Kamp-Lintfort Gewölbekeller: Ein künstlerischer Blick auf die Kraft der Natur

Kamp-Lintfort · Fäden durchziehen wie fein gesponnen den Gewölbekeller des Klosters Kamp. Transparent-weiße Kokons hängen von der Decke herab und geben auf den ersten Blick nicht preis, was sie im Innern schützen und bewahren.

 Barbara Schmitz-Becker stellt erstmals im Gewölbekeller aus.

Barbara Schmitz-Becker stellt erstmals im Gewölbekeller aus.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Auf dem Boden stehen Gebilde aus Papier, die wie Vogelnester wirken, an der Wand hängen Nistkästen, die innen zuweilen Überraschendes offenbaren. Am liebsten wäre es Barbara Schmitz-Becker, die Besucher würden durch den Gewölbekeller wie durch einen begehbaren Wald wandeln - mit einem aufmerksamen Blick für das Detail im Ganzen, für Entdeckungen und das Unerwartete. "Federleicht" ist der Titel der Ausstellung, mit der sich die Künstlerin aus Nettetal Kunstfreunden in Kamp-Lintfort präsentiert. Im Gewölbekeller entdecken sie Objekte und Installationen, die durch die Natur inspiriert sind.

Barbara Schmitz-Becker hat zwei Installationen eigens für den besonderen Ausstellungsraum mit seinem schönen Gewölbe geschaffen. Die weißen Kokons aus bis zum 80 mal geschichteten Naturfasern vermitteln sofort ein Gefühl von Geborgenheit. "Die Besucher müssen aktiv durch meine Ausstellung gehen, sonst bleibt ihnen der Schatz, das Schützenswerte in den Kokons, verborgen", sagt die 46-jährige Künstlerin, die eine Lehre zur Keramikerin absolviert hatte, bevor sie Produkt-Design an der Fachhochschule Niederrhein studierte.

"Keramik hat ja etwas Irdenes, und ich habe versucht, mit diesem Material immer leichter zu werden." Das Experiment führte Schmitz-Becker zu einem Material, das nicht leichter, zarter und transparenter sein kann: Papier, insbesondere das selbst gemachte. Die Natur und ihre Überlebensfähigkeit auch in scheinbar aussichtslosen Situationen - das begeistert und inspiriert die 46-Jährige zu ihrer poetischen, wie sie selbst sagt, leisen Kunst: die Schwalbe, die auf Reisen geht und doch immer wieder zu diesem einen Ort zurückkehrt, oder die Pflanze, die sich ihren Weg durch jedes von Menschenhand geschaffene Hindernis bahnt.

Neben Grafiken, ihren Lichtwesen, Lampen mit von ihr neu geschaffenen Hüllen, und einer fragilen Arbeit, zu der sie der Monarchfalter inspiriert hat, hat Schmitz-Becker eine weitere Installation speziell für den Gewölbekeller geschaffen. Insgesamt 81 weiß gestrichene Dachlatten scheinen auf den ersten Blick zu teilen. Wer genau hinschaut und auf das Detail achtet, stellt schnell fest, das Barbara Schmitz-Becker im Zusammenspiel mit dem Raum einen neuen Kokon geschaffen hat, einen der ihre Themen aufgreift: Geborgenheit, Heimat und Lebensstationen. Auf den Stäben hat sie von einem Nest ausgehend die wichtigen Punkte ihres Lebens sozusagen markiert: Der Betrachter entdeckt das Jahr ihrer Geburt, ihren Heimatort und vieles mehr. "Es muss nur den Kreuzen auf den Latten folgen", sagt die Künstlerin.

Die Ausstellung wird am Samstag, 10. Oktober eröffnet und ist bis zum 20. Dezember im Gewölbekeller des Klosters Kamp zu sehen.

(RP)
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