Interview Prinzenpaar Verena Und Guido Gauls "Im Auto hören wir nur noch Karnevalsmusik"

Mönchengladbach · Er ist Polizist, sie ist Kauffrau. Beide sind in der Rheydter Prinzengarde aktiv - und bald das neue Prinzenpaar der Stadt Mönchengladbach.

 Verena und Guido Gauls werden ab November die Jecken als Prinzenpaar durch die Session bringen.

Verena und Guido Gauls werden ab November die Jecken als Prinzenpaar durch die Session bringen.

Foto: Jörg Knappe

Herr Gauls, Sie sind im richtigen Leben Polizist. Was sagt denn der Polizeipräsident zu Ihnen als "Mann in Strumpfhosen"?

Guido Gauls Nachdem wir uns entschieden hatten, das Prinzenpaar zu werden, habe ich am nächsten Morgen zuerst den Chef informiert. Er musste natürlich zustimmen, das hat er auch gern getan und mir vollste Unterstützung zugesagt. Es kam auch nicht so ganz überraschend für ihn, Bernd Gothe (MKV-Vorsitzender Anm. der Redaktion) hatte schon mal vorgefühlt und den Polizeipräsidenten gefragt, was er denn von einem Polizisten als Karnevalsprinzen hielte. Und er fand die Idee super.

Wie wird das laufen? Aus der Uniform direkt ins Ornat und wieder zurück? Und dann vielleicht die falsche Kopfbedeckung tragen?

Guido Gauls Wie es im einzelnen mit meinem Dienst laufen wird, weiß ich noch nicht. Ich werde wohl vermehrt Tagesdienst haben. Es kann natürlich schon sein, dass ich flott zwischen Uniform und Ornat wechseln muss. Aber Fehler werden schon nicht vorkommen, darauf achten schon die Kollegen. Und der Hofmarschall.

Sie sind Polizeihauptkommissar. Worin bestehen im Dienst Ihre Aufgaben?

Guido Gauls Ich bin Dienstgruppenleiter beim Schwerpunktdienst. Das ist ein sehr vielfältiges Aufgabengebiet. Unter anderem unterstützen wir bei Bedarf die Wache.

Und was hat Ihr Chef gesagt, Frau Gauls?

Verena Gauls Er wollte wissen, über wie viele Monate wir reden. Als ich sagte, es gehe um vier Wochen, reagierte er sehr entspannt. Die Session ist ja kurz im nächsten Jahr.

Sie beide als Prinzenpaar der Stadt Mönchengladbach - geht da ein Traum in Erfüllung?

Guido Gauls Wir sind beide im Karneval sehr aktiv. Ich bin seit 1984 in der Großen Rheydter Prinzengarde. 1985 war ich Kinderprinz. Gardist bin ich mit Leib und Seele, seit zwei Jahren bin ich Kommandant. Da haben wir in den letzten Jahren immer mal überlegt, wie es wäre, das Prinzenpaar zu sein. Wir sind auch immer wieder angesprochen worden, zuletzt von Bernd Gothe und Dieter Beines. Wir haben aber noch mal zwei Tage nachgedacht, ehe wir zugesagt haben.

Warum fiel die Entscheidung denn so schwer?

Verena Gauls Wir sind schon lange im Karneval dabei, ich habe bei den Wickrather Kreuzherren begonnen und bin jetzt bei den "Black & Whites", der weiblichen Abteilung der Großen Rheydter Prinzengarde. Wir kennen den vollen Terminkalender eines Prinzenpaares, denn wir sind ja immer nah genug dran gewesen. Wir wussten, was auf uns zu kommt und haben das gut überlegt. Es ist eine kurze Session, da ist alles geballter.

Guido Gauls Dass es geballter ist, macht es leichter, finde ich. Jedenfalls freuen wir uns jetzt mit jedem Tag mehr auf die Session. Wir versuchen immer mal, abends von etwas anderem zu reden, aber nach zwei Minuten landen wir wieder beim Karneval. Und im Auto hören wir nur noch Karnevalsmusik.

Sie haben eine elfjährige Tochter. Wie hat sie auf die Ankündigung reagiert, dass Sie das kommende Prinzenpaar sind?

Verena Gauls Wir haben die Entscheidung eigentlich zu dritt gefasst und unsere Tochter war sehr dafür. "Mama, mach das doch", hat sie immer gesagt. Sie ist ja auch im Karneval aktiv. Seit sieben Jahren ist sie in der Kinderprinzengarde.

Sie folgen auf das starke Prinzenpaar Norbert Bude und Barbara Gersmann. Vor- oder Nachteil?

Guido Gauls Weder noch. Jedes Prinzenpaar hat seinen eigenen Stil. Wir müssen niemanden kopieren.

Was ist denn Ihr Stil?

Guido Gauls Karneval bringt Freude in die Seele. Wir wollen die Freude von Saal zu Saal tragen. In jedem Saal und bei jeder Veranstaltung herrscht eine andere Stimmung, das ist sehr faszinierend. Wir wollen jedenfalls Spaß vermitteln.

Gibt es Termine, auf die Sie sich als Prinzenpaar besonders freuen? Sie kennen die Veranstaltungen doch gut.

Guido Gauls Die Karnevalsparty bei der Polizei wird sicher ganz besonders, aber auch die Besuche in Kitas und Altenheimen finde ich sehr wichtig. Man merkt, dass man die Menschen aus dem Alltag rausholt. Auf die Prinzenproklamation freue ich mich sehr. Der Einmarsch in die vollbesetzte Kaiser-Friedrich-Halle, das wird Gänsehaut pur.

Wie gefällt Ihnen das Motto der Session, "Immer zu zweit - Halt Pohl und All Rheydt"?

Guido Gauls Das ist ein sehr schönes Motto, das man wunderbar interpretieren kann. Faktisch haben wir vieles zweimal in der Stadt, auch im Karneval. Aber wir sind das Prinzenpaar für die ganze Stadt.

Was für Kostümtypen sind Sie? Eher Prinzessin? Mehr Cowboy?

Verena Gauls Ich habe mich immer gern verkleidet, aber eher als Prinzessin.

Guido Gauls Ich war eher Cowboy.

Nicht Polizist?

Guido Gauls Nein, obwohl das immer mein Berufswunsch war. Na ja, als Cowboy trägt man ja auch eine Waffe.

Jedes Prinzenpaar drückt der Session einen Stempel auf. Haben Sie Pläne, was Sie anders machen wollen?

Verena Gauls Ich habe zumindest beim Kostüm bestimmte Vorstellungen, aber darüber kann ich noch nicht reden. Ich weiß noch nicht, ob das umsetzbar ist. Aber die Prinzessin hat schon ein bisschen Spielraum bei der Gestaltung.

Werden Sie singen? Oder tanzen?

Guido Gauls Wir werden sicher etwas Musikalisches machen, was genau, ist noch geheim. Aber tanzen werden wir definitiv nicht.

Verena Gauls Wir haben mal mit einer Freundesgruppe einen Tanzkurs gemacht. Zum Schluss hat man uns Einzelunterricht empfohlen (lacht).

Die Prinzenpaare verzichten stets auf Geschenke und sammeln stattdessen traditionell Spenden für einen guten Zweck. Wofür haben Sie sich entschieden?

Guido Gauls Wir wollen für den Weißen Ring sammeln, die Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer, die ausschließlich spendenfinanziert ist. Hier werden auch Menschen unterstützt, die aufgrund von Straftaten keinen Karneval feiern können.

Der Chef des Mönchengladbacher Karnevalsverbands, Bernd Gothe, denkt über Verbesserungen im Karneval und beim VDZ nach. Was würden Sie ihm empfehlen?

Guido Gauls Mönchengladbach ist im Karneval eigentlich gut aufgestellt, aber es gibt eine Zeit zwischen 15 und 18 Jahren, da gehen die Jugendlichen dem Karneval oft verloren. Es wird darüber nachgedacht, Karnevalsdiscos ohne Alkohol für Jugendliche zu veranstalten. Das ist in Köln und Aachen sehr erfolgreich. Auch für Mönchengladbach wäre das eine gute Sache.

DAS GESPRÄCH FÜHRTEN ANDREAS GRUHN, CHRISTIAN LINGEN, DENISA RICHTERS UND ANGELA RIETDORF.

(dr)
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