Krefeld Krefelds Kunstpfarrer wird 80

Krefeld · Karl Josef Maßen hat Pax Christi aufgebaut – und der Gemeinde eine überregional beachtete Sammlung zeitgenössischer Kunst beschert. In Kunst und Kirche geht es gleichermaßen um die Sinnfrage, sagt er.

 Pfarrer Karl Josef Maßen vor der 14 Meter hohen Treppe "Steig" der tschechischen Künstlerin Magdalena Jetelova im Garten von Pax Christi.

Pfarrer Karl Josef Maßen vor der 14 Meter hohen Treppe "Steig" der tschechischen Künstlerin Magdalena Jetelova im Garten von Pax Christi.

Foto: T.L.

Karl Josef Maßen hat Pax Christi aufgebaut — und der Gemeinde eine überregional beachtete Sammlung zeitgenössischer Kunst beschert. In Kunst und Kirche geht es gleichermaßen um die Sinnfrage, sagt er.

Im Glauben und in der Kunst geht es immer um Fragen. Pauschale Antworten geben weder die Kirche noch die Künstler, wenn sie ihre Aufgabe reflektierend angehen. "Aber sie geben Anstöße, über die man nachdenken kann", sagt Karl Josef Maßen. Deshalb ist er vor mehr als einem halben Jahrhundert Priester geworden, und deshalb hat er sich immer für Kunst interessiert. So hat er für die Gemeinde Pax Christi eine Sammlung zeitgenössischer Kunst zusammengetragen.

Heute wird Krefelds Kunstpfarrer 80 Jahre alt. Viel Aufhebens um seine Person ist seine Sache nicht, deshalb ist er verreist. "Aber ich kann dankbar und zufrieden zurückschauen auf das, was war", sagt er. Und es war eine Menge — mehr als er sich hätte vorstellen können, als er vor 54 Jahren im Aachener Dom zum Priester geweiht wurde.

In Krefeld kam Maßen zunächst an die Pfarreien Herz Jesu und St. Anna. 1972 betraute man ihn mit der Gründung von Pax Christi. Ein Kreuz von Ewald Mataré war das erste Kunstwerk, das in das 1978 gebaute Gemeindezentrum einzog. In den folgenden 30 Jahren kamen fast drei Dutzend Arbeiten von wichtigen zeitgenössischen Künstlern hinzu: ein Altar von Ulrich Rückriem, das Boot "Chichicastenango" von Günther Uecker, Arbeiten von Joseph Beuys und Felix Droese, Marlene Dumas und Klaus Rinke, Klaus Staeck und David Rabinowitsch zum Beispiel.

Welche Arbeit ihm über die Jahre besonders ans Herz gewachsen ist, vermag Maßen nicht zu sagen: "Aber ich bin sicher, dass sie die Zeit überdauern werden", sagt er über Ueckers Boot und Rinkes "Tor zur Ewigkeit" — ein Tor aus schwarzem, blank poliertem Granit, das auf den ersten Blick undurchdringbar erscheint. Wer näher tritt, erkennt sein eigenes Spiegelbild.

Solche zentralen Themen bestimmen die Kunst, die Maßen schätzt. "Man kann sie religiös deuten oder auch nicht", sagt er. Große Kunst setzt sich auseinander mit Selbstzweifeln, mit Ängsten und elementaren Zweifeln. Und auf diesem Feld sei auch die Kirche gefordert, hat er stets gesagt.

Die große Skulptur im Garten, "Steig" von Magdalena Jetelova ist dafür ein Paradebeispiel. Die Treppe, die mit unerklimmbaren Stufen emporführt, wird oft als Jakobs Himmelsleiter gedeutet. "Die Bibelstelle hat die Künstlerin aber gar nicht gekannt. Sie sagte, eine Treppe diene auch zum Heruntersteigen. Es gibt nicht nur eine Sicht", sagt Maßen. Er habe nie ein Museum ausstaffieren wollen, sondern mit Kunst Anstöße geben. Dafür musste er in Kauf nehmen, mit Ideen auch anzustoßen.

Vor zwei Jahren ging Maßen in den Ruhestand. Doch engagiert ist er immer noch: An den Wochenenden hält er die Gottesdienste in der Linner Pfarrgemeinschaft St. Nikolaus.

(RP)
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