Krefeld Chempark: 240 Millionen Euro für eine "Industriekulisse vom Feinsten"

Krefeld · Der Uerdinger Chempark präsentiert sich als zukunftsfestes Industrie-Areal, das einen rasanten Wandel hinter sich hat. 7500 Mitarbeiter verdienen dort netto 210 Millionen Euro.

 Beste Aussicht: Chempark-Leiter Ernst Grigat (l.) und Mario Bernards, Leiter der neu geschaffenen Abteilung "Politik- und Bürgerdialog".

Beste Aussicht: Chempark-Leiter Ernst Grigat (l.) und Mario Bernards, Leiter der neu geschaffenen Abteilung "Politik- und Bürgerdialog".

Foto: Currenta

Chempark-Leiter Ernst Grigat hat eine zuversichtliche Bilanz über die Zukunftsfestigkeit des Uerdinger Chemparks mit der Mahnung an die Bundes- und Landespolitik verbunden, endlich in die Verbesserung der Infrastruktur in NRW zu investieren: "Wenn wir nicht schnell deutlich mehr tun als in den vergangenen zehn, 15 Jahren, dann bekommen wir wirklich Probleme", sagte Grigat gestern. Mit Blick auf die marode A 1-Rheinbrücke sagte er: "Man sollte meinen, dass es so etwas in Deutschland nicht gibt. Im Grunde können Sie das keinem Chinesen erklären."

Mit Sorge sieht Grigat auch die Entwicklung der Energiewende. "Wir haben nicht eine, sondern 17 Energiewenden, und das hilft uns nicht", sagte er. Er spielte damit darauf an, dass jedes Bundesland mittlerweile eine eigene Klimapolitik verfolgt. Hintergrund für unsere Region: NRW hat mit seinem Klimaschutzgesetz Krefelder Gewerkschafter auf den Plan gerufen.

Currenta-Betriebsratschef Detlef Rennings etwa hatte schon vor einiger Zeit vor Wettbewerbsverzerrungen zuungunsten der heimischen Industrie gewarnt und den Schutz von Arbeitsplätzen in NRW angemahnt: "Wichtig ist, dass man keine lokalen Nachteile schafft", hatte er unserer Zeitung gesagt, "wenn es künftig günstiger ist, in Hessen zu investieren als bei uns, dann wirft das Fragen auf." Auch Grigat schlug gestern in diese Kerbe und wies zudem auf den internationalen Wettbewerb hin: "Wenn Energie in NRW teurer wird, in Antwerpen aber nicht, dann haben wir ein Problem."

Doch Grigats Ausführungen waren kein Klagegesang über politische Versäumnisse. Seine zentrale Botschaft war rundweg positiv: "Wir haben eine gute Ausgangsposition mit positiven Aussichten in die Zukunft." Grigat erinnerte daran, dass das alles andere als selbstverständlich ist.

Ähnlich wie bei der Textilindustrie der Region sei auch bei der Chemie in Deutschland eine Zeit lang nicht klar gewesen, ob die chemische Industrie sich behauptet oder abwandert, wie es ja in der Textilindustrie geschehen ist. Wenn es heute in Uerdingen eine "Industriekulisse vom Feinsten" (Grigat) gebe, dann liege das an dem rasanten Wandel des Chemparks: Dort sei im Vergleich zum Zustand vor 20 Jahren "kein Stein auf dem anderen geblieben", sagte Grigat. Der "Druck aus dem Markt" habe den Wandel erzwungen: "Wir haben hier heute Firmen, von denen vor 20 Jahren niemand gedacht hat, dass man deren Namen hier lesen würde." Heute präsentiere sich das Gelände als starker Produktionsstandort, in den 240 Millionen Euro investiert würden. Davon fließen laut Grigat knapp 100 Millionen in die Instandhaltung und 142 Millionen in Investitionen, die als Gradmesser für die Entwicklung gelten — Grigat: "Investitionen sind Zukunft."

Auf gutem Wege ist auch das Currenta-Nachbarschaftsbüro, das als "Chempunkt" in Uerdingen am Marktplatz 9 eingerichtet wird (wir berichteten). Wie Mario Bernards, Leiter der neu geschaffenen Abteilung "Politik- und Bürgerdialog" bei Currenta, erläuterte, soll das Büro in der zweiten Juni-Hälfte eröffnet werden. Es wird Sprechzeiten geben (mo. bis fr. vormittags, mi. auch nachmittags) und Raum für Gespräche, Ausstellungen und Berufsinformationen.

(RP/rl)
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