Offene Ateliers und Schauräume Fünf Premieren bei der Kunstnacht

Leverkusen · Klassisch und doch immer neu: Eindrucksvolle Kunstauftritte und viel Publikum an mehr als 50 Orten, fünf waren erstmals dabei. Ein Rundgang.

 Premiere im Geschwister-Scholl-Berufskolleg: Für Organisator Walter Mc Seacreek erfüllte sich ein lange gehegter Wunsch.

Premiere im Geschwister-Scholl-Berufskolleg: Für Organisator Walter Mc Seacreek erfüllte sich ein lange gehegter Wunsch.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

„Endlich haben wir auch eine Station in Rheindorf!“ Das hörte Gastgeber Gregor Olbertz an diesem Abend häufig. In den vergangenen 13 Jahren fuhr der (kostenlose) Shuttlebus zwischen den Ausstellungsorten in Wiesdorf und Hitdorf vorbei. In der 14. Leverkusener Kunstnacht war die Rheindorfer Haltestelle, nur wenige Meter neben der Station Nummer 12 und eine von 50 im Kunstnacht-Plan, nicht zu übersehen. Olbertz, dessen interaktive Lichtobjekte sonst an anderen Orten zu sehen waren, hatte dort einen leuchtenden Müllcontainer mit Logo aufgestellt.

Bei einbrechender Dunkelheit war dann auch der Weg zu seinem Haus an der Felderstraße nicht mehr zu verfehlen. Rote und gelbe leuchtende Mülltonnen, Gießkannen, Gummistiefel und Bobbycar signalisierten: Hier ist was los. Dank des perfekten Wetters am Freitagabend konnte auch der gesamte verwinkelte Garten mit seinen lauschigen Ecken genutzt werden, wo Olbertz nicht nur die wetterfesten Außenleuchten zeigen konnte, sondern auch die empfindlicheren Exemplare wie Stehleuchten, deren eindrucksvolle „Lampenschirme“ er aus Alltagsmaterialien wie Wattestäbchen, Topfreinigern oder Gartengerät gebaut hat. Zu Gast war Dirk Trapphagen mit seinen kreativ veränderten Fotografien, der auch noch gleich eine Band aus seiner Käthe-Kollwitz-Schule engagiert hatte. Man muss genau hinschauen, um zu erkennen, dass manches Bild ganz in der Nähe aufgenommen und dann mit Computer-Programmen verändert wurde. Etwa die neue Serie „Planet Leverkusen“, für die er die Horizontlinie rund bog.

 Im Atelier Holte an der Gartenstraße in Opladen zeigten Giesela Fiekers und Renate Holte (rechts) Malerei.

Im Atelier Holte an der Gartenstraße in Opladen zeigten Giesela Fiekers und Renate Holte (rechts) Malerei.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Weiter ging es nach Opladen zu zwei der fünf Ziele, die erstmals an einer Kunstnacht teilnahmen. Das Sozialpsychiatrische Zentrum ist erst im Januar in den GBO-Neubau an der Karlstraße/Ecke Kölner Straße eingezogen und viele Besucher nutzten die Gelegenheit, einen Blick in die Räume zu werfen, die sie bei einem gewöhnlichen Tag der offenen Tür vermutlich nicht besucht hätten. Bei feinem Klezmer-Oriental-Jazz der Combo Viato konnten sie die Kreative Fotokunst von SPZ-Mitarbeiterin Petra Schuh bewundern, die diese vermeintlich realistische Technik gründlich in Frage stellt. Denn tatsächlich entstehen die Bilder, ausgelöst durch Formationen in der Natur, in ihrer Fantasie. Durch Kombination von Fotos setzt sie diese Gedanken in mystische oder stille Bilder um.

Renate Holte nahm bisher an Gruppenausstellungen teil und öffnete dieses Jahr ihr Atelier im Dachgeschoss ihres Wohnhauses mitten in der Opladener Altstadt. Zusammen mit Gisela Fiekers zeigte sie Malerei von Abstrakt bis realistisch. Und sie war hocherfreut, wie viele Unbekannte im Laufe des Abends die drei mit Bildern gesäumten Treppen emporstiegen.

 Dirk Trapphagen war bei Gregor Olbertz in Rheindorf zu Gast.

Dirk Trapphagen war bei Gregor Olbertz in Rheindorf zu Gast.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Schulen sind eigentlich nicht zur Kunstnacht geöffnet, eine Ausnahme war der „Glaspalast“ im Obergeschoss des Geschwister-Scholl-Berufskollegs. Kunstlehrer Walter Meerbach hat lange warten und immer wieder bitten müssen, bis sein Herzenswunsch erfüllt wurde. Der Künstler beanspruchte den extrem langen, vollständig verglasten Raum nicht für sich alleine, sondern stellte zusammen mit dem Kollegen Norbert Bielerstein und besonders talentierten Schülern aus.

 Kunstnacht in Schlebusch: Am  Edelrather Weg empfingen Claudia Müller-Conrad und Alfred Prenzlow ihre Gäste. 

Kunstnacht in Schlebusch: Am  Edelrather Weg empfingen Claudia Müller-Conrad und Alfred Prenzlow ihre Gäste. 

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Einst war das bäuerliche Ensemble in Edelrath Wohnung und Atelier des Leverkusener Künstlers und Enfant Terrible Bernhard Kirchgässer finster und nach seinem Tod völlig heruntergekommen. Claudia Müller-Conrad restaurierte die Gebäude vollständig, rettete dabei alles, was an das Werk des Malers und Stockhausen-Freundes erinnert und ließ einige alte Möbelstücke aufarbeiten, die jetzt im funktionalen und schlichten Atelierhaus besonders zur Geltung kommen. Dort arbeitet sie selbst mit einer Gruppe von Kreativen, die alle bei Alfred Prenzlow gelernt haben, der seit zwei Jahren im kleinen Häuschen gegenüber malt, zeichnet und Druckgrafiken ausführt. Er ist begeistert von diesem Ort, der einst eine so düstere, deprimierende Ausstrahlung hatte und heute so hell, fröhlich und inspirierend wirkt. Auch am Abend, wenn die Gäste mit Kerzenlicht empfangen werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort