Hilden Startprobleme bei der Bahn

Hilden · Erst seit wenigen Wochen nutzt die Bahn eine neue Technik, um den Zugverkehr unter anderem in Hilden zu steuern. Doch Fahrgäste mussten sich zum Teil lange in Geduld üben. Die Bahn spricht von Anfangsschwierigkeiten.

 Das elektronische Stellwerk in Solingen wird von der Betriebszentrale der Bahntochter DB Netz AG in Duisburg aus bedient. Monitore zeigen Florian Ohlhoff (l.) und Thomas Zeihen, wo sich gerade welcher Zug befindet.

Das elektronische Stellwerk in Solingen wird von der Betriebszentrale der Bahntochter DB Netz AG in Duisburg aus bedient. Monitore zeigen Florian Ohlhoff (l.) und Thomas Zeihen, wo sich gerade welcher Zug befindet.

Foto: Ralf Hohl

Hilden/Solingen Immer wieder ist es in den vergangenen Tagen zu Verspätungen und Zugausfällen auf der Strecke der S-Bahn-Linie S 1 gekommen, die zwischen Dortmund und Solingen verkehrt und auch in Hilden hält. Fahrgäste benötigten selbst für kurze Strecken teilweise bis zu anderthalb Stunden. Dabei wurde erst vor wenigen Wochen in Ohligs ein neues Stellwerk in Betrieb genommen, mit dem die Züge nun nicht mehr analog, sondern digital gesteuert werden, und zwar zentral von Duisburg aus.

"Wir hatten Anfangsschwierigkeiten", räumt Bahnsprecher Jürgen Kugelmann ein. Auch Blitzeinschläge sollen das System zum Teil lahm gelegt haben. "Aber mittlerweile läuft es." Eine Aussage, die Fahrgäste gestern nicht so recht glauben konnten: Nachmittags war es erneut zu Verspätungen und Ausfällen der S 1 wegen einer Stellwerkstörung gekommen.

Zwei Mitarbeiter der Deutschen Bahn sitzen in der Duisburger Betriebszentrale an ihren Schreibtischen. Vor ihnen stehen jeweils acht Computerbildschirme, auf denen schematisch Bahnhöfe und Zugstrecken dargestellt sind. Sie steuern von hier aus den Schienenverkehr zwischen Leverkusen-Schlebusch, Opladen, Leichlingen und Solingen-Hauptbahnhof sowie zwischen Leverkusen-Morsbroich und Opladen. Seit dem 30. Juli wird das neue elektronische Stellwerk in Solingen von der Duisburger Betriebszentrale aus bedient. Es ist auch für Gruiten zuständig.

Zwei Jahre dauerte die Bauzeit in Ohligs. Für die Umbauten mussten rund 40 Kilometer Kabelkanäle an den Strecken eingebaut, 300 Kilometer Kabel verlegt und 199 neue Signale errichtet werden. Drei Bahnübergänge wurden erneuert, an zwei Überwegen wurde die Technik angepasst.

"Viele Kunden denken, dass mit dem neuen Stellwerk nun alles schneller geht", weiß Bahnsprecher Kugelmann. "Doch das ist nicht der Fall. Die Züge fahren ja in derselben Taktung wie bisher. Sie werden nur anders gesteuert." Es sei auch nicht das Ziel gewesen, dass die Fahrgäste etwas von der neuen Technik mitbekämen. "Das neue Stellwerk benötigt weniger Personal und ist wartungsärmer. Dadurch wollen wir unsere Wirtschaftlichkeit erhöhen und die Preise halten."

Durch die zentrale Steuerung von Duisburg-Duissern aus könne man auch leichter reagieren, wenn ein Kollege erkranke und umdisponiert werden müsse. "Entlassen worden ist aber niemand", sagt Kugelmann. "Die Mitarbeiter haben andere Stellen bei der Deutschen Bahn angenommen." Einige seien auch in Rente gegangen. "Denn auf den Stellwerken arbeiteten oft ältere Kollegen." Insgesamt sind rund 25 Arbeitsplätze vor Ort weggefallen. Im Gegenzug wurden zehn neue in Duisburg eingerichtet. Die Bahn will alle lokalen Stellwerke in NRW umrüsten und über Duisburg laufen lassen.

Befürchtungen, dass die neue Technik an Bahnübergängen weniger sicher sei, sind dem Verkehrsunternehmen zufolge unnötig. Die Gleise würden auch von Duisburg aus weiter überwacht. Befänden sich Menschen oder größere Tiere zwischen den Schranken, würden die Signale für die herannahenden Züge automatisch auf "Stopp" gestellt.

An einem Ohligser Bahnübergang war vor vier Jahren ein 22-Jähriger nachts vor einen Güterzug geraten und gestorben.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort