Kleve Platt ist seine hohe Kunst

Kleve · Gestern wurde dem Klever Mundart-Poeten Paul Dirmeier der Rheinlandtaler des Landschaftsverbandes verliehen. Der 81-Jährige hält das Klever Platt lebendig und wurde für seine Verdienste um die Sprache und Kultur geehrt.

 Paul Dirmeier (Mitte), kurz bevor er mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet wird, neben seiner Frau Gerda und Laudator Winfried Schittges (l.).

Paul Dirmeier (Mitte), kurz bevor er mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet wird, neben seiner Frau Gerda und Laudator Winfried Schittges (l.).

Foto: Evers

Er hat Säle auf links gezogen, in Gotteshäusern für Stimmung gesorgt oder einfach nur Menschen erfreut. Und auch dafür ist Paul Dirmeier gestern im Klever Museum Kurhaus mit dem Rheinlandtaler des Landschaftsverbandes ausgezeichnet worden. Der 81-jährige Klever musste gestern bei der Verleihung etwas tun, was in der Rangliste seiner Fähigkeiten nicht an allererster Stelle steht, nämlich zuhören. Denn in erster Linie ist Paul Dirmeier ein begnadeter Erzähler.

So gab der Klever nach der Begrüßung, der Laudatio sowie zwei Grußworten unumwunden zu: "Jetzt muss ich erst mal überlegen, ob ich das überhaupt bin." Er war es, denn gleich in einem seiner ersten Sätze der Dankesrede war der Klever wieder dort, wo er sich so gut auskennt: "Wänn Ehrunge an Kadalljes komme, dann sij alt geworre, pottvredomme."

Die Klever Mundart

In der Laudatio, die Winfried Schittges, stellvertretender Vorsitzender des LVR, hielt, sagte er: "Wenn wir Herrn Paul Dirmeier mit dem Rheinlandtaler ehren, dann ehren wir ihn gleich dreimal. Als Klever Karnevalisten, als Mundart-Akteur und als Autor. Was diese drei Ehrungen miteinander verbindet, ist die Klever Mundart." Dass das Klever Platt hinsichtlich seiner Aussprache ein besonderer Dialekt ist, das musste auch der Landtagsabgeordnete Schittges anerkennen, der an einigen Stellen seiner Laudatio mit der Aussprache zu kämpfen hatte. Der Laudator stellte das Leben Dirmeiers und seine zahlreichen Aktivitäten in Vereinen wie den Schwanenfunkern heraus. Seine Werke, ob Bücher, Beiträge für die Rheinische Post oder den Heimatkalender, hätten auch dazu beigetragen, so Schittges, dass Paul Dirmeier über die Stadtgrenzen Kleves hinaus bekannt geworden sei. "55 Jahre unangefochtener Meister des brillanten Wortspiels. Er ist ein Botschafter des Plattdeutsch", frohlockte der Laudator.

Bayerische Migranten

Nach der Verleihung offenbarte Paul Dirmeier in seinen Dankesworten, dass er als Sohn bayerischer Migranten am Niederrhein geboren wurde. Bis zum Abitur am Stein-Gymnasium hätte er ständig den Hinweis gehört: "Sprecht Hochdeutsch und nicht dieses fürchterliche Platt." Was er nicht ganz befolgte. Er lernte ein Klever Mädchen aus einer Plattdeutsch sprechenden Klever Großfamilie kennen. "Wir sind seit fast 60 Jahren verheiratet", sagte Dirmeier. Und als Klever könnte man, aus zugegeben rein egoistischer Sichtweise, sagen: Ein Glück, dass er diese Frau kennengelernt hat.

(RP)
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