Krefeld Der Glasmaler vom Papst-Haus

Krefeld · Beim Abriss des Papst-Johannes-Hauses sind die Glasfenster der Kapelle von der Diözese gesichert worden. Ludwig Schaffrath hat sie geschaffen. Jetzt warten sie auf eine neue Bestimmung – am liebsten in Krefeld. Die erste Werkschau des Künstlers läuft derzeit im Glasmalerei-Museum Linnich.

Beim Abriss des Papst-Johannes-Hauses sind die Glasfenster der Kapelle von der Diözese gesichert worden. Ludwig Schaffrath hat sie geschaffen. Jetzt warten sie auf eine neue Bestimmung — am liebsten in Krefeld. Die erste Werkschau des Künstlers läuft derzeit im Glasmalerei-Museum Linnich.

"Er wusste, wie Blautöne in 40 Metern Höhe wirken", verneigt sich Myriam Wierschowski, die Leiterin des Deutschen Glasmalerei-Museums Linnich vor dem Künstler Ludwig Schaffrath. Der gebürtige Alsdorfer gestaltete von 1962 bis 1965 Glasfenster im Dom zu Aachen und Würzburg sowie im Münster zu Ulm und konnte sich seit Mitte der 1970er Jahre auch international als Glasmaler und Akademielehrer einen Namen machen. Diese Ausnahmeerscheinung in der aktuell wenig populären Glaskunst hat auch in Krefeld ihre Spuren hinterlassen: Für die Kapelle des abgerissenen Papst-Johannes-Hauses schuf er die Glasfenster. Nachdem die bischöfliche Akademie verkauft und ihr Abriss besiegelt war, stellte die Diözese die Schaffrath-Werke sicher.

Der seinerzeit verantwortliche Bauleiter Elmar von Reet demontierte mit seinem Team die hochempfindlichen Kunstwerke und transportierte sie ins Lager der Linnicher Glasmalerei-Werkstatt Oidtmann. "Sie weisen eine rein konstruktive Ornamentik auf", beschreibt von Reet die Glasbilder, die nun im Lager auf eine neue Bestimmung warten. Auf einen Ort, an dem sie mit ihrer farbigen Leuchtkraft wieder Menschen verzaubern können. "Die Diözese sähe es gern, wenn sie ihren Platz wieder in einer öffentlichen Einrichtung wie einer Schule oder einem Kindergarten in Krefeld finden würden", erläutert Elmar von Reet.

100-jährige Tradition

Zumal Krefeld auf eine über 100-jährige Tradition zurückblicken kann, die Kunst und Kunsthandwerk gleichermaßen förderte, sollten solche Rückgriffe als identitätsstiftendes Programm für die Gegenwart und künftige Generationen verstanden werden. Hielt nicht der Jugendstilkünstler Henry van de Velde in der Seidenstadt Vorträge? Fanden nicht entscheidende Aktionen und Ausstellungen des jungen Deutschen Werkbundes hier statt, und wurde nicht ein Teil der Folkwang-Sammlung fürs Kaiser-Wilhelm-Museum erworben? War nicht die Werkkunstschule ein außerordentlich angesehenes Institut? Und hat nicht Jan Thorn-Prikker, einer der prägenden Glaskünstler seiner Zeit, hier gewirkt, ehe er nach Hagen wechselte?

Im Neubau der Volksbank, die just dort errichtet wird, wo einst das Papst-Johannes-Haus stand, würde ein historisches Fensterfragment von Ludwig Schaffrath als Vergewisserung der eigenen Tradition sinnstiftend wirken. Zumal die Ästhetik der Glasbilder sich hervorragend in die aktuelle Architektur einfügen würde.

(ibe)
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