Leverkusen Die Bahnhofstraße "ist (k)ein Brennpunkt"

Leverkusen · Er lebt gerne in Opladen. Und zwar mittendrin. Fast die Hälfte seiner 41 Lebensjahre wohne er schon an der Bahnhofstraße. Im oberen Teil. Zwischen Humboldtstraße und Busbahnhof. "Aber seit zehn, zwölf Jahren wird es hier immer schlimmer", sagt er. Neben ihm nickt ein Freund, der 37-Jährige wohnt auch hier. Beide Männer stellen sich mit Namen vor, wollen aber lieber nicht, dass der in der Zeitung steht. Sicher ist sicher.

 Die Bahnhofstraße Opladen: Die Fußgängerzone hat keinen guten Ruf.

Die Bahnhofstraße Opladen: Die Fußgängerzone hat keinen guten Ruf.

Foto: MATZERATH (Archiv)

Eigentlich wollte sich der 41-Jährige nur über ein Knöllchen hinter dem Scheibenwischer seines Wagens beschweren. Bei der Stadtverwaltung und bei der Zeitung. Das Auto habe auf dem Bunker-Parkplatz ganz hinten rechts gestanden. Offenbar etwas zu weit in Richtung der Mauer. Zumindest habe er jenseits der Markierung gestanden, die ohnehin nur erkennt, wer weiß, dass dort einmal ein weißer Strich gezogen worden ist. Jedenfalls klemmte der Zettel hinter dem Scheibenwischer, und der Anwohner macht nun seinem Unmut Luft.

Zu den Ärgernissen zähle auch, dass regelmäßig Autos durch die Fußgängerzone fahren würden. Nicht selten mit quietschenden Reifen, meist nach 22 Uhr, teilweise "als ob sie sich ein Rennen liefern". Kontrolliert werde selten. "Und wenn, dann von der Polizei, aber nicht von der Stadt", sagt der 41-Jährige.

Das größte Problem gehe aber von den Jugendlichen aus, die sich vor seiner Haustüre treffen und trinken. Die Saison gehe bald wieder richtig los. "Wenn der Sommer kommt, wird es wieder ungemütlicher", sagt das Anwohner-Duo. Nachts sei es dann sehr oft sehr laut, und morgens finde man nicht selten eklige Hinterlassenschaften vor der Haustüre. Die Hemmungen würden fallen, da tief in Flasche und Glas geschaut werde. "Da werden harte Alkoholika getrunken von Jugendlichen, die garantiert noch nicht volljährig sind", sagt der 37-Jährige.

Die irgendwie logische Folge seien Pöbeleien, aber auch Schlägereien auf der Bahnhofstraße. "Als Frau würde ich mich hier nachts nicht langtrauen", sagen die beiden. Zwar sei die Lage etwas besser geworden, seit die Kölner Polizei in Leverkusen die Zuständigkeit übernommen habe - "vorher hieß es oft, dass man nicht genug Personal habe, um zu kommen." Aber beide Männer sind der festen Ansicht: "Das hier ist ein Brennpunkt."

In der Hinsicht steht Aussage gegen Aussage. Denn die Stadt sieht das anders: "Der Bereich ist kein ständiger Treffpunkt und erst recht kein Brennpunkt", sagt eine Sprecherin nach Rücksprache mit Kollegen vom Ordnungsamt. Es sei verständlich, dass sich Anwohner durch mitunter laute Passanten und Gäste der Lokalitäten gestört fühlten. Aber weder seien regelmäßige Ruhestörungen noch häufige Auseinandersetzungen in dem Bereich bekannt. Zudem habe die Verwaltung keine Hinweise darauf, dass sich "eine Alkohol- oder Drogenszene etabliert" habe. Zumal zweiköpfige Sicherheitsteams, von denen an Wochenenden zwei in der Stadt unterwegs seien, die Lage kontrollierten. Nach Meinung der Anwohner sind häufige Kontrollen und Ansprachen das beste Mittel, damit sich die Lage bessere. Hinsichtlich der Geschäftsleute merkt er an: "Es gibt hier durchaus einen Zusammenhalt." Zwar habe nicht jeder seine Kunden im Blick und im Griff. Aber: "Ein paar achten schon aufmerksam und resolut darauf, dass ihre Gäste sich benehmen auf der Straße."

Die Stadtverwaltung hat übrigens mitgeteilt, sie werde prüfen, ob das Knöllchen berechtigterweise ausgestellt worden.

(RP)
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