Leverkusen Mit türkischem Fladenbrot zum internationalen Industriebetrieb

Leverkusen · Für beide ist es das "tägliche Brot": Wenn Algin Artar von seiner Firma berichtet und Oberbürgermeister Reinhold Buchhorn einen Besuch bei einem zuverlässigen Gewerbesteuerzahler abstattet und sich anschließend beeindruckt zeigt von dem Familienbetrieb im Fixheider Gewerbebetrieb. Die Firma Artar stellt Brot her, und das im industriellen Maßstab. In seinen Fertigungsstraßen werden bis zu 1000 Fladenbrote stündlich "gebacken".

Was in einem kleinen Familientrieb 1991 an der unteren Hauptstraße in Leverkusen-Wiesdorf begann, ist inzwischen ein Mittelständler, der monatlich 500 bis 600 Tonnen Mehl ebenso in Weltmeisterbrot verwandelt wie in Focaccia oder Bagels. Ursprünglich waren es lediglich zwei Brotsorten, die an spezielle türkische Geschäfte geliefert wurden. Aber auch deutsche Konsumenten fanden immer mehr Geschmack an der Vielfalt, die Lebensmittelketten erkannten die Absatzmöglichkeiten. So ist Artar Brot zu einem Unternehmen mit einem jährlichen Umsatz von rund 13 Millionen Euro (2014) "bei einem guten Ergebnis" geworden.

Mit einer Produktion rund um die Uhr beliefert Artar Brot von seinem Betrieb in der Leverkusener Fixheide aus die rund 600 Abnehmer in Nordrhein-Westfalen, in Belgien, Holland, Dänemark und seit kurzem sogar auch in Großbritannien. Dabei finden sich die Brote in den Regalen von Supermärkten und Discountern ebenso wie bei türkischen Lebensmittelhändlern. 45 feste Mitarbeiter und einige Leiharbeiter sind in dem Familienbetrieb, der über eine Produktionsfläche von 3000 Quadratmetern verfügt, beschäftigt. Derzeit plant Artar Brot eine Erweiterung um eine etwa 1000 Quadratmeter große Lagerhalle.

Ursprünglich fing alles im südlichen Köln an, als der Vater der Artar-Brüder ein Feinkostgeschäft übernahm. Das Brot bezogen sie von einem Leverkusener Hersteller. Als drohte, dass dieser Anfang der 1990er Jahre pleitegehen könnte, haben sie diese Bäckerei kurzerhand übernommen. Das war für die ursprünglich in der Kfz-Branche ausgebildeten Brüder Algin und Aniel Artar ein großes Wagnis, wie sie heute die 25 Jahre Unternehmensgeschichte mit vielen "Höhen und Tiefen", ihren Werdegang vom Spezialisten für türkisches Fladenbrot zum Anbieter einer umfangreichen Produktrange von Brot- und Backwaren sowie mediterranen Spezialitäten schildern.

So müssen sie mitunter auch ganz schnell sein, wenn sie neben den Aufträgen der Lebensmittelketten auch beispielsweise Anfragen von Gefängnissen oder - ganz aktuell - von schnell eingerichteten Flüchtlingsunterkünften bekommen. "Da können wir innerhalb einer Stunde reagieren", berichtet Algin Artar. Ein riskantes Geschäft bleibe es trotzdem, erklärt der Steuer- und Wirtschaftsberater Rainer Gansen, der den Familienbetrieb seit 25 Jahren begleitet. Es seien mitunter ganz profane Dinge wie der Straßenverkehr bei der Anlieferung: Wenn nämlich die Ware nicht rechtzeitig beim Kunden sei, müsse auch schon mal eine komplette Lkw-Ladung zurückgenommen werden. Verlust einer im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke gebliebenen Lieferung: rund 10.000 Euro.

Das war das Stichwort für den Oberbürgermeister, der den Betrieb besichtigte und lobte: Umso wichtiger sei es, dass die Autobahnen nicht nur rund um Leverkusen gut in Schuss seien und schnell die neue Leverkusener Brücke komme.

(sg)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort