Leverkusen Virtuoses Sinfonia-Festkonzert

Leverkusen · Die elektrisierende Spielfreude und der ausgewogen runde Klang der Westdeutschen Sinfonia charakterisierten den Zusammenschluss führender Musiker aus nordrheinwestfälischen Orchestern.

 Traditionen werden auch bei der Westdeutschen Sinfonia gepflegt – etwa der Handschlag zwischen Dirigent und Erstem Geiger. Er bildete auch den Auftakt zum Jubiläumskonzert am Sonntag.

Traditionen werden auch bei der Westdeutschen Sinfonia gepflegt – etwa der Handschlag zwischen Dirigent und Erstem Geiger. Er bildete auch den Auftakt zum Jubiläumskonzert am Sonntag.

Foto: uwe Miserius

Mit einer Aufforderung zum Tanz endete das Jubiläums-Festkonzert zum 25-jährigen Bestehen der Westdeutschen Sinfonia Leverkusen (WSL) am ersten KlassikSonntag der Saison. Hätten sich allerdings tatsächlich Tänzer zu dieser ausgelassenen Version von Brahms Ungarischem Tanz aufs Parkett gewagt, wären die leicht aus der Kurve geflogen. Die Zugabe dirigierte Dirk Joeres, wie das ganze vorangegangene Programm, voller Musizierfreude, bedacht auf deutliche Unterschiede und spannende Neuentdeckungen feiner Details.

Diese zugleich frische, virtuose und interpretatorisch durchdrungene Spielweise und der ausgewogen runde Klang des Ensembles charakterisierten von Anfang an diesen Zusammenschluss führender Musiker aus nordrheinwestfälischen Orchestern.

Diese Markenzeichen, die Selbstverpflichtung zu Werktreue und unbedingt transparenter Wiedergabe wurden an allen rund 100 Orten gelobt, an denen die WSL aufgetreten ist, genau wie in Leverkusen, wo man mit mehreren Konzerten im Jahr präsent war.

Gründlich vom Staub befreit

Dass Joeres und sein Orchester den eigenen Idealen treu blieben, zeigt der direkte Vergleich. Zum Jubiläum erschien eine CD mit einer neueren Aufnahme von Franz Schuberts Symphonie Nr. 6 und einer Aufnahme der Nr. 5 von 1989, also ganz aus den Anfängen der WSL-Geschichte.

Im Konzert war genau diese Fünfte zu hören — gründlich vom Staub der Geschichte befreit, versteht sich. Leicht und tänzelnd begann das Ensemble den ersten Satz, um diesen in ungeheurer Lebendigkeit bis zum Brodeln zu steigern. Große dynamische Unterschiede sind hier ebenso zum Standard erklärt wie kontrastreiche Effekte, die sich aus der Komposition ergeben. In der kleineren Schubert-Besetzung, die nach der Pause für die 9. Sinfonie "Aus der neuen Welt" von Antonin Dvorák den Erfordernissen entsprechend erweitert wurde, zeigt sich ganz besonders die Größe der WSL. Das ist der perfekte Sound, Stück und Raum angemessen. Gut durchhörbar allerdings blieb das Orchester auch mit Blechbläsergruppe und entsprechender Streicherverstärkung im zweiten Teil.

Dass der Klang der Masse alles zukleistert, musikalische Details und Strukturen verdeckt, das würde Dirk Joeres niemals zulassen. Nicht einmal im Finale, wo sich das aufwühlende Spiel verdichtet und die Instrumente zum großen Hymnus anheben. Stattdessen reißt eine elektrisierende Spielfreude mit, die allemal rechtfertigt, dass gerade die EVL zu den Sponsoren dieser auf Spendenmittel angewiesenen Einrichtung gehört.

Niemals beliebig

Nicht weniger gespannt und energisch agiert das Orchester im Kleinen, wenn Joeres es ins kaum hörbare Pianissimo zurückführt und wundervolle Ruhe ausgießt, die niemals Gefahr läuft, beliebig oder langweilig zu werden.

(mkl)
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