Serie Erster Weltkrieg In Hückeswagen - Teil 5 Mörderischer Kampf an vorderster Linie

Hückeswagen · Mit 21 Jahren zog Heinrich Pohl senior in den Krieg. Seine Tagebuch-Einträge machen das Grauen erlebbar. Der Anwohner der hinteren Peterstraße war den älteren Hückeswagenern noch wegen seiner sprichwörtlichen Geradlinigkeit sehr bekannt.

 Heinrich Pohl senior (r.) beim Beschlagen eines Pferdes in einer Feldschmiede in Flandern. Das Foto datiert aus dem Jahr 1916. Pohl war auch bei der Schlacht im Argonner Wald dabei.

Heinrich Pohl senior (r.) beim Beschlagen eines Pferdes in einer Feldschmiede in Flandern. Das Foto datiert aus dem Jahr 1916. Pohl war auch bei der Schlacht im Argonner Wald dabei.

Foto: kolpingfamilie (archiv)

In einem mit Sorgfalt aufgezeichneten Tagebuch über seine persönlichen Erlebnisse an der Front in Belgien und Frankreich berichtete der Huf- und Wagenschmied Heinrich Pohl senior (1883-1965). Der den älteren Hückeswagenern noch wegen seiner sprichwörtlichen Geradlinigkeit bekannte Anwohner der hinteren Peterstraße war bereits 1913 zu einer Landwehr-Übung nach Saarbrücken beordert worden. Nach eigener Aussage war das die einzige militärische Vorbereitung auf das, was ab August 1914 auf ihn zukommen sollte.

"Kasernenhof-Drill war ein Kinderspiel gegen den mörderischen Kampf in vorderster Linie", schrieb Pohl auf und machte das an Beispielen fest. "Am 16. September gerieten wir in eines der weiteren Gefechte. Unmittelbar neben mir fiel zusammen mit anderen zwölf Kameraden mein Major. Der Brigade-Kommandeur erlitt schwerste Verwundungen(. . .)"

Am 28 Oktober lag Pohl, ansonsten in der Etappe mit Hufbeschlägen der Kavallerie-Pferde beauftragt, wieder ganz vorn in den Schützengräben im französischen Neuville. "Im Granatfeuer neben mir sieben Mann tot. Drei starben an meiner Seite. Es ging unaufhörlich weiter. Hörbarer Abschuß, Granateinschlag, Aufbrüllen neben mir, Stöhnen, in Stücke gerissene Kameraden." Pohl war auch bei der Schlacht im Argonner Wald dabei. In sein Tagebuch-Blöckchen hatten sich ein Dutzend Kameraden aus Wipperfürth, Remscheid und Lennep eingetragen. Die meisten davon sollten den Ersten Weltkrieg nicht überlebeben. Im Archiv der Kolpingsfamilie sind Fotografien der eingezogenen Mitglieder des damals so genannten Gesellenvereins und der Katholischen Kirchengemeinde einsortiert. Zu vielen der im Bild stolz Uniformierten gibt es "Totenzettel" mit den Lebens- und Sterbedaten. In den beiden ersten Kriegsjahren stand vielfach unter Andachtsbildern der Zusatz "Süß und ehrenvoll ist es, für das Vaterland zu sterben". Ab 1916 fiel dieser Zusatz mehr und mehr fort. In Hückeswagen erinnern auf so genannten Ehrentafeln in der Johanniskirche (Kolumbarium), in der Turmkapelle von St. Mariä Himmelfahrt und auf Denkmälern vor den ehemaligen Schulen Straßweg und Herweg an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Außerdem sind es die steinernen Grabkreuze auf dem unteren Teil des Ehrenfriedhofs Am Kamp, wo zum Teil in der Heimat verstorbene Schwerverwundete ihre letzte Ruhe gefunden haben. Die Inschrift auf einer Bronzetafel am Kriegerdenkmal unterhalb des Schlosshagens will den Generationen nach dem ersten und dem noch grausameren Zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945) aufgeben: "Die Toten der Kriege mahnen zum Frieden."

(rt)
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