Krefeld Brücke nach 14 Jahren morsch

Krefeld · Die Stadt prüft, ob eine Holzbrücke über die Niepkuhlen abgerissen werden muss. Nach langem Streit war die Brücke 1997 aus Eichenholz statt Tropenholz gebaut worden – jetzt ist sie von Pilz befallen und weist Risse auf.

 Vorübergehend gesperrt: Marode Brücke über die Niepkuhlen. Muss sie abgerissen werden?

Vorübergehend gesperrt: Marode Brücke über die Niepkuhlen. Muss sie abgerissen werden?

Foto: Thomas Lammertz

Die Stadt prüft, ob eine Holzbrücke über die Niepkuhlen abgerissen werden muss. Nach langem Streit war die Brücke 1997 aus Eichenholz statt Tropenholz gebaut worden — jetzt ist sie von Pilz befallen und weist Risse auf.

 Artikel in unserer Zeitung aus dem Jahr 1996 über den umstrittenen Brückenbau an den Niepkuhlen. CDU-Politiker Wolfgang Feld stimmte damals im Vergabeausschuss als einziger gegen den Einsatz von einheimischem Holz. "Im Nachhinein fühle ich mich bestätigt", sagte er gestern unserer Zeitung.

Artikel in unserer Zeitung aus dem Jahr 1996 über den umstrittenen Brückenbau an den Niepkuhlen. CDU-Politiker Wolfgang Feld stimmte damals im Vergabeausschuss als einziger gegen den Einsatz von einheimischem Holz. "Im Nachhinein fühle ich mich bestätigt", sagte er gestern unserer Zeitung.

Foto: Archiv

Schneller hat wohl nie eine Brücke in Krefeld das Zeitliche gesegnet. Nach nur 14 Jahren ist die 90 Meter lange, aus deutscher Eiche gebaute Holzbrücke über die Niepkuhlen marode. Ein Gutachterbüro hat das Brückenwerk untersucht. Ergebnis: Die Standsicherheit der Holzkonstruktion ist durch Pilzbefall und Rissbildungen erheblich beeinträchtigt. Stadtsprecherin Angelika Peters sagte gestern: Wir können nicht ausschließen, dass wir die Brücke sogar abreißen müssen." 550 000 Mark zahlte die Stadt 1997 für den Bau an ein Unternehmen aus Bad Bentheim — mehr als eine Viertelmillion Euro.

Langer Streit um Tropenholz

Es ist ein Schadensfall mit langer Vorgeschichte: Bis 1996 stand dort 60 Jahre lang eine Eichenholzbrücke, die noch der "Reichsarbeitsdienst" gebaut hatte. Als die 1996 marode war, sollte eine neue Brücke auf Wunsch der CDU aus Tropenholz gebaut werden. Mitte der Neunziger wehrten sich jedoch deutschlandweit Umweltschützer gegen den Einsatz von Tropenholz in Deutschland. Die Politiker diskutierten intensiv — und entschieden mit Stimmen von SPD und Grünen, dass einheimische deutsche Eiche verbaut werden solle. Im Vergabeausschusses stemmte sich nur einer dagegen, vergeblich: Wolfgang Feld (CDU), noch heute Ratsherr in Krefeld. Sein CDU-Freund Bernd Giesbertz, lange Bürgervereinsvorsitzender in Traar, hatte zuvor das Unternehmen Rötterink aus Bad Bentheim besucht und plädierte für den Einsatz von afrikanischem Bongossi-Holz, das wesentlich resistenter gegen Pilze ist. Stattdessen wurde die Brücke aus Eichenholz und sibirischer Lärche für die Längsträger gebaut. Beide Holzarten sind laut Stadt mittlerweile morsch. Feld sagte gestern: "Es ist ärgerlich. Schon vor rund fünf Jahren machte das Bauwerk Probleme. Im Nachhinein fühle ich mich bestätigt, damals für Tropenholz gestimmt zu haben."

Die Brücke über die Niepkuhlen ist seit Wochen für Radfahrer gesperrt. Durch die Sperrung sind im Radwegenetz mehrere Touren nicht möglich: das Regionale Radwegenetz, die Euroga-Route, die Niederrheinroute und ein allgemeiner Freizeit-Rad- und Gehweg. Die Stadtverwaltung hat gestern angekündigt, spätestens bis zum Wochenende eine Umleitung auszuschildern. Die Brücke ist bereits seit Mitte Juli gesperrt.

(RP)
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