Hückeswagen Die Trümmer einer Existenz

Hückeswagen · Holger Lubomierski (48) und seine Mutter haben unglaubliches Glück gehabt. Wohl einer ihrer Katzen ist es zu verdanken, dass sie bei dem Hausbrand in Posthäuschen am Montagmorgen nicht ums Leben kamen.

Zwei schwarze Katzen haben es sich auf dem großen Holzstapel gemütlich gemacht und genießen die Sonnenstrahlen. Eine hellrot-getigerte stampft derweil ins Haus Posthäuschen 11 und guckt sich neugierig im Inneren um. Dort liegen nur noch Trümmer: verkohlte Balken, geborstene Fensterscheiben, angesengte Kleidungsstücke, und im rechten Teil des Hauses ist die Zwischendecke eingebrochen.

In der ersten Etage der etwas niedrigeren linken Haushälfte ist zwischen den schwarzen Dachbalken das Rohr des Kohleofens zu sehen, der möglicherweise für das verheerende Feuer verantwortlich ist. Denn die Brandermittler der Polizei gehen davon aus, dass entweder Glut über den Ascheschieber ins Zimmer gelangt ist oder dass ein Kurzschluss die Brandursache ist.

Holger Lubomierski guckt dem Treiben der drei Katzen interessiert zu. Ein Verband verhüllt seine linke Hand und den linken Unterarm, die bei der Flucht aus dem brennenden Haus durch Tropfen der geschmolzener Deckenverkleidung verletzt wurden. Hose und Hemd hat ihm sein direkten Nachbar Egon Kusche geliehen, die Jacke stammt aus der "Kleiderkammer".

Dann werden die Erinnerungen an das Schreckenszenario von Montagnacht wach. "Zwei Minuten länger im Haus, und wir wären jetzt wohl tot", sagt der 48-Jährige nachdenklich. Nachdem sich der erste Schock gelegt hat, dachte er über den Ablauf ihrer Flucht aus dem brennenden Haus nach.

"Meine Mutter hat im Sessel in ihrem Wohnraum gesessen und ist darüber dann eingeschlafen", vermutet Holger Lubomierski, der als kaufmännischer Angestellter in der Remscheider Serviceniederlassung der MAN Truck & Bus Deutschland GmbH arbeitet.

Was dann um kurz vor 4 Uhr genau geschah, kann er nur vermuten: "Meine Mutter hatte ein Katze: Elli, eine Main Coon", erinnert er sich. "Ich gehe davon aus, dass sie das Feuer bemerkt und meine Mutter angesprungen hat." Auf jeden Fall sei sie wach geworden und habe sofort realisiert, dass die Hälfte der Decke in Flammen stand.

Trotz ihrer Gehbehinderung schaffte es Irmgard Lubomierski, sich bis zum Flur zu schleppen und ihren Sohn mit "Feuer"-Schreinen aufzuwecken. "Normalerweise bin ich durch nichts wachzukriegen", erzählt er. Aber in diesem Moment habe er senkrecht im Bett gesessen.

Dann ging alles sehr schnell: Ohne sich Strümpfe oder Schuhe anzuziehen packte Holger Lubomierski seine 74 Jahre alte Mutter und brachte sie ins Freie, wo er sie auf eine Bank unter einem Walnussbaum setzte. Später versorgte er sie noch mit Decken, die er in einem Schuppen fand. Denn die Nacht zu Montag war frostig.

Im Auto lag sein Handy (die Schlüssel hatte er sich beim Hinausgehen instinktiv gepackt), mit dem er die Leitstelle der Feuerwehr alarmierte. Dann rannte der 48-Jährige noch einmal ins Haus, griff sich einen Feuerlöscher und sprühte dessen gesamten Inhalt ins Wohnzimmer der Mutter, wo der Kohleofen stand. "Dabei hab' ich wohl einige Haare gelassen", sagt er, und auf seinem Gesicht ist ein Lächeln zu erahnen.

Inzwischen haben auch die beiden schwarzen Katzen das zerstörte Haus als "Abenteuerspielplatz" entdeckt. Die zwei Hauskatzen der Lubomierskis, darunter die Norwegische Waldkatze des Sohns, werden zu dem putzigen Treiben nicht hinzu stoßen. "Sonja und Elli haben das Feuer nicht überlebt", sagt der 48-Jährige traurig.

(RP)
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