Meerbusch Hahn und Kreuz

Düsseldorf · Der Orkan Kyrill knickte die Zierde auf der Spitze des Osterather Kirchturms St. Nikolaus um. Seitdem lagern die Kupfer- und Eisenobjekte bei der Firma Peter Franzen.

Einsam und leicht verbogen liegt der Wetterhahn der Sankt Nikolaus Kirche in der Werkstatt der Dachdecker- und Klempnerfirma Peter Franzen in Osterath. Neben dem ehemals glänzenden kupfernen Hahn lehnt das große aus Eisen gefertigte Kreuz an einer Wand, die ebenfalls kupferne große Kugel und eine Teil der Verkleidung der Turmspitze komplettieren den traurigen Anblick, den die Zierde des katholischen Kirchturms hier bietet.

Der Orkan Kyrill hatte im Januar den Wetterhahn von der Spitze gefegt und das sich darunter befindende schwere Kreuz abgeknickt, das in der Blitzschutzleitung der Kirche hängen blieb. Die vom Pfarrgemeinderat gerufene Dachdeckerfirma barg das Kreuz und die Kugel zusammen mit der Feuerwehr und einem Spezialkran von der Spitze des denkmalgeschützten, im zwölften Jahrhundert erbauten Kirchturms. Seit fast drei Monaten befindet sich die Konstruktion nun in den Räumen der Firma Peter Franzen.

Enkel Sebastian fragt nach

Dem vierjährigen Sebastian Franzen gefällt besonders der Wetterhahn, mit dem er in der Werkstatt seines Vaters gerne spielt. „Wann der Hahn wieder auf den Kirchturm kommt, fragte er mich eines Tages“, erzählt Sebastians Opa Heinz Franzen. Die Frage konnte er seinem Enkel nicht beantworten. Der in diesem Jahr neu gewählte Kirchenvorstand muss entscheiden, was nun mit Kreuz und Hahn passiert. „Beides müsste mal überarbeitet werden“, meint Heinz Franzen, der sich die einzelnen Teile genau angesehen hat. Doch ohne Auftrag geht das nicht.

Hier auf der Erde gibt der Hahn, seine Geheimnisse preis. Eingravierte Namen erzählen die Geschichte der Sankt Nikolaus Kirche. Nach dem Abriss der baufälligen romanischen Kirche aus dem zwölften Jahrhundert blieb nur der Turm übrig, an den die jetzige neugotische Kirche angebaut und 1855 fertig gestellt wurde. Zur Kirchweihe durch den Kölner Erzbischof Philippus Krementz, die zur Zeit des Kulturkampfes erst 1876 erfolgte, setzten Dachdeckermeister Wilhelm Kox und Jakob Lenssen den Hahn auf den Turm. Im Jahr 1924 kamen die drei Kirchenglocken ins Innere. Bei dieser Gelegenheit wurden Hahn und Kreuz verstärkt und von Fritz Müller und Michael Kox wieder befestigt, wie die Gravur verrät. Der zu dieser Zeit tätige Pastor Pörting wird ebenfalls mit einer Inschrift auf dem Hahn erwähnt.

Christliches Symbol

Als christliches Symbol findet sich der Hahn auf vielen Turmspitzen. Von dort oben erinnert er an die Verleugnung Christi durch Petrus und kündet vom Licht, das der Menschensohn in die Welt hinaus trägt. In Osterath hat er momentan Urlaub.

(RP)
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