Opladen Stadtgarde präsentiert "Prinzessin"

Warum immer nur die Männer?, dachte sich Peter Türschmann, plauderfreudiger Präsident der KG Stadtgarde und holte auf der Sitzung hervor, was sonst immer hinter Prinz Bernhard I. den Rücken stärkt: seine Frau Bärbel.

Karnevalssitzungen am letzten Januar-Wochenende 2010
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Prinz Bernhard I. (Bunse) nimmt seine fröhlichen Auftritte in Leverkusens Sälen ernst: Zu jeder Karnevalsgesellschaft und jedem Verein, die er besucht, hat der Prinz persönliche Anmerkungen. Ein bisschen Historie, ein Lob für verdiente Karnevalisten, die Tollität ist vorbereitet. Auch bei der KG Stadtgarde Opladen wirkte Bernhard I. Samstagabend sehr persönlich.

Stadtgarden-Präsident Peter Türschmann revanchierte sich in der Stadthalle Opladen mit der besonderen Opladener Note: Er holte die Ehefrau des Prinzen als "Prinzessin Bärbel" auf die Bühne. Als Erinnerung, dass zu Opladener Kreisstadtzeiten die Frau des Prinzen immer dabei war. Heute nicht mehr, ein Zugeständnis nach der Eingemeindung von Opladen nach Leverkusen im Jahr 1975.

Lampenfieber auf der Bühne

Türschmann, die Plaudertasche vom Dienst, wirkte auf der Bühne souverän. Vorher, im Künstlervorraum, musste der Präsident die Nervosität bekämpfen. Ja, Lampenfieber, habe er immer kurz vor der Sitzung. Ob das kalte Schnäpschen zwei Minuten vor dem Einzug beruhigte? Eher nicht. Türschmann und sein Spannmann vor der Saaltüre, Literat Rolf Schumacher, teilten Samstag ein Problem: das Wetter. "Überbrücke mal eine halbe Stunde, wenn Künstler wegen Eis und Schnee nicht kommen", sagte der Präsident vor der Sitzung. Draußen bestimmten Glatteis und Schneefall das Verkehrsgeschehen.

Festausschuss-Präsident Uwe Krause reiste aus seinem Wohnort Burscheid mit zehn Zentimeter Schnee auf seinem Narren-Dienstwagen an. Zu diesem Zeitpunkt war Leverkusen noch schneefrei. "Du kannst bei mir mal Schnee schippen kommen", begrüßte Krause den RP-Reporter.

Literat Rolf Schumacher als Verantwortlicher für den reibungslosen Programmablauf gab sich gelassen. Peter Horn (Kölsche Fraktion) traf pünktlich gegen 22 Uhr kurz vor seinem Auftritt ein. Auch wenn die nächsten beiden Nummern ausgefallen wären oder sich verzögert hätten, gab es eine Stand by-Programmnummer: Die Vertreter der KG Neustadtfunken, die Schlussnummer, war schon vollzählig am Tresen vertreten. Und überhaupt Absagen: Literat Schumacher kennt so etwas nicht, sagte er.

Sein Trick: Er gibt den Künstlern und ihren Agenten immer eine falsche Handy-Nummer: "Dann können die nicht einfach anrufen und ihr Wegbleiben ankündigen", sagte der erfahrene Programmgestalter verschmitzt. Tatsächlich musste Schumacher dann beim Prinzenauftritt mit auf die Bühne: Der Literat erhielt den "BdK-Orden in Silber" für 25-jährige Mitgliedschaft bei der KG Stadtgarde und für 12 Jahre Literatentätigkeit.

Für den Bund deutscher Karnevalisten (BdK) gratulierte der Regionalpräsident der höchsten Pappnasen-Organisation, Willi Hentges. Der Ex-FLK-Präsident plauderte aus seinem Narrenleben. Alles habe er schon gemacht, den einfachen Malocher an der jecken Front bis hin zum Prinzen, nur eines wollte er noch nie sein: Literat. "Das ist verdammt schwer", sagte Hentges und meinte dies als Lob auf Schumacher und alle seine Literatenkollegen.

Schwierig, dies ließen die leeren Stühle in der Stadthalle ahnen, ist dieses Jahr der Kartenverkauf für die Karnevalsgesellschaften. Die Gäste störte das nicht: Sie waren super drauf. Auffallend und fröhlich: das Leichlinger Dreigestirn. Die Blütenstädter waren stark vertreten und standen immer als erste, wenn Band oder Redner gut waren. Also eigentlich immer. Da zeigte sich dann auch Stadtgarde-Vorsitzender Francis Nyns zufrieden. In Tischstärke vertreten auch die 100-Jährigen von der KG Roten Funken mit Präsident Lothar Höveler an der Spitze. Deshalb klang der Spruch von Prinz Bernhard I. doppelt gut: "Ich freue mich, dass die Stadthalle geöffnet ist und ihr alle hier Feste feiern könnt." Stimmt.

(RP)
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