Kamp-Lintfort "Lustvolle Völlerei" beim literarischen Menü

Kamp-Lintfort · Der Verein LesArt lud wieder zu einem kulinarisch-literarischen Abend ein - diesmal in Rosins Restaurant in Saalhoff.

 Es ist angerichtet: Der Verein Lesart hatte fünf Texte vorbereitet, die zwischen den Gängen vorgetragen wurden.

Es ist angerichtet: Der Verein Lesart hatte fünf Texte vorbereitet, die zwischen den Gängen vorgetragen wurden.

Foto: Stoffel

Seinen Roman "Het Diner" - deutsch "Angerichtet" - lässt Herman Koch in einem Amsterdamer Restaurant spielen. Der niederländische Autor gliedert die Handlung in fünf Teile, die dem Essen mit fünf Gängen entsprechen. Witz, Untiefen und Fantasien des menschlichen Daseins verbindet er mit Speisen, Getränken und Gesprächen. Mit einem Auszug aus diesem Roman, der 2009 erschien und 2017 von Oren Moverman unter dem Titel "The Dinner" verfilmt wurde, startete Lesart-Mitorganisatorin Ruth Schütz am Samstagabend das diesjährige literarische Menü. Essen, Trinken und Lesen zu kombinieren, ist bei den Besuchern beliebt, selbst wenn die Orte des literarischen Menüs fast jedes Jahr wechseln. So waren bereits nach eineinhalb Wochen alle 90 Karten verkauft, nachdem diese ab Ende November angeboten worden waren. "Wir hätten drei Mal so viele Karten verkaufen können", berichtete Michael Rosin von Rosins Restaurant in Saalhoff, wo sich die Freunde von guter Literatur und guten Lebensmitteln diesmal trafen.

Als Vorspeise kreierte er Tranchen einer Barbarie-Entenbrust aus asiatischem Nudelsalat, die er mit Ciabatta-Sticks wie einen Kopf formte. Als Hauptgericht stellte er Ochsenbäckchen vom Donald-Russel-Rind in Rotweinsauce mit Endivien untereinander oder Lachsmedaillons auf gegrilltem Rosmaringemüse zur Wahl. Als Dessert offerierte er ein Schokoladensoufflé mit Kiwispalten und Bourbon Vanillesauce.

Das Essen, das die Literaturfreunde auf dem Gaumen mit Wasser, Bier oder Weinen kitzeln konnten, symbolisierte die Lust, unter das Literarische Menü diesmal thematisch mit der Völlerei stand. Um diese Völlerei ging es auch in den Texten, aus denen die Lesart-Organisatoren vor zwischen und nach den Gängen vorlasen.

In der Kurzgeschichte "Lammkeule" von Roald Dahl, die von Ruth Schütz vorgestellt wurde, schlingen die Kriminalpolizisten einen großen Braten herunter, der das Mordwerkzeug ist, das sie vergeblich suchen. In der Kurzgeschichte "Lass ihn doch!" von Mark Spörrle, die von Ulla Schümann vorgelesen wurde, wendet ein Schwiegersohn beim Weihnachtsessen alle Tricks an, um die immer übervollen Teller leer werden zu lassen. Oder in der anonymen Geschichte Schlaraffenland, die von Angie Brauers präsentiert wurde, gibt es Essen und Trinken im Überfluss.

"Das neunte erst schmeckt lecker. Da hast du recht Heidegger', rief nach zehn Glas Adorno. ,Prost nur von vorno'", schloss die Vorleserin Ruth Schütz mit dem Gedicht "Theke, Antitheke, Syntheke" von Robert Gernhardt. Schließlich soll es in einem Jahr wieder von vorne losgehen - mit einem Literarisches Menü zum Jahresbeginn. Das verspricht der Verein. Dabei stehen Ort und Thema noch nicht fest.

(got)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort