Mettmann Bei den Nachbarn unbeliebt

Mettmann · Der wegen Mordes an seiner Ehefrau angeklagte Alfred T. gilt bei den Nachbarn am Hochdahler Buchenweg als streitbarer Zeitgenosse, der nicht sonderlich beliebt ist. Seine Hunde soll er mit der Reitgerte gezüchtigt haben. Im Haus habe er sich um nichts gekümmert.

 Alfred T. wird im Mordprozess vor dem Wuppertaler Landgericht von Rechtsanwalt Malte M. Pohl verteidigt.

Alfred T. wird im Mordprozess vor dem Wuppertaler Landgericht von Rechtsanwalt Malte M. Pohl verteidigt.

Foto: Dietrich Janicki

Der Befragung mehrerer Nachbarn war der zweite Prozesstag gegen den wegen Mordes angeklagten Alfred T. (56) vor dem Wuppertaler Landgericht gewidmet. Von dem Ehemann der mit einem Gummihammer getöteten Erkratherin Gisela L. zeigten die Nachbarn aus unterschiedlichen Blickwinkeln ein recht einheitliches Bild. Während die Getötete als freundlicher, hilfsbereiter und unkomplizierter Mensch geschildert wurde, galt Alfred T. als streitbarer Zeitgenosse, der bei den Nachbarn trotz guter nachbarschaftlicher Verhältnisse nicht sonderlich beliebt war.

Vor allem sein Umgang mit den eigenen Hunden sorgte immer wieder für Befremden. Einer Zeugin, deren Grundstück unmittelbar an das Tatgrundstück angrenzt, sah sich nur außerhalb des Blickfelds des Angeklagten zu einer Aussage vor Gericht in der Lage. Ihre Befragung fand mittels audio-visueller Übertragung aus einem Nebenraum statt.

Sie sagte aus, dass der wutverzerrte Gesichtsausdruck Alfred T's, während er mit einer Reitgerte auf seine Hunde einschlug, als diese bei einem Besuch der Zeugin nicht sofort kuschten, habe bei ihr eigene traumatische Erinnerungen geweckt. Auch die Art des Einsatzes von Elektroschock-Halsbändern bei den vier Weimaraner- Hündinnen hatte sie als unangemessen empfunden.

Mit der Getöteten pflegte sie hingegen ein freundschaftliches Verhältnis, auch Alfred T. sei ihr gegenüber immer freundlich und hilfsbereit gewesen. Auf seine Tipps zur Hundeerziehung habe sie aber nach einigen gemeinsamen Spaziergängen lieber verzichtet. Auch den Umgangston des Ehepaars untereinander empfand sie als rau und wenig liebevoll, dieser sei allerdings offenbar für beide normal gewesen. Tätliche Auseinandersetzungen habe es ihres Wissens nach aber vor der Tat nicht gegeben. Die in Vollzeit berufstätige Gisela L. sei zunehmend mit den Hunden, 20 Kaninchen, dem Haushalt und Garten überfordert gewesen. Im Haus hätten desolate und verdreckte Zustände geherrscht.

Der Frührentner Alfred T. habe sich außer beim Kochen kaum an den Aufgaben beteiligt und auch versprochene Arbeiten nicht ausgeführt. Gisela L. habe ihn wegen seiner chronischen Erkrankung früher immer in Schutz genommen. Letzter Streitpunkt war aber offenbar eine Badrenovierung nach einem Wasserrohrbruch, die Alfred T. vor sich hin geschoben habe.

Eine Nachbarin sagte aus, dass Gisela L. noch am Abend vor der Tat wegen einer Handwerkeradresse bei ihnen gewesen sei. Sie sei sauer gewesen, weil Alfred T. sich nicht einmal um einen Termin mit dem Mann gekümmert habe. Auch diese Zeugin schilderte Gisela L. als sympathische Nachbarin, Alfred T. sei dagegen wenig konfliktscheu gewesen. So rüde er seine Hunde behandelt habe, so sehr habe er ihr Verhalten anderen gegenüber verteidigt. So habe vor Jahren einer der Hunde ihrem damals zweijährigen Sohn bei einem Besuch in den Kopf gebissen. Die Reaktion von Alfred T. sei gewesen, dass man sich darüber doch nicht wundern müsse, wenn das Kind in Augenhöhe des Hundes herum fuchtelt. Jahre später habe einer der Weimaraner ihren Welpen blutig gebissen. Auch dafür habe es keine richtige Entschuldigung gegeben.

(pant)
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