Krefeld Senioren: Alle 30 Stunden betrogen

Krefeld · Der Enkeltrick hat sich herumgesprochen: Immer weniger Senioren fallen in Krefeld darauf rein. Dennoch sind es vor allem ältere Menschen, die Opfer von Trickdieben werden. In diesem Jahr gab es bereits 145 Delikte.

 Lange konnte der Dieb sich nicht über seine Beute freuen.

Lange konnte der Dieb sich nicht über seine Beute freuen.

Foto: gms

Zwei, drei Dutzend so genannter Enkeltricks haben Krefelder Senioren pro Jahr um teilweise erhebliche Ersparnisse gebracht. "Da gibt sich ein Unbekannter vor allem bei älteren, verunsicherten Menschen telefonisch als Enkel oder Neffe aus, bittet das Opfer um kurzfristige finanzielle Hilfe und schickt dann einen zuvor genau beschriebenen Kumpel vorbei, um das Geld abzuholen", beschreiben die Polizeisprecher Wolfgang Lindner und Dietmar Greger das Vorgehen. Erfreut stellten sie nun fest, dass diese Betrugsart in diesem Jahr nicht zuletzt wegen erfolgreicher Öffentlichkeitsarbeit und die damit verbundene Sensibilisierung potenzieller Opfer auf bisher zwei Fälle zurückgegangen ist.

13 verschiedene Tricks

Diese Erkenntnis ist erst seit diesem Jahr möglich, weil die Erfassung von Straftatbeständen landesweit umgestellt wurde und nun jederzeit sehr detaillierte Daten über jede Altersgruppe abrufbar sind. "Das ermöglicht uns eine genauere Beobachtung der Kriminalitätsentwicklung, die Möglichkeit, Trends frühzeitiger zu erkennen und dagegen vorzugehen", so die beiden Polizisten.

Als Beispiel führen sie "Betrugsdelikte zum Nachteil von Senioren" vom 1. Januar bis 31. Juli 2008 auf. 13 verschiedene Arten von Betrügereien werden da neben der Rubrik "sonstige Betrugsfälle" aufgelistet. Und weil bei der Polizei Personen ab 60 Jahren als Senioren geführt werden, fallen auch aktive ältere Geschäftsleute darunter. Damit reicht die Bandbreite vom Waren-, beziehungsweise Warenkreditbetrug bis zum Leistungsbetrug — Stichwort: "preiswerte" Wanderarbeiter. So kamen bisher 145 Betrugsfälle zusammen, eine Zahl, die für eine Großstadt nicht besonders auffällig sei, so Lindner. Dennoch bedeutet das, dass in Krefeld, grob gerechnet, in diesem Jahr bisher alle 30 Stunden ein Senior Opfer eines Betrügers geworden ist.

Kontoauszüge weggeworfen

Besondere Kopfschmerzen bereitet der Polizei zurzeit der empfindliche Bereich im Umfeld von Kreditinstituten. "Potenzielle Täter treiben sich in der Nähe von Ausdruckgeräten herum und holen sich aus den Papierkörben Kontoauszüge heraus, die Senioren — aber nicht nur die — leichtsinnigerweise wegwerfen. Mit deren Hilfe tätigen sie dann betrügerische Überweisungen", erläutert Greger. Insgesamt seien Senioren weniger häufig als andere Altersgruppen Opfer von Straftaten. "Bei einigen Deliktarten sind sie aber doch gefährdeter als andere." Neben dem Enkeltrick sind das Haustürbetrügereien sowie Taschen- und Diebstähle aus Wohnungen, in die sich die Täter mit dem Wasserglas- oder dem Zetteltrick Zutritt verschaffen.

(RP)
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