Serie Erster Weltkrieg In Hückeswagen - Ende Von der Front endlich zurück nach Hause

Hückeswagen · Am 22. November 1918 kehrten 80 Hückeswagener aus dem Krieg heim. Doch die Basis für den nächsten war bereits gelegt.

Serie Erster Weltkrieg In Hückeswagen - Ende: Von der Front endlich zurück nach Hause
Foto: Kolpingarchiv

Das Ende des Ersten Weltkriegs war mit der Waffenstillstandsunterzeichnung zwischen Deutschland und den Gegnermächten der Entente am 11. November 1918 im belgischen Spa besiegelt. Doch elf Tage später, am 22. November, machte die Bergische Volkszeitung mit folgendem Bericht auf: "Hückeswagen trägt ein Festkleid. In allen Straßen wehen schwarz-weiß-rote Fahnen." Das waren die Farben des Kaiserreiches, obwohl Wilhelm II. bereits am 9. November zur Abdankung gezwungen worden und ins holländische Exil aufgebrochen war. Es folgte die so genannte Dolchstoß-Legende mit der Aussage: "(. . .) im Felde unbesiegt!"

Die Schuld am Verlust des Ersten Weltkriegs wurde den Revolutionierenden in der Heimat zugeschrieben. Alles erstarrte in Kriegsmüdigkeit. Die Fahnenparade am 22. November 1918, die riesige zusammengekommene Bürgermenge, die in Jubel einstimmenden vereinigten Sänger, die patriotischen Märsche der Feuerwehrkapelle - all das galt einem Großteil der von den Fronten an der Somme und zuletzt aus Amiens zurückkehrenden Hückeswagener Soldaten.

In den Bereich der Anekdote gehört, dass mit dem angesagten Heimkehrer-Zug der Reichsbahn nur ein einziger Hückeswagener, nämlich ein gewisser Karl L., angekommen war. Die restlichen 79 "Feldgrauen" hatten in einem Anschlusszug aus Köln, über Opladen und Bergisch Born kommend, mehr als zwei Stunden Verspätung. Die groß angelegte Begrüßung samt Ansprache von Bürgermeister Richard Leyhausen galt somit zunächst einmal nur dem Infanteristen Karl L. Es heißt, dass zwei Stunden später Reden und Marschmusik wiederholt worden seien. Es stimmt traurig, wenn man bedenkt, in welch familiärer Breite die am Kriegsende gezählten Gefallenen in Hückeswagen schmerzvolle Lücken hinterlassen hatten. Noch unvorstellbar trauriger stimmt es, dass die Jüngsten, die in diesen Krieg gezogen waren, 21 Jahre später erneut zur "Verteidigung des Vaterlandes" eingezogen wurden. Dem Ersten Weltkrieg folgten auch in Hückeswagen inmitten der politischen Zerwürfnisse Jahre unvorstellbaren Elends und großer Hungersnot.

Der französische Dramatiker Jean Paul Sartre bezeichnete den Ersten Weltkrieg nicht umsonst als die "Wurzel allen Übels". (Ende dieser Serie.)

(rt)
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