RP-Serie Kliniken im Gelderland (2) Kleiner Schnitt statt große Narbe

Kevelaer · Der Visceralchirurgie im Gelderner Krankenhaus ersetzt bei vielen Erkrankungen eine "große" Operation durch eine minimal-invasive Chirurgie (MIC). Auf rund 240 Operationen allein am Magen-Darm-Trakt kommt das chirurgische Team.

Nein, das sprichwörtliche Kamel muss nicht durch ein Nadelöhr, wie im Volksmund gerne nahezu Unmögliches umschrieben wird. Was einst nicht nachvollziehbar schien, die moderne Medizintechnik macht es möglich. Übertragen auf die Fachrichtung der Viscercalchirurgie im Gelderner Krankenhaus — heute wegen der bevorzugten OP-Technik gerne "Knopflochchirurgie" genannt — sind viele Erkrankungen, die früher nur durch eine "große" Operation zu behandeln waren, durch jene minimal-invasive Chirurgie (MIC) ersetzt worden.

Auf jährlich rund 240 Operationen allein am Magen-Darm-Trakt kommt das chirurgische Team im Gelderner Krankenhaus. Dr. Siegbert Walter, im St.-Clemens-Hospital in Geldern Chefarzt der Allgemein-, Visceral- und Kinderchirurgie und gleichzeitig Chefarzt im Kevelaerer St.-Marien-Hospital, bevorzugt schonende Eingriffe, weil sie den Körper deutlich weniger belasten: "Am Beispiel einer laparoskopischen Darmresektion, also einem operativen Eingriff am Darm — vorzugsweise im Fast-Track-Verfahren, erleidet der Patient nicht das Trauma einer großen Verletzung im Bauchraum."

Er fasst für den Laien zusammen, dass während einer solchen MIC-OP zunächst Blutgefäße und Darmwände durchtrennt, dazwischen liegendes krankes Gewebe entfernt und dann die gesunden Darmstücke wieder zusammengefügt werden. Noch am OP-Tag dürfe der Frischoperierte in der Regel wieder Flüssigkeit aufnehmen und drei Tage später wieder etwas essen. Um den Patienten die Furcht zu nehmen, fügt der Chirurg ein, dass bei einer durchschnittlichen Länge von 1,50 Metern Dickdarm könne rund auf zwei Drittel dieses Organs verzichtet werden kann. Der Segen dieses chirurgischen Verfahrens wird durch eine weitere Statistik bestätigt. Rund 99 Prozent aller Gallen-OPs kommen heutzutage ohne den "großen Schnitt" aus. Rund 200 Mal im Jahr wird in einem der drei Gelderner Operationssäle ein derartiger Eingriff vorgenommen. Schilddrüsen-Operationen mit sogenannten "kalten" oder "heißen" Knoten werden rund 160 Mal pro Jahr durchgeführt. Dank einer Intracutan-Naht, einem speziellen Nahtverfahren, aus kosmetischer Perspektive sogar fast narbenfrei.

Bei allen technischen Möglichkeiten: Dr. Siegbert Walter, die Oberärztinnen Dr. Susanne Born und Dr. Karen Harmsen sowie die Assistenzärzte verlieren nicht den Blick für das Wesentliche. Den Menschen, der ihnen als Patient in der Sprechstunde gegenüber sitzt: "Vom Neugeborenen bis zum 99-Jährigen - wir operieren Menschen und keine Laborwerte oder Röntgenbefunde." An dessen Patientenbett sie sich häufig begeben. Denn über den kurzen Dienstweg werden die Chirurgen als Experten von anderen Fachrichtungen innerhalb anderer Stationen um eine konsiliarische Meinung gebeten. Diese Zusammenkunft habe sich insbesondere in Bezug auf den Schwerpunkt Darmchirurgie mit den Gastroenterologen der Innere Medizin durch das interdisziplinäre Bauchzentrum (IBZ) und Darmzentrum bewährt.

Die Doppelfunktion als Chefarzt der Chirurgie im Gelderner und Kevelaerer Krankenhaus sieht Dr. Walter recht entspannt. Abläufe und Termine werden aufeinander abgestimmt. "Die reibungslose Organisation mag vielleicht damit zusammenhängen, dass ich früher vor meinem Dienstantritt in Geldern als Leitender Oberarzt in Krefeld für die Abläufe in einer 250-Betten-Klinik verantwortlich war. Außerdem kann ich mich auf die Kompetenz meines ärztlichen wie pflegerischen Teams verlassen", so der Chefarzt. In Geldern trägt das Chirurgen-Team noch eine weitere Verantwortung. Dr. Walter: "Wir haben uns seit Jahrzehnten einen Namen gemacht in der fundierten Weiterbildung zum Visceralchirurgen, also der Fachausbildung kommender Generationen von Ärztinnen und Ärzte."

Info Um das Vertrauen der Patienten zu stärken, für klärende Gespräche und um Ängste abzubauen, ist eine Sprechstunde eingerichtet. Die Termine: dienstags und donnerstags ab 15 Uhr nach Vereinbarung über das Sekretariat von Dr. Walter.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort