Kamp-Lintfort Kamp-Lintforter singen auch im Regen

Kamp-Lintfort · Der diesjährige Kultursommer hat mit einem Mitsingabend im Terrassengarten des Kloster Kamp begonnen.

 Norbert Knabben, künstlerischer Leiter des Kamp-Lintforter Kultursommers, stimmte beim Mitsingabend in der offenen Orangerie im Terrassengarten die Lieder an.

Norbert Knabben, künstlerischer Leiter des Kamp-Lintforter Kultursommers, stimmte beim Mitsingabend in der offenen Orangerie im Terrassengarten die Lieder an.

Foto: Klaus Dieker

Gemeinsam singen macht Spaß und kann sogar richtig aufregend sein, wie man bei der ersten Veranstaltung des diesjährigen Kamper Kultursommers am Sonntag in der offenen Orangerie des barocken Klostergartens erleben konnte. Rund 50 Besucher hatten sich dort um 18 Uhr versammelt, um mit Norbert Knabben, der das alljährliche kulturelle Kamper Sommerereignis in diesem Jahr zum zehnten Mal organisiert, und seinem Freund, dem Moerser Pianisten Hans Lammert einen fröhlichen gemeinsamen Singabend zu verbringen. Zu diesem Zeitpunkt ahnte allerdings noch niemand, wie das Ganze zum Schluss enden würde.

"Wir machen Musik, da geht uns der Hut hoch", begann das gemeinsame Sangesereignis, nicht unbedingt ganz harmonisch, dafür aber umso begeisterter gleich zu Beginn mit einem alten Schlager von Ilse Werner, der unvergessenen Virtuosin des musikalischen Pfeifens. Dazu erschien für alle, die nicht mehr als den Refrain kannten, der übrige Text mittels eines digitalen Projektors auf einer großen, an der westlichen Stirnseite der Orangerie aufgespannten Leinwand. Auch der anschließend folgende Beatles-Song "Help" klang vor allen in seinen höheren Klanglagen nicht gerade so, als habe ihn ein Meisterchor einstudiert, doch in diesem Fall konnte Vorsänger und Gitarrist Norbert Knabben seinen sonntäglichen Spontanchor schon im Vorfeld beruhigen: "Wer jetzt diese Töne mit uns erklimmt, für den kommen heute keine schlimmeren Herausforderungen mehr." Das stimmte. Der anschließend angestimmte Song "Heute hier, morgen dort", des einstigen deutschen Politsongbarden Hannes Wader und die erst kürzlich zum "Tanzsong des Jahrhunderts" erklärte Heimatballade "Country Road" des unvergessenen John Denver kam schon sehr viel harmonischer rüber. Bei den beiden einstigen deutschen Schlagerhits "Schuld war nur der Bossa Nova" und "Dschingis, Dschingis Khan" zum Ende des ersten Veranstaltungsteils wurde die bunt zusammen gewürfelte Sangesgemeinschaft schließlich fast schon zu einem richtigen Chor. Und so wäre es nach der Pause sicherlich auch weitergegangen, wenn sich in der Zwischenzeit nicht ganz plötzlich eine beängstigende schwarze Wolke am Himmel breit gemacht hätte. "Was meinen Sie? Sollen wir weitermachen, oder möchten sie sich lieber vor dem großen Guss noch rechtzeitig trocken in Sicherheit bringen?", ließ Norbert Knabben seinem Publikum die Wahl. "Weiter machen!", entschied angesichts des drohenden Unwetters in diesem Fall nur eine kleine Schar, die dann aber nach den ersten Blitzen und Regengüssen vorsichtshalber in den tiefer gelegenen Teil des Orangerie-Gebäudes flüchtete.

Doch echte Sangesfreunde lassen sich durch solche Wetterunbillen natürlich nicht abschrecken. Während draußen ein peitschender Regen den Klostergarten in eine brodelnde Wasserlandschaft verwandelte, und die Initiatoren Norbert Knabben und Hans Lammert oben hektisch ihre empfindliche Musikelektronik abbauten, sangen die Wetterflüchtlinge in den Orangerie-Katakomben inzwischen fröhlich weiter: "Wir lagen vor Madagaskar", was in diesem Fall irgendwie ziemlich gut passte.

(lang)
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