Kleve Schulleiter-Mangel an Grundschulen

Kleve · Wie im gesamten Land Nordrhein-Westfalen fehlen auch im Kreis Kleve etliche Schulleiter. Besonders betroffen sind die Grundschulen. Sie suchen zum Teil bereits seit mehreren Jahren nach Rektoren oder Konrektoren.

 Pause an der Spyckschule: Die Grundschule in der Klever Unterstadt sucht seit sieben Jahren einen neuen Rektor.

Pause an der Spyckschule: Die Grundschule in der Klever Unterstadt sucht seit sieben Jahren einen neuen Rektor.

Foto: Evers

Die Spyckschule in Kleve ist der Extremfall: Seit sieben Jahren sucht die Gemeinschaftsgrundschule in der Klever Unterstadt bereits einen neuen Schulleiter, immer wieder wird die Stelle neu ausgeschrieben — ohne Erfolg. Zur Zeit gibt es mit Brigitte Jochems nur eine kommissarische Leiterin, die aber in zwei Jahren in den Ruhestand geht.

Insgesamt suchen laut dem Stellenportal "Stella" des NRW-Bildungsministeriums zehn Grundschulen im Kreis schon seit längerer Zeit neue Rektoren oder Konrektoren, drei davon seit mehr als drei Jahren: Neben der Spyckschule sind das die Martinusschule in Rheurdt (Konrektor/seit 2009) und die St.- Hubertus-Schule in Kevelaer (Konrektor/seit 2009). Die Grundschule Nieukerk sucht seit dem Jahr 2011 nach einem neuen Rektor, dort ist mit Ludger Kleinen ebenfalls nur ein kommissarischer Leiter tätig. Auch weiterführende Schulen wie das Freiherr-vom-Stein Gymnasium (stellvertretender Schulleiter), das Konrad-Adenauer-Gymnasium (Schulleiter) und die Realschule Kalkar (Konrektor) suchen zurzeit über das Portal. Erfahrungsgemäß sind diese Stellen aber schnell neu besetzt.

Am Konrad-Adenauer-Gymnasium wird sich die Stellvertreterin und kommissarische Schulleiterin Verena Wintjes selbst auf die Schulleiterstelle bewerben. Auch Schulleiter André Bobe von der Realschule Kalkar ist zuversichtlich, schnell einen Stellvertreter zu finden: "Ich gehe davon aus, dass die Stellvertreterstelle im Sommer wieder vergeben sein wird."

Dramatischer ist die Situation offensichtlich an den Grundschulen: Laut dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) sind vor allem schlechte Bezahlung, mangelnde Fortbildung und ein zu hohes Arbeitspensum bei zu wenig Zeit die Gründe für das fehlende Interesse an den Leitungsstellen.

"Den Rektoren sind in den vergangenen Jahren immer mehr Aufgaben übertragen worden", bestätigt auch Brigitte Jochems von der Spyckschule. Zugleich seien die Sekretärsstunden — die Zeiten, in denen eine Sekretärin anwesend ist und den Rektor unterstützt — sehr knapp bemessen. "Meine Sekretärin ist nur für neun Stunden in der Woche da", erzählt Jochems. Auch der Hausmeister muss mehrere Gebäude betreuen, so dass Jochems im Notfall auch einige seiner Aufgaben übernehmen muss. Trotzdem übernimmt Jochems die kommissarische Leitung gerne. "Ich habe Spaß an den Verwaltungsaufgaben", sagt sie.

Damit steht sie jedoch relativ alleine auf weiter Flur. "Der Job des Schulleiters hat nur zu 50 Prozent etwas mit Pädagogik zu tun. Vielen Kollegen ist das zu wenig. Sie wollen lieber mehr unterrichten und weniger Verwaltungsaufgaben übernehmen", meint Jochems. Das sieht auch Heike Schwartze von der St.- Georg-Schule in Goch so. Die Rektorin sucht zurzeit nach einem neuen Konrektor, muss aber feststellen: "Viele Kollegen möchten den Kontakt zu den Klassen nicht verlieren."

Ludger Kleinen, kommissarischer Rektor in Nieukerk, sieht noch einen anderen Grund: "Meiner Meinung nach ist der ländliche Kreis Kleve für viele Bewerber nicht attraktiv genug. Sie zieht es eher in die Städte."

Brigitte Jochems hält es für unwahrscheinlich, dass die Rektorsstelle an ihrer Schule in absehbarer Zeit wieder besetzt wird. "Ich glaube, dass in Zukunft immer häufiger zwei Schulen von einem Schulleiter verwaltet werden müssen."

(RP/rl)
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