Oliver Höll "Verkauf an Alltub ist gut für Langenfeld"

Langenfeld · Französische Firmengruppe übernimmt traditionsreichen Tubenhersteller Karl Höll, dessen Chef Karrieresprung macht.

 Die Produktion von Laminattuben bleibt an der Poststraße in Langenfeld, versicherte Oliver Höll.

Die Produktion von Laminattuben bleibt an der Poststraße in Langenfeld, versicherte Oliver Höll.

Foto: RALPH MATZERATH

langenfeld Der traditionsreiche Tuben-Hersteller Karl Höll GmbH & Co KG ist nicht mehr eigenständig. Wie bereits berichtet, hat die französische Alltub-Gruppe die an der Poststraße ansässige Tubenfabrik übernommen, die 2015 in Langenfeld 130 Stellen abgebaut und die Produktion von Aluminiumtuben ins Zweigwerk Kirchheimbolanden verlegt hatte. Oliver Höll (48), Nachkomme des Firmengründers in der fünften Generation und Geschäftsführender Gesellschafter, macht mit der Übernahme einen Karrieresprung: Er ist nun Alltub-Chef.

Herr Höll, was ändert sich nach dem Unternehmensverkauf am Standort Langenfeld?

Höll Zunächst einmal sehr wenig. An der Poststraße werden weiterhin Laminattuben hergestellt, die ein innovatives Produkt für Kunden aus der Kosmetik- und Pharmaindustrie sind. Laminattuben fertigt Alltub selber an keinem seiner vier Standorte in Frankreich, Italien, Tschechien und Mexiko. Deshalb hatte Alltub an unserem Unternehmen ein besonderes Interesse.

Nach dem gravierenden Stellenabbau im letzten Jahr sind in Langenfeld nur noch 50 Mitarbeiter beschäftigt. Bleibt diese Zahl jetzt stabil?

Höll Ja, neben der Produktion von Laminattuben sitzt hier weiterhin die Verwaltung der Karl Höll GmbH &Co KG, die diesen Namen bis auf Weiteres behält. An den rechtlichen Einheiten ändert sich durch die Übernahme nichts.

Sie haben angekündigt, nach Abschluss des Insolvenzverfahrens und der Umstrukturierung 2015 nun wieder auf Wachstum zu setzen. Wie wird der Firmenteil in Langenfeld hiervon profitieren?

Höll Der Standort wird gestärkt, das sieht auch die Belegschaft so. Schon vor der Übernahme war die Herstellung von Laminattuben für uns strategisch sehr wichtig, das ist ein Wachstumsmarkt. Die Großkunden haben ihren Sitz in Deutschland und Westeuropa. Über das weltweite Vertriebsnetz von Alltub können viele internationale Neukunden hinzukommen, vor allem für die Laminattuben aus Langenfeld, aber auch die Aluminiumtuben aus Kirchheimbolanden. Zusammen haben Alltub und Karl Höll eine jährliche Produktionskapazität von rund zwei Milliarden Tuben. Als Jahresumsatz erwarten wir mehr als 150 Millionen Euro - bei weltweit über 650 Kunden.

Sie sind mit der Übernahme jetzt Alltub-Chef geworden. Waren der Verkauf an die Investmentgesellschaft Aurora Capital Group, die das Unternehmen finanziert, und Ihre neue Position ein Koppelungsgeschäft?

Höll Nein, das war zu Beginn der Verhandlungen gar kein Thema. Als Alltub Anfang dieses Jahres auf mich zukam, ging es nur um die Zusammenführung der beiden Unternehmen, die sich fast perfekt ergänzen. Erst später, während der konkreten Verkaufsgespräche, wurde ich gefragt, ob ich bereit wäre, die Alltub-Gruppe zu führen. Ich war von dem Angebot überrascht, betrachte die Aufgabe aber als sehr spannend. Mein künftiger Bürositz ist nahe Paris in Boulogne-Billancourt, ich werde aber regelmäßig alle sechs internationalen Alltub-Standorte besuchen, auch Langenfeld.

Wegen des Stellenabbaus in Langenfeld und des Wegfalls der Alutuben-Produktion 2015 hatte der Betriebsrat Sie persönlich hart kritisiert.

höll Die Einschnitte waren nötig, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Viele Bereiche sind in der Vergangenheit wegen der Niedriglöhne in Osteuropa dorthin abgewandert - etwa die Produktion von Klebstofftuben. Wir waren lange sehr defensiv unterwegs und hatten bei Aluminiumtuben große Überkapazitäten, die zur Planinsolvenz und zum Stellenabbau führten. Über eine sehr gute Auffanggesellschaft wurden viele der Entlassenen aber wieder im Arbeitsmarkt untergebracht oder hierfür fortgebildet.

STEPHAN MEISEL STELLTE DIE FRAGEN

(RP)
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