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Krefeld Linne will mehr Schulen schließen

Krefeld · Krefelds Planungsdezernet fordert von der Politik mehr Entschlossenheit, sich von Gebäuden auch wirklich zu trennen. Im Schulentwicklungsplan sei es ein Manko, dass nicht stärker künftige Schulschließungen ins Auge gefasst werden.

 "Emotionen muss man sich auch leisten können": Krefelds Planungsdezernent Martin Linne wirft dem Krefelder Rat Unentschlossenheit bei der Trennung von Gebäuden im Besitz der Stadt vor.

"Emotionen muss man sich auch leisten können": Krefelds Planungsdezernent Martin Linne wirft dem Krefelder Rat Unentschlossenheit bei der Trennung von Gebäuden im Besitz der Stadt vor.

Foto: Thomas lammertz

Planungsdezernent Martin Linne hat von der Politik mehr Entschlossenheit gefordert, sich von städtischen Gebäuden zu trennen — auch von Schulgebäuden: "Beim Schulentwicklungsplan ist es ein Manko, dass wir nicht entschlossener darauf achten, wo wir in zehn, 15 Jahren stehen und welche Schulgebäude nicht mehr gebraucht werden.

Es rächt sich, wenn man Fragen von Schulzusammenlegungen oder eben Schulschließungen von Jahr zu Jahr verschiebt oder nur in Fünf-Jahres-Schritten angeht. Hier wünsche ich mir, dass die Politik entschlossener ist und den Leuten reinen Wein einschenkt, was zu tun ist, wenn sich eine Stadt von Gebäuden trennen soll." Unterstützung erfährt Linne von Grünen-Fraktionschefin Stefani Mälzer: "Wir erleben im Gebäudemanagement zurzeit eine Rolle rückwärts. Das ist unglaublich", sagte sie auf Anfrage.

Hintergrund für Linnes Vorstoß ist die Forderung der FDP, das Stadtwaldhaus zu verkaufen und den "Immobilienbestand der Stadt zu reduzieren". Linne dazu auf Anfrage unserer Zeitung: "Die FDP rennt mit ihrer Forderung bei uns offene Türen ein. Es ist aber dieselbe FDP, die immer sagt, wir hätten im Gebäudemanagement zu viel Personal." Dabei habe dieser Bereich immer noch nicht die Sollstärke beim Personal erreicht, die er laut allen Gutachten brauche, um effektiv Gebäude vermarkten oder angemessen bewirtschaften zu können.

Grünen-Ratsfrau Mälzer unterstützt Linne: "Er fragt zu Recht, wo denn die politische Unterstützung bleibt", sagte sie auf Anfrage. Im Vergleich zu anderen Städten sei das Gebäudemanagement mit etwa 70 Mitarbeitern zu klein; die im Stellenplan für 2013/ 2014 angesetzten 26 neuen Stellen seien unsicher. Mälzer beklagte, dass die perspektivische Frage, wo die Stadt in zehn Jahren stehe, nicht gestellt werde: "Alle denken nur bis 2014, und das regt mich auf."

Mälzer teilt auch Linnes Einschätzung zum Schulentwicklungsplan: "Der große Wurf ist es nicht"; das Problem, dass etwa die Berufskollegs mit sinkenden Schülerzahlen zu kämpfen hätten, werde zu wenig thematisiert. Generell wirft Linne der Politik Inkonsequenz vor: Im Grundsatz herrsche zwar Einigkeit darüber, dass man sich von Gebäuden trennen möchte, "doch sobald es konkret wird, wachsen Bedenken und schwindet die Bereitschaft, eine Entscheidung zu treffen".

Linne nennt als Beispiel den Brempter Hof in Uerdingen: "Will man den Verkauf ernsthaft, muss man in Kauf nehmen, dass der Uerdinger Heimatverein eine neue Bleibe braucht", sagte Linne. Auch beim alten Uerdinger Rathaus gebe es emotionale Bindungen, "aber wir haben keine öffentliche Nutzung für das Gebäude, und Emotionen muss man sich auch leisten können".

Ursprünglich waren mit dem 2011 gegründeten "Fachbereich 60 Zentrales Gebäudemanagement" große Hoffnungen auf Kosteneinsparungen für die Stadt verbunden. Allein 2012 sollte die "Neustrukturierung des Flächen-/Gebäude- und Energiemanagements" 10,2 Millionen Euro im Haushalt der überschuldeten Stadt erbringen.

Kämmerer Ulrich Cyprian musste in seiner Haushaltsrede einräumen, dass für 2012 nur ein Ertrag von 2,5 Millionen Euro realistisch sei. Cyprian nannte als Gründe unter anderem den Ausbau der U 3-Betreuung und die Verabschiedung des neuen Schulentwicklungsplans mit den Zielen, den offenen Ganztag auszubauen und eine vierte Gesamtschule für Krefeld zu errichten. Der Stadt gehören 586 Liegenschaften und 1267 Gebäude.

(RP)
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