Leichlingen Zum 90. verschenkt Peter Berth Kunst

Leichlingen · Am 21. Dezember feiert der Maler und pensionierte Chemiker seinen Geburtstag. Geschenke möchte er nicht. Stattdessen bekommt jeder seiner Gäste ein Bild.

 Bescheidenheit ist eines seiner Lebensprinzipien. Peter Berth feiert seinen 90. Geburtstag mit einem festlichen Bratwurstessen.

Bescheidenheit ist eines seiner Lebensprinzipien. Peter Berth feiert seinen 90. Geburtstag mit einem festlichen Bratwurstessen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Keine Geschenke wünscht sich Peter Berth und unterstreicht das mit einem dreifachen „Bitte“. Zu seinem heutigen 90. Geburtstag soll es einmal andersherum laufen. Er möchte nämlich all jenen etwas schenken, die er zu seiner Feier eingeladen hat. 50 neue Bilder hat der Künstler und pensionierte Chemiker in seinem 90. Lebensjahr gemalt. Die meisten sind in einem Fotobuch abgebildet, aus dem jeder seiner Gäste eines auswählen darf, das Berth dann gerahmt als bleibende Erinnerung überreichen möchte.

Auch der Bürgermeister, der sich als Gratulant angesagt hat, bekommt etwas. Das hat der Maler aber ganz bewusst ausgewählt, es steckt nämlich voller Symbolik, die er in seiner humorvollen Art erklären wird. Mit der Auswahl des Lokals, die manchen Empfänger der Einladung überrascht haben dürfte, will Berth ganz bewusst ein Zeichen setzen. Bescheidenheit ist eines seiner Lebensprinzipien. Deswegen also ein „festliches Bratwurstessen“ im Schnellrestaurant Leon im Fresepark, dessen Inhaber er ebenso schätzt wie dessen Küche. Ihm schenkte Peter Berth eine seiner Fotoserien von Leichlingen, die bereits eine Wand des Lokals füllt.

Peter Berth gibt sich vital und fröhlich wie eh und je, er hat sich mit den körperlichen Begleiterscheinungen des Alters arrangiert – aber keinesfalls kapituliert. Seine Krankheiten hat er, mit Hilfe der modernen Medizin, soweit im Griff. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal 90 Jahre alt werde“, sagt er. Zunehmend macht ihm sein Augenleiden zu schaffen, aber er hat beschlossen: „Die Kunst will ich nicht aufgeben!“ Die ist immerhin ein fester, neben Beruf, Familie und Sport (er hat schon über 20.000 Fahrradkilometer auf dem Tacho), wichtigster Bestandteil seines Lebens. Weil er den Pinselstrich nicht mehr genau genug sehen kann, hat er das Malwerkzeug einfach aus der Hand gelegt und trägt stattdessen die Acrylfarben nun direkt mit der Tube innerhalb der gewünschten Konturen auf die Leinwand auf. Anschließend drückt er einen Lackkarton in den feuchten Auftrag und zieht ihn wieder ab. Dadurch ergeben sich florale Oberflächenstrukturen. Und je nachdem wie er den Karton abzieht oder zur Seite verreißt, bringt er Bewegung ins Bild, als wäre der Wind übers Land gezogen.

Bäume sind das ganz große Thema von Peter Berth. Die kräftigen Farben, die schon immer sein Markenzeichen waren, kann er zum Glück noch gut unterscheiden. Seine Technik hat er – mit seinen Erfahrungen aus der Chemie – selbst entwickelt. „Ich hydrophobiere die Leinwände und mische Tenside in die Farben“, beschreibt er, wie er Farbverhalten und -wirkung beeinflusst. Einem Kunstprofessor hat er das genauer erläutert und der lässt nun eine Doktorarbeit über den Einsatz bestimmter Chemikalien mit verschiedenen Farben und Untergründen untersuchen. Als Pionier hat Berth immerhin die Initialzündung für diese nun wissenschaftliche Arbeit gegeben.

Das freut ihn ganz besonders, schließlich war sein Berufsleben als Chemiker in einer leitenden Position bei Henkel von der Suche nach zukunftsträchtigen Lösungen geprägt. In den 1960er Jahren war die schlechte Abbaubarkeit von Waschmitteln ein Riesenproblem, für das man bei Henkel eine Lösung fand. Zehn Jahre später waren es die Phosphate, für die weltweit Ersatzstoffe gesucht und in Düsseldorf gefunden wurden. Berth leistete in vielen Vorträgen vor Fachpublikum Überzeugungsarbeit.

Bevor der gebürtige Darmstädter auf die Naturwissenschaften umschwenkte, hat er zunächst acht Semester Kunstgeschichte studiert, sogar mit Abschluss. Dann überwog die Liebe zur Chemie, das Fach, in dem er auch promovierte. Als er mit 60 Jahren in den Ruhestand ging, widmete er sich ganz der Kunst, jetzt aber praktisch. Er kopierte die französischen Impressionisten und die deutschen Expressionisten, um deren Techniken zu studieren und schließlich seine eigene zu entwickeln.

Und heute ist er produktiver denn je. Die Bilder für die Leichlinger Straßengalerie im nächsten Sommer hat er schon fertig und im Kopf hat er die passende Idee für die Ausstellung im Sinneswald, die 2019 unter dem Thema „Neugier“ stehen soll. Aktiv macht er in der Künstlervereinigung „UnsereArt“ mit und versichert, er sei stolz, dass man ihn überall noch dabei haben wolle. Ansonsten überwiegen die Erinnerungen an ein erfülltes und reiches Leben. Seine Wünsche für die Zukunft: „Nachhaltiges Denken und Handeln, Frieden und Bescheidenheit in Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und in den Familien.“

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