Theater Krefeld Der Sängerkrieg der Heidehasen

Krefeld · Krefeld ist im Heidehasenfieber. Das Weihnachtsstück von James Krüss hat am Sonntag Premiere. Karten sind heiß begehrt.

 Direktor Wackelohr (Till Brinkmann) und Gesangsminister (Thomas Wenzel) führen nichts Gutes im Schilde.. 

Direktor Wackelohr (Till Brinkmann) und Gesangsminister (Thomas Wenzel) führen nichts Gutes im Schilde.. 

Foto: Stutte, Matthias/Matthias Stutte

Was die Wartburg für die Wagnerianer, das ist Obereidorf für Generationen von Hasenfans. Regelmäßig wird ein Sängerwettstreit ausgelobt, der es musikalisch in sich hat. Das Werk des großen Richard Wagner hat den Kinderbuchautor James Krüss auf die Idee gebracht. Sein Kinderstück „Sängerkrieg der Heidehasen“ spielt mit der Oper „Sängerkrieg auf der Wartburg“, und seine Hauptfigur Lodengrün erinnert nicht zufällig an Lohengrin. Wichtigster Unterschied: Das Krüss’sche Personal hat extrem lange Ohren, denn es handelt sich um Hasen und Karnickel. Seit das Musical 1953 als Hörspiel erschien, ist die Fangemeinde stetig gewachsen. Krefeld ist ganz aus dem Häuschen, dass „Der Sängerkrieg der Heidehasen“ als Weihnachtsstück ins Theater kommt. Am Sonntag, 4. November, 15 Uhr, ist Premiere. Und die Kartenbestellungen laufen auf Hochtouren.

Der Schauspieler Bruno Winzen hat das Stück für Zuschauer ab fünf Jahren inszeniert. Natürlich weil er seit Jahrzehnten Fan ist. Die Stimmen von Charles Regnier als Gesangsminister, Klaus Havenstein als Moritatensänger und Franz Muxeneder als Lodengrün hat er noch immer im Ohr. „Meine ältere Schwester hat das Hörspiel schon gehört und mich angesteckt“, erzählt Winzen. Gabriele Winzen, die viele Jahre als Bühnenmalerin am Gemeinschaftstheater war und nun freiberuflich vor allem für den Film arbeitet, hat Jahre Stabpuppen entwickelt. „Es gab ein ganzes Hasenensemble. Das hat mich nicht losgelassen. Es war klar, wenn ich die Gelegenheit hätte, Regie zu führen, wollte ich unbedingt die Heidehasen machen.“

In Mönchengladbach sind die Hasen im vergangenen Jahr ein Riesenerfolg gewesen. „Auch die Beteiligten hatten alle riesigen Spaß, es gab echten Trennungsschmerz“, sagt Theaterpädagogin Maren Gambusch. In diesem Jahr gibt es drei neue Akteure: Liliom Lehwald (Lodengrün), Denis Merzbach (dessen Freund Hoppel) und Slim Weidenfeld (Hyazinth Löffelstein/Herold). „Aber die Kollegen aus der Vorjahresproduktion kommen zur Premiere“, sagt Gambusch. Für die neu besetzten Rollen habe es außergewöhnlich viele Bewerber gegeben, obwohl bis zum Zweiten Weihnachtstag fast 30 Vorstellungen auf dem Plan stehen, an etlichen Tagen sogar gleich zwei. „Wer die Inszenierung gesehen hatte, war begeistert“, berichtet die Theaterpädagogin.

 Lodengrüns Mutter (Paula Emmrich, rechts) und Karline (Carolin Schupa) beratschlagen die Lage.

Lodengrüns Mutter (Paula Emmrich, rechts) und Karline (Carolin Schupa) beratschlagen die Lage.

Foto: Matthias Stutte

Winzen wollte seine Hasen nicht in Plüschtierkostüme stecken. Mit Petra Wilke hat er sich auf typische Merkmale konzentriert: lange Ohren, hasentypisch-runde Oberschenkel, Fell an Armen und Beinen. „Ich hatte die Zeit der Industrialisierung im Kopf, Biedermeiermode“, erklärt Winzen. Aber keineswegs soll die Geschichte überfrachtet werden. „Es gibt klare Strukturen, griffige Charaktere, in die sich jeder sofort einhaken kann. Man weiß, wer der Böse ist, wer der Tollpatschige.“ Einfach strukturiert, aber mit viel Aktion: „Es soll alle unterhalten, für die Erwachsenen gibt es Wortwitz, für die Kinder Slapstick. Ich bin ein Fan von Stan Laurel und Oliver Hardy und mag es, wenn Figuren über die eigenen Beine stolpern.“

Den „Sängerkrieg“ hat James Krüss früh in seiner Karriere geschrieben. Fabulieren, mit Sprache umgehen, das wollte der 1926 geborene Helgoländer schon immer. An Kinderbücher dachte er erst, als er 1950 in München Erich Kästner kennenlernte. Mit den Heidehasen, den Geschichten von den Hummerklippen und Timm Thaler wurde James Krüss einer der beliebtesten Kinderbuchautoren. Als er im August 1997 in seiner Wahlheimat Gran Canaria starb, hinterließ er ein immenses Oeuvre.

„Das Weihnachtsstück ist meistens der erste und oft auch für lange Zeit der einzige Kontakt mit dem Theater. Deshalb muss man das Genre ernst nehmen“, sagt Gambusch. Winzen nickt zustimmend: „Deshalb wollte ich einen roten Vorhang. Wenn der sich öffnet, passiert ganz viel. Es ist Musical, ein bisschen Krimi und natürlich eine Liebesgeschichte.“ Die Musikerin Julia Klomfaß wird die Musik mit mehreren Eigenkompositionen ergänzen und auch für märchenhafte Klangunterstützung der Akteure sorgen.

Und für diejenigen, die noch nicht im Heidehasen-Fieber sind, darum geht es: Lamprecht VII., König der Hasen und Karnickel, hat für den alljährlichen Sängerwettbewerb in Obereidorf einen besonderen Preis ausgesetzt: die Pfote der Prinzessin. Lodengrün ist ein guter Sänger und dazu schwer verliebt, aber auch schüchtern. Er braucht die Unterstüzung seines Freiundes Hoppel. Doch es gibt viele Hürden und Widersacher ...

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