Fußball Schiedsrichtermangel wird prekär - nur noch 158 Aktive

Kreis Heinsberg · Fußball: Der Schiedsrichter-Obmann des Fußballkreises schlug bei der Arbeitstagung Alarm.

 Schiedsrichter - im Fußballkreis Heinsberg ist das offensichtlich eine aussterbende Spezies.

Schiedsrichter - im Fußballkreis Heinsberg ist das offensichtlich eine aussterbende Spezies.

Foto: RM- (ARCHIV)

Michael Kranz ist auf den Fußballplätzen des Kreises bekannt wie ein bunter Hund - fast jedes Wochenende leitet er Spiele, kümmert sich als Unparteiischer um den reibungslosen Ablauf der Partien. Bei 160 Spielen stand er in der abgelaufenen Saison als Schiedsrichter auf dem Platz - bei so vielen wie sonst niemand. Kranz ist allerdings eine "aussterbende Spezies" - rund 40 Prozent der Vereine im Fußball-Kreis Heinsberg haben ein erhebliches Untersoll an Schiedsrichtern, so dass bereits in der abgelaufenen Spielzeit 90 C-Liga-Spiele ohne Unparteiischen stattfanden. "Wir haben nur noch 158 aktive gemeldete Schiedsrichter", sagt Schiedsrichter-Lehrwart Tom Eisentraut, "und die stehen uns auch noch immer seltener zur Verfügung. Das reicht hinten und vorne nicht, um alle Partien zu besetzen." Und so werden auch in der am Sonntag begonnenen Spielzeit einige Partien ohne Unparteiischen auskommen müssen - vor allem wieder in der C-Liga. "Spiele von zwei Vereinen, die selbst zu wenig Schiedsrichter zur Verfügung stellen, die werden in der Prioritätenliste ganz nach hinten gesetzt", erklärt Eisentraut, "zum Normalfall soll es aber nicht werden." Deshalb appellieren Eisentraut und Schiri-Obmann Heiko Wolter auch eindringlich an die Vereine, für das Amt zu werben. "Wir freuen uns über jeden, der dieses Hobby ergreifen möchte. Es ist eine anspruchsvolle Tätigkeit, die Körper und Geist fordert", sagt der Lehrwart.

Dennoch entscheiden sich im Kreis immer Weniger dafür, sich zum Schiedsrichter ausbilden zu lassen: "Vor rund 15 Jahren haben wir noch 140 Unparteiische pro Jahr ausgebildet - inzwischen sind es nur noch 20 bis 25", sagt Eisentraut. Man habe zwar einen großen Block an zuverlässigen Schiedsrichtern, aber bei den Unparteiischen im Alter zwischen 25 und 45 Jahren klaffe ein großes Loch. "Vor allem, weil die Fluktuation enorm hoch ist und viele nach dem ersten Jahr schon wieder aufhören", erklärt der Lehrwart. Dabei, so Eisentraut weiter, gehe es darum, zwei Spiele im Monat und 20 Spiele im Jahr zu pfeifen. "Das wäre zumindest wünschenswert", sagt Eisentraut.

Schiedsrichter werden können alle ab 13 Jahren - egal ob Junge oder Mädchen. Die Teilnahme an der Schiedsrichter-Ausbildung ist kostenlos - lediglich die Vereine zahlen 15 Euro. "Wir nehmen auch sehr gerne aktive Fußballer - selber zu spielen, ist kein Hindernis für eine Laufbahn als Schiedsrichter", versichert Eisentraut. Reich werden kann man mit dem Pfeifen allerdings nicht: "Bei einem Spiel auf Kreisebene sind die Schiedsrichter rund dreieinhalb Stunden beschäftigt", verdeutlicht der Lehrwart, "dafür werden die Fahrtkosten erstattet und man bekommt 16 Euro Spesen gezahlt." Am Anfang der aktiven Schiedsrichterlaufbahn müsse man das Ganze auch nicht alleine durchstehen: "Wir haben ein Patensystem, so dass die neuen Schiedsrichter in den ersten Spielen beim Pfeifen begleitet werden", sagt Tom Eisentraut.

(RP)
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