Gruiten Tour in die Motorrad-Historie

Düsseldorf · Die Tornax-Interessengemeinschaft suchte sich für ihr Jahrestreffen die Heimat ihrer Motorräder aus. Die Mitglieder tauschen sich aus, unternehmen Rundfahrten und sammeln jede Information über die Marke aus Barmen.

Ein leichter Benzingeruch und das muntere Knattern von Zweitaktern mischt sich derzeit in die Idylle rund um das Haus Poock in Gruiten. Die Tornax-Interessengemeinschaft hat das Hotel bis morgen in Beschlag genommen. Die Mitglieder erkunden bereits seit Fronleichnam mit ihren klassischen Motorrädern des ehemaligen Wuppertaler Herstellers die Region. Heute touren sie mit 35 Maschinen kreuz und quer durch das Oberbergische, 160 Kilometer wollen die Enthusiasten zurücklegen.

"Pünktlich zum Beginn des Treffens herrscht Kaiserwetter. Petrus fährt offenbar auch Tornax", stellte Dieter Kastel am Donnerstag mit einem breiten Lächeln fest. Der 42-jährige Wuppertaler organisiert das große Treffen der Motorradfreunde, das zuletzt in Ulm und Schwerin stattfand. Wenn Kastel erst einmal anfängt, über die Marke Tornax und ihre Geschichte zu erzählen, vergisst er auch schon einmal, dass im Tagungsraum des Hotels längst das Abendessen begonnen hat. Zum Auftakt fädelte er in Ratingen einen Besuch bei der AWD-Motorradfabrik ein, gestern unternahmen die Mitglieder eine Fahrt mit dem Kaiserwagen der Wuppertaler Schwebebahn.

"Mein Motorrad ist mehr ein Eigenbau. Als ich die Maschine 1964 von Bekannten bekam, wusste ich gar nicht, dass es eine Tornax war", erzählt er. Den Eigenbau taufte er "Tormax" und war damit schon in der halben Welt unterwegs – fast ohne technische Probleme. "Und das, obwohl das modernste Teil ein Luftfilter aus dem VW-Golf ist."

Uwe Timm blickt stolz zu seiner Maschine hinüber. Das Modell, Baujahr 1941, wurde nach der Herstellung fünf Jahre in Österreich versteckt. "Jedes Motorrad hat eine eigene Geschichte", bemerkt der 50-Jährige. "Instandsetzung und -haltung sind aufwändig. Besonders Ersatzteile für die Verkleidung sind schwer zu beschaffen." An der Faszination, die die früher in Barmen ansässige Marke ausstrahlt, ändert das jedoch nichts.

Dieter Kastel kann stundenlang über den Hersteller und die verschiedenen Modelle referieren. 50 000 Motorräder baute Tornax von 1926 bis 1954, zudem 158 Autos. "Die Luxusmodelle kosteten umgerechnet um die 20 000 Euro. Es ist diese Exklusivität und die Verbindung zu Wuppertal, die mich begeistert", sagt er. Wo die Tornax-IG ihr Treffen 2011 abhält, entscheidet sich heute Abend in Gruiten.

(RP)
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