Kevelaer Kies-Industrie informiert bei Radtour

Kevelaer · Am See "Hüdderath" in Kevelaer fanden sich rund 30 Bürger ein, die wissen wollten, wie es mit den Abgrabungen in der Umgebung weitergeht. Grotendonk und Volbroekshof in Weeze waren weitere Stopps. Interesse an Freizeitnutzung.

 Kalte Getränke und Häppchen vom Hüdderather Hofladen waren als Stärkung während der Info willkommen.

Kalte Getränke und Häppchen vom Hüdderather Hofladen waren als Stärkung während der Info willkommen.

Foto: privat

"Niederrhein mal anders" hat der Initiativkreis "Zukunft Niederrhein", die Organisation der Abgrabungswirtschaft, ihre aktuelle Broschüre genannt. Sie beinhaltet ein Sommerprogramm für alle, die sich für die Sand- und Kiesgewinnung samt ihrer Folgen interessieren. Das Blatt zeigt schöne Motive mit Bötchen im Hafen und Kindern mit Keschern. Weit mehr Menschen im Kreis Kleve nehmen jedoch große Kuhlen mit und ohne Wasser, aber fast immer mit einem Zaun drum herum wahr. Diese "Landschaftszerstörung", wie sie viele Niederrheiner wahrnehmen, stößt auf viel Ablehnung. Und ist Grund genug für die Kies-Lobby, Aufklärungsarbeit zu betreiben.

 Dann ging's auf die Räder zur Rundfahrt.

Dann ging's auf die Räder zur Rundfahrt.

Foto: privat

Gestern trafen sich rund 30 Radfahrer am See von Hüdderath im Norden Kevelaers, um sich von Jürgen Tarter, Projektmanager der Teunesen-Gruppe, informieren zu lassen und sich dann einige Seen aus der Nähe anzusehen. Teunesen unterhält im Raum Kevelaer-Weeze-Goch sechs Abgrabungsstätten. Für Hüdderath ist gerade eine Erweiterung beantragt, die der Kreis bislang allerdings ablehnt. Wenn es dabei bleibt, muss der See im Jahr 2018 komplett der Natur zurückgegeben sein.

Dieser Punkt ist für die Menschen in der Region besonders wichtig, weiß Tarter: Nach dem Abbau von Kies und Sand, die zweifellos für den Straßenbau und viele andere Zwecke benötigt werden, bleiben die Seen zurück - es muss eine Folgenutzung her. Wo Angelmöglichkeiten, Erholungsgebiete oder wertvolle Biotope entstehen, ist die Akzeptanz der Menschen deutlich höher, als wenn der See verborgen hinter einem Zaun liegt. "Da liegt es nicht an uns, sondern vor allem an den Kommunen, ob eine freizeitliche Gestaltung gewünscht ist", erklärt Tarter. Kevelaer zum Beispiel wollte kein Naturfreibad, in Weeze ist das durchaus (Zukunfts-)Thema.

Schon während in Teilbereichen noch gebaggert wird, läuft die Rekultivierung: "Wir haben Feuchtbereiche, in denen Röhricht, Weiden und Eschen wachsen, und Trockengebiete mit Eichen und Buchen", erläuterte Tarter. Einen Teil der dann ehemaligen Abgrabung will die Firma verfüllen und in einen Auenwald umwandeln. "Dabei helfen Landschaftsarchitekten, die standortgerechte Gewächse aussuchen." Wo der See ein Gewässer bleibt, soll der Zaun dennoch weichen. Vom Radweg aus sollen Sichtachsen Richtung Wasser frei von Bäumen gehalten werden - wegen der Erlebbarkeit der Landschaft.

Interessant zu wissen: Die Kiesunternehmen müssen beim Kreis Bürgschaften hinterlegen. "Die garantieren, dass es auch wirklich zur Rekultivierung kommt - sogar, wenn eine Firma mal zahlungsunfähig wird", so der Manager. Er lud die Kevelaerer ein, sich in die Diskussion um die Gestaltung einzubringen, damit eben nicht nur Löcher mit Zaun darum die Landschaft prägen. Neue Abgrabungen werden nach der 51. Regionalplan-Änderung kaum mehr genehmigt. Jetzt geht es vorrangig um die Zukunft der bestehenden Baggerlöcher.

(RP)
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