Kempen/Kreis Viersen Kliniken schlagen Alarm

Kempen/Kreis Viersen · Die finanzielle Situation der Krankenhäuser ist alles andere als rosig. Durch die Tarifeinigung im Öffentlichen Dienst kommen weitere Kosten auf die Kliniken zu. Die Geschäftsführer im Kreis Viersen verlangen einen Ausgleich.

In Deutschland gibt es 2064 Kliniken — und jede einzelne ist ein Unikat. Ein großes Problem vereinigt sie allerdings alle: die schwierige finanzielle Situation. "Das Hauptproblem für die Krankenhäuser ist die Refinanzierung der aktuellen Tariferhöhung bei gleichzeitig weiter stattfindenden Kürzungen", erklärt Alfred Dänzer, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). So baue sich alleine bei den Personalkosten eine Finanzierungslücke von einer Millarde Euro auf.

Auch im Kreis Viersen ist diese Belastung zu spüren: In den Krankenhäusern werden Lücken von mehreren Hunderttausend Euro klaffen, wenn die Verhältnisse so bleiben. Im Katharinen-Hospital Willich zum Beispiel werden im kommenden Jahr 244 000 Euro fehlen. "Umgerechnet sind das fünf Vollzeitkräfte", erklärt Pressesprecherin Vera Thaller. "Keine Ahnung, wo wir das Geld hernehmen sollen."

Gute Versorgung — gute Bezahlung

Deshalb startet die DKG unter dem Titel "Wann immer uns das Leben braucht" eine breit angelegte Kampagne zur Verbesserung der finanziellen Situation der Krankenhäuser. An der beteiligen sich auch Krankenhäuser im Kreis Viersen. "Wir müssen uns zu dieser Thematik positionieren", sagt Kim Holger Kreft, Geschäftsführer des Allgemeinen Krankenhauses in Viersen. "Die gute Versorgung durch unser Personal muss auch gut bezahlt werden." Es könne nicht sein, dass die Kliniken mit den Mehrkosten alleine gelassen werden.

Das sieht auch Jörg Schneider, Verwaltungsleiter des Städtischen Krankenhauses in Nettetal, so: "Wir haben in den vergangenen Jahren einen Sanierungsbeitrag für die Krankenkassen geleistet, die sind jetzt saniert, die haben erstmals mit einem Überschuss abgeschlossen. Wenn wir dieses Geld nicht mehr zahlen müssten, könnten wir die Tariferhöhungen ausgleichen." Auf sein Haus kommen nach ersten Rechnungen etwa 600 000 Euro mehr Personalkosten zu.

Im St. Irmgardis Süchteln sind es zwischen 200 000 und 300 000 Euro, wie Joachim Plantholt, Kaufmännischer Direktor, erklärt. Die Tarifsteigerung wird auch die konfessionellen Krankenhäuser erreichen. "Wir werden die Initiative des DKG weiter unterstützen", kündigt Plantholt an. Angedacht ist eine Aktion der Kliniken im Kreis Viersen. Geplant ist, alle politischen Vertreter anzusprechen. "Von Seiten der Politik muss das Signal kommen, dass zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt werden", sagt Jörg Schneider. Es sei an der Zeit, auf die Barrikaden zu gehen.

Kempener Hospital nicht betroffen

Noch nicht betroffen von der Tarifeinigung ist das Kempener Heilig-Geist-Krankenhaus, erklärt Geschäftsführer Clemens Guth vom Träger artemed. Denn das Haus befinde sich in kirchlicher Trägerschaft, und die Angestellten werden nach den Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR) des Deutschen Caritasverbandes bezahlt.

(RP/rl/areh)
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