut. Gerade nach soviel Chopin-CDs, die erschienen sind. Noch mal mit Chopin zu kommen. Aber mit meinem Chopin.

Das heißt?

Pacini Ein Chopin aus meiner Sicht, meiner Programmzusammenstellung. Mit dem dramatischen Chopin. Sehr kantig, sehr reell und nicht diesen süßlichen pastellfarbenen Chopin. Der er für mich nicht ist. Es war natürlich ein Wagnis. Aber bei der Aufnahme gab es einen Moment, da hat uns die Musik so gepackt, dass wir weinend im Studio saßen. Es hat uns so getroffen.

Dieses Markantere, etwas Kantigere scheint ihr Zugang im Allgemeinen zu sein? Das war auch heute bei Liszts "Réminiscences de Don Juan" deutlich wahrnehmbar. Es ist keine Perücke dabei.

Pacini Das freut mich. Ja, das ist meine Sichtweise.

Lassen sie uns über ihre Vorbilder sprechen.

Pacini Martha Argerich, natürlich. Sie ist ja auch meine Mentorin. Wenn sie in München ist, dann wohnt sie bei uns zu Hause. Wie eine gute Freundin. Wir schreiben SMS. Und das nur, weil ich ihr vorgespielt habe. Unter anderem Liszt, wie an dem heutigen Abend.

Zum Abschluss. Wie hat es Ihnen hier in Mönchengladbach heute gefallen?

Pacini Sehr sehr gut. Ich fühle mich sehr wohl in NRW. Das Publikum ist sehr herzlich, energiegeladen. Und gerade in Mönchengladbach finde ich es fantastisch, dass Leute ausgezeichnet werden, die wirklich weg vom Business ihr Ding machen. Und einfach an ihre Auffassung von Musik glauben und diesen Schwung gut gebrauchen können. Sie kommen von der Bühne und sind bestätigt in ihrem Können. Das finde ich toll.

CHRISTIAN OSCAR GAZSI LAKI FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(laki)
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