Meerbusch Das zweite Debüt

Zu den verborgenen Höhepunkten des Konzertjahrs 2006 zählte das Unplugged-Konzert von Stigma im Düsseldorfer Imax. Für alle, die es verpasst haben, gibt es bei "Rock am Turm" am 12. Mai eine neue Chance.

 Die Band Liquid Lightning eröffnet das "Rock-am-Turm-Festival".

Die Band Liquid Lightning eröffnet das "Rock-am-Turm-Festival".

Foto: RP/Dackweiler

Es gibt drei Dinge, die der Alternative-Rock-Fan bei Konzerten überhaupt nicht mag: sitzen, rhythmisch mitklatschen und stehende Ovationen wie in der Oper. Es gab im vergangenen Jahr allerdings auch einen Abend und einen Ort, an dem er gleich alles auf einmal gemacht hat und das auch noch gerne: den 21. Januar 2006 und das Düsseldorf Imax-Kino. Der Abend und der Ort, an dem Stigma, Alternative-Quartett aus Hilden, ihr ausverkauftes Unplugged-Konzert spielten und an dem die 350 Zuschauer beim Lied "Gib nicht auf" plötzlich aufstanden, mitklatschten, um die übrigen 90 Minuten, die sie gesessen hatten, zu würdigen. Ein ebenso ungewohnter wie unglaublicher Abend "droht" den Fans am 12. Mai, wenn Stigma mit Pencilcase und Thembones bei "Rock am Turm - Unplugged" im Forum Wasserturm in Meerbusch spielen.

Stigma haben schon beim großen "Bizarre"-Festival am Flughafen in Weeze und bei "Rock am Ring" gespielt, dennoch nimmt das Unplugged-Konzert einen besonderen Stellenwert ein. "Das ist mit nichts zu vergleichen", sagt Bassist Tim Schulte. "Das war der größte Moment unserer Bandgeschichte", ergänzt Sänger Marcus Modwozinski. "Wir hatten vorher echt Angst: Bei Unplugged bist du nackt. Normalerweise können wir mit Gitarre und Schlagzeug eine dicke Front aufbauen, aber diesmal mussten wir vielmehr von uns raus geben. Das konnte nur eine tolle Erfahrung werden - oder gar nichts."

Ungewöhnliche Abende erfordern ungewöhnliche Wege: Nicht Sänger Marcus Modwozinski oder die Melodieabteilung der Band leisteten die maßgebliche Vorarbeit, sondern Schlagzeuger Sven Hansen. Schließlich wollten die Hildener die Stücke ihrer ersten beiden Alben, "Stigma" und "Ewig im Moment", neu arrangieren statt sie bloß vom Strom zu befreien. Es wurde die zweite Entdeckung von Stigma. Fans, die die Band vor drei, fünf oder neun Jahren kennen gelernt hatten, hörten selbst ihre Lieblingslieder, als wäre es das erste Mal. "L.O.S" in einer tanzwütigen Countryversion, "Irrweg" als radikal reduzierte Klavierballade, "Lethargie" verjazzt und eine latineske Fassung von "König der Worte".

Dass es diese Lieder nun noch einmal live zu hören gibt, ist Wolfgang "Wölli" Rohde schuld. Der ehemalige Schlagzeuger der Toten Hosen und Rockförderer aus Meerbusch bat und bettelte solange, bis die Band zusagte. Im Forum Wasserturm will Stigma nun auch den optischen Charme ihres ersten Unplugged-Konzerts wieder auf die Bühne bringen. Mit alten Sesseln und Schränken, Tischen und Teppichen sowie den beiden neuen Bandmitgliedern, den Goldfischen Waldorf und Stettler, hatten sie ein gemütliches Wohnzimmer gebaut, in dem sie schon wieder etwas taten, was Alternative-Rocker normalerweise nicht mögen: Rotwein trinken.

"Stigma Live & Unplugged" gibt es als limitierte CD auf der Internetseite der Band zu kaufen. Die Adresse: www.stigmamusik.de

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