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Kalkar Interesse von Investoren erhofft

Kalkar · Dr. Günther Bergmann, Kalkars CDU-Fraktionsvorsitzender, spricht nach der angekündigten Schließung der Molkerei über die Zukunft der Stadt. Die Stadt gibt Vorgaben für das nhg-Gelände.

Ein schwarzes Jahr neigt sich für Kalkar dem Ende zu: Die Schließung der Molkerei ist für Mitte 2011 angekündigt worden. Über die Perspektiven für die Stadt sprach RP-Redakteur Ludger Distelkamp mit dem Vorsitzenden der Kalkarer CDU-Stadtratsfraktion, Dr. Günther Bergmann.

Was kann die Stadt Kalkar konkret unternehmen, um für die künftig leerstehende Friesland-Immobilie einen Nachfolgebetrieb zu finden?

Dr. Günther Bergmann Eigentümer dieses gewachsenen Gewerbestandortes ist FrieslandCampina. Die Stadt Kalkar kann begleiten und wird dafür auch die Hilfe der Wirtschaftsförderung von Stadt und Kreis benötigen. Es muss alles getan werden, dass die Immobilie möglichst schnell einer neuen Nutzung zugeführt wird. Dass das schwierig ist, konnte man in Niedermörmter sehen, wo jahrelang keine Bewegung am alten Käsereistandort von Campina zu sehen war.

Wie kann Kalkar den Verlust der über 200 Arbeitsplätze in der Molkerei ausgleichen?

Bergmann Zuerst muss ich sagen, dass ich es sehr bedaure, dass sich das Unternehmen gegen die bisherige dezentrale Wertschöpfungsstruktur entschieden hat und Kehrum schließt. Wenn wir in unserem ländlich geprägten Gebiet künftig keine Molkerei mehr haben und Milch auf noch längere Wege bis zur Verarbeitung geschickt wird, ist das aus ökonomischer und ökologischer Sicht nicht nur für Landwirte bedauerlich. Ein Ausgleich dieses massiven Verlusts von Arbeitsplätzen ist über den absehbaren Zeitraum nicht möglich. Wenn der größte industrielle Arbeitgeber seine Pforten schließt, ist das für eine Stadt wie Kalkar kaum zu verkraften. Denken Sie an die Auswirkungen der Schließung des Brüters, wo knapp 400 Mitarbeiter betroffen waren, oder die Aufgaben des Schlachthofes Kehrum und der Käserei Niedermörmter, wo noch mal über 150 Menschen ihren Job verloren. Wenn also nur an den vier genannten Standorten etwa 750 Arbeitsplätze binnen zwanzig Jahren wegbrechen, können sie in unseren Strukturen kaum Ersatz organisieren.

Die Finanzkrise und die Schließung von Friesland. Sie haben in Ihrer Etatrede bei der Verabschiedung des Haushaltes der Stadt Kalkar für 2010 gesagt, dass auch künftig über neue Wege kommunaler Selbstverwaltung nachgedacht werden muss. Was heißt das, heißt das Einsparungen und wenn ja, in welchen Bereichen?

Bergmann Wir wollen auch weiterhin nichts "kaputt-sparen", denn das würde Entwicklungen blockieren. Wir haben es dennoch in den letzten Jahren geschafft, Weiterentwicklung und Haushaltskonsolidierung ohne Abgaben- und Steuererhöhungen parallel zu erreichen. Den Weg wollen wir genauso weiter gehen, wie den der verstärkten Einbindung unserer Gesellschaften. Der Freizeitpark Wisseler See, die seg und die Stadtwerke müssen noch mehr beteiligt werden. Die erfolgreiche Vermarktung von Grundstücken an der Mühlenstraße in Wissel und das Engagement der seg beim Abriss von Hochhäusern in Altkalkar sind erste Beispiele dafür.

Kann die Stadt in diesen schwierigen Zeiten einen Investor für das NHG-Gelände finden, der eine städtebaulich verträgliche Lösung umsetzt?

Bergmann Das nhg-Gelände befindet sich in Privatbesitz. Die Stadt begleitet nur den Prozess der Standortentwicklung eines Investors und des Noch-Eigentümers. Das in der Abstimmung befindliche Einzelhandelsgutachten definiert Rahmenbedingungen, die auch innerstädtische Interessen aufgreifen. Ich bin mir sicher, dass nach Klärung noch offener Nutzungsfragen starkes Interesse bei Investoren, Betreibern, Mietern und Nutzern an diesem Areal an der Kreuzung von B 57 und B 67 vorhanden ist.

Wie ist ihre Vorstellung von Kalkar im Jahr 2020?

Bergmann Wir möchten Kalkar mit seinen 13 Stadtteilen als lukrativen Handels-, Gewerbe- und Wohnstandort erhalten. Die von uns dafür geschaffenen Rahmenbedingungen sind gut, denn wir bieten nicht nur viele Niederlassungsmöglichkeiten für Unternehmen und private Bauherrn, sondern auch eine urbane Struktur, die nicht selbstverständlich ist für eine 14 000 Einwohnerstadt.

(RP)
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