Krefeld Wirbel um "Elefanten-Zitat"

Krefeld · In der Krefelder Zoo gGmbH gibt es neuen Streit um die Elefantenhaltung. Zoochef Dreßen hat die Elefanten am Rande eines Vortrags als "Altlasten" bezeichnet. Der Aufsichtsrat ist empört, droht jetzt offen mit Konfrontation.

Winterfans und Kältemuffel im Krefelder Zoo
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Scharf haben gestern Aufsichtsratsmitglieder der Zoo gGmbH den Zoochef Wolfgang Dreßen attackiert. Dreßen hatte sich — unabgestimmt mit dem Aufsichtsrat — bei einem öffentlichen Vortrag für Giraffenhaltung anstelle der Elefanten ausgesprochen und die Elefanten als "Altlast" bezeichnet. Zoo-Aufsichtsratschef Joachim C. Heitmann schimpfte gestern: "Ein Unding". Hans Butzen, derzeit noch Aufsichtsratsmitglied für die SPD, drohte sogar: "Der Zoodirektor sollte aufpassen, dass er sich nicht weiter ins Aus versetzt."

Der Aufsichtsrat ist hochverärgert, da er zuletzt 400 000 Euro für die Verbesserung der Elefantenanlage im Zoo genehmigt hatte. Heitmann legte noch nach: "Beim Geschäftsführer einer Gesellschaft, die mit über 1,8 Millionen Euro jährlich von der Stadt und damit vom Steuerzahler unterstützt wird, hätte ich mir wirtschaftliches Augenmaß gewünscht." Der Aufsichtsratschef schrieb gestern, dass er "auf Distanz" zu Dreßen gehe.

Der ewige Zoostreit um die Elefantenhaltung ist damit wieder eröffnet: Zoochef Dreßen will langfristig von Elefantenhaltung auf alternative Tierarten umstellen. Joachim C. Heitmann und Hans Butzen sind Freunde der Elefanten. Beide haben den Wunsch, die Haltung auf vier Kühe auszubauen.

Eine Richtlinie des Bundesministeriums für Naturschutz sieht vor, dass Zooelefanten mindestens in Viererherden gehalten werden müssen. Für die jetzige Regelung mit nur zwei Kühen hat Krefeld nur eine Ausnahmegenehmigung. Zoochef Dreßen betonte gestern gegenüber unserer Zeitung: "Wenn wir die Elefantenherde auf vier Kühe aufstocken, müssen wir fünf Millionen Euro investieren, wenn wir eine richtige Zucht mit vier Kühen und Bullen wollen, müssen wir sogar zehn Millionen Euro investieren." Ob sich der Aufsichtsrat angesichts dieser Summen für einen Ausbau der Elefantenhaltung ausspricht, ist wegen einer personellen Rochade mehr als offen. Für den Elefantenliebhaber Hans Butzen kommt nämlich Wilfried Bovenkerck (SPD) neu ins Gremium; der war gerade auf Namibiareise und sagte gestern: "Da habe ich Elefanten in freier Wildbahn gesehen. Das war toll, anders als im kleinen Krefelder Gehege." Er habe in der Elefantenfrage aber noch keine Meinung.

2006 geriet die Krefelder Elefantenhaltung erstmals in die Kritik, weil die damals drei Elefanten von Tierpfleger Wolfgang Nehring teilweise 15 Stunden pro Tag an Ketten gehalten wurden. Alle drei Tiere waren verhaltensauffällig. Wegen Mobbings wurde dann 2008 Elefant Yheetoo nach Belfast umquartiert, 2010 die Haltung von Ketten- auf Boxenhaltung umgestellt. Immer noch gültiger Aufsichtsratsbeschluss von 2010 ist, die beiden Elefantenkühe, Mumptas und Rhena, bis ans Lebensende in Krefeld bleiben dürfen. Zoochef Dreßen sagte gestern: "Diesen Beschluss trage ich mit. Wir wollen die Elefanten nicht abschaffen, es ging mir um perspektivische Überlegungen."

(RP/rl)
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